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Rödelmaier
757 Unterschriften für Verbleib der Karmelitinnen in Rödelmaier: Bürger wollen Schwestern nicht gehen lassen
Bestürzung nach dem Bekanntwerden, dass die Schwestern des Karmels in Rödelmaier in die Eifel ziehen möchten. Eine Unterschriftenaktion und die Reaktion darauf.
Bürgerinnen und Bürger von Rödelmaier und darüber hinaus wollen mit einer Unterschriftenaktion ihre Verbundenheit mit dem Karmel zum Ausdruck bringen. 
Foto: Anand Anders | Bürgerinnen und Bürger von Rödelmaier und darüber hinaus wollen mit einer Unterschriftenaktion ihre Verbundenheit mit dem Karmel zum Ausdruck bringen. 
Sigrid Brunner
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:13 Uhr

Die Bürgerinnen und Bürger von Rödelmaier wollen die Schwestern des Karmels in ihrem Ort nicht so einfach gehen lassen. Nach Bekanntwerden, dass die Karmelitinnen mit einem Kloster in der Eifel fusionieren und damit Rödelmaier verlassen möchten, rief ein Initiativteam in Rödelmaier eine Unterschriftenaktion ins Leben. Mitgetragen wurde diese von Domkapitular und Pfarrer Thomas Keßler, Pfarrer Bernold Rauch und vom örtlichen Gemeindeteam. 

"Wir möchten den Schwestern zeigen, dass sie in Rödelmaier und in der Umgebung sehr geschätzt und anerkannt sind. Wir möchten sie nachdrücklich bitten, ihr Vorhaben zu überdenken und in Rödelmaier zu bleiben", heißt es in dem von Pfarrer Keßler, Pfarrer Rauch und für das Gemeindeteam von Carola Kroczek unterzeichneten Unterschriften-Aufruf. Die Nachricht von den Plänen der Schwestern sei von vielen Menschen "mit Bestürzung und großer Traurigkeit" aufgenommen worden.

Viele persönliche Briefe von Bürgern an die Karmelitinnen

"Uns war es wichtig, dass das Thema in die Breite geht", sagt dazu Pfarrer Keßler gegenüber dieser Redaktion. "Das ist nicht nur ein Rödelmairer Anliegen." Deswegen auch seine Unterstützung. Der Weggang der Schwestern würde eine große Lücke hinterlassen.

Carola Kroczek (Mitte) vom Gemeindeteam übergab der Priorin Schwester Ancilla Bulowski zwei Ordner mit den Unterschriften und den persönlichen Briefen. Mit auf dem Bild Schwester Edith (rechts).
Foto: Marco Schmitt | Carola Kroczek (Mitte) vom Gemeindeteam übergab der Priorin Schwester Ancilla Bulowski zwei Ordner mit den Unterschriften und den persönlichen Briefen. Mit auf dem Bild Schwester Edith (rechts).

Das Echo der Aktion sei gewaltig gewesen. Die Unterschriftenlisten lagen in mehreren Kirchen aus. Am Dreikönigstag seien diese dann den Schwestern übergeben worden. Dabei wurden insgesamt 757 Unterschriften gezählt. Und es würden immer noch weitere hinzukommen, so Pfarrer Keßler. 

Die Karmelitinnen hätten sich bei der Übergabe sehr gerührt gezeigt, erzählt er. "Sie sind überaus betroffen, dass ihre Pläne so hohe Wellen schlagen." 

Die Unterzeichnenden hatten darüber hinaus auch die Möglichkeit, ihre persönlichen Gedanken zum Karmel in einem gesonderten Brief zum Ausdruck zu bringen. Davon sei reger Gebrauch gemacht worden, schildert der Domkapitular. 

Täglicher öffentlicher Gottesdienst im Kloster Rödelmaier

Er betont die Bedeutung der Karmelitinnen. In der Kapelle des Klosters finde jeden Tag ein Gottesdienst statt, der öffentlich ist. Die Kapelle sei oft voll und die Menschen kämen von über Rödelmaier hinaus. "Das ist ein fester Ort, von dem man weiß, da findet eine Messe statt." Der Wegfall dieser Gottesdienste wäre sehr schade.

Auch die Gebete der Schwestern würden den Menschen hier viel bedeuten, stellt der Pfarrer heraus. "Das Kloster leistet durch die Gebete einen ganz wichtigen Dienst." Nicht wenige Menschen würden sich bei Sorgen und Nöten an den Karmel wenden und um ein Gebet für ihre Anliegen bitten. Der Karmel "Regina Pacis" sei zwar ein Klausurorden, der in der Abgeschiedenheit lebt. Doch in den letzten Jahren hätten sich die Schwestern sehr geöffnet. 

Der Karmel ist eine "Gebetsinsel außerhalb der Hektik"

Welches Gewicht hat der Karmel für Pfarrer Keßler persönlich? Sein Messgewand sei im Karmelitinnenkloster Himmelspforten in Würzburg bestickt worden, entgegnet er. Und: "Es tut gut zu wissen, dass es so einen Ort des Glaubens gibt." Der Karmel sei eine "Gebetsinsel außerhalb der Hektik". "Die Schwestern halten den Draht zu Gott offen."

Man müsse jedoch auch sehen, dass sich die Frage, ob die Rödelmairer Schwestern bleiben oder gehen werden, nicht stellen würde, wenn mehr Gläubige in einem geistlichen Beruf die Möglichkeit zu einem erfüllten Leben sehen würden. Dieses Thema hatte Pfarrer Keßler auch in seiner Jahresschlusspredigt aufgegriffen, die er den Karmelitinnen widmete.

Wie sieht es mit Hilfsangeboten von außen für den Karmel aus? Diese seien sicherlich da. Eine Unterstützung müsse jedoch so geschehen, dass die Schwestern ihren Glauben in Ruhe gestalten können und weiter als Karmelitinnen leben können, betont Pfarrer Thomas Keßler. "Die Stille und auch die Einsamkeit, die sie suchen, müssen gewährleistet sein." 

Nun gelte es, das Weitere abzuwarten. "Wir haben das Unsere getan", meint Pfarrer Keßler. Man wolle auch keinen Druck ausüben. Die Schwestern würden selbst über ihre Zukunft entscheiden. "Wir können schlucken und weinen, aber wir müssen ihren Entschluss akzeptieren." 

Carola Kroczek: "Das Kloster gibt geistigen Rückhalt."

Das stellt auch Carola Kroczek vom Gemeindeteam in Rödelmaier heraus. "Wir müssen der Entscheidung mit Respekt begegnen." Auch wenn die Schwestern in die Eifel ziehen würden, dann wären sie ja nicht aus dem Bewusstsein der Menschen hier.

Die Überlegungen der Karmelitinnen, Rödelmaier zu verlassen, sei im Dorf mit großer Bestürzung aufgenommen worden. "Das Kloster gibt viele spirituelle Impulse und bietet auch geistigen Rückhalt", führt Kroczek aus. Es bestehe seit nahezu 100 Jahren in Rödelmaier und sei ein fester Bestandteil des kirchlichen und gemeindlichen Lebens. 

Generell wolle man die Schwestern nicht bedrängen. Auch wenn man sich natürlich um Unterstützung für sie bemühen würde, so heiße es nun zunächst einmal abwarten.

Reaktion des Karmels auf die Unterschriftenaktion

Wie reagiert man im Karmel auf die Unterschriftenaktion? "Das war schon heftig", beschreibt Priorin Sr. Ancilla Bulowski ihre Gefühle bei der Übergabe der Listen. Diese und auch die persönlichen Briefe würden "eine große Liebe und Wertschätzung" zeigen. "Die Reaktionen der Menschen sind überwältigend und sehr berührend."

Ändert die Aktion die Pläne? "Wir sind noch im Gespräch", entgegnet die Priorin. Die Bemühungen der Bürger würden einige Schwestern schon bewegen. Man müsse jedoch auch die Realität sehen. Sr. Ancilla geht auf die Altersstruktur der acht im Karmel lebenden Schwestern ein. Vier der Schwestern sind über 80 Jahre alt und mit dem steigenden Alter würden die Arbeiten immer beschwerlicher werden.

Die Hilfsangebote der Menschen seien sehr ergreifend. Es mangele jedoch auch an Nachwuchs und die Zahl der Schwestern werde kleiner. Wenn nur noch fünf Schwestern in einem Karmel leben, kann keine Priorin gewählt werden. So sehen es die Ordensregeln vor. Dann wird eine Kommission gebildet, die über die Zukunft des Klosters entscheidet. 

Viele Menschen würden sie um ein Bleiben bitten, viele hätten aber auch Verständnis für ihre Pläne, erzählt die Priorin. "Es ist sehr schwer", sagt sie abschließend.

 
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  • Peter Koch
    Wenn jetzt 20 Frauen aus Rödelmaier der Welt entsagen und in den Orden eintreten würden wäre das Problem erledigt. Aber nur durch Unterschriften werden die Schwestern weder mehr noch jünger.
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