Es war meine erste Adventszeit im Kloster nach meinem Eintritt vor nunmehr fast 15 Jahren, und fast alles war neu für mich. Da erlebte ich, wie sich kurz vor dem 8. Dezember eine gewisse Hektik in der stillsten Zeit des Jahres ausbreitete. Überall begegnete ich Schwestern mit Putzeimern und Staubwedeln. Dabei waren alle Räume doch bereits einer gründlichen Reinigung unterzogen worden, gerade damit die Stille einkehren konnte.
Auf meine neugierige Nachfrage, was das alles zu bedeuten habe, vernahm ich die schier unglaubliche Antwort: "Ich erwarte hohen Besuch." Wie bitte? In der Zeit, in der nicht mehr gebacken wurde, keine Telefonate geführt, keine Briefe geschrieben wurden, um sich ganz in die Besinnung vertiefen zu können? Noch dazu in der geschlossenen Klausur, die bestenfalls der Bischof betreten durfte? Ich verstand die Welt nicht mehr.
Was es mit dem "Frauentragen" im Kloster auf sich hat
Bis ich endlich von der Noviziatsleiterin angefragt wurde: "Du machst doch auch mit beim Frauentragen?" Frauentragen? Davon hatte ich noch nie gehört. Diesen Brauch kannte ich nicht. Geduldig wurde mir erklärt: "Die Muttergottes in Erwartung ist auf Herbergssuche für sich und das Kind unter ihrem Herzen, und wir laden sie in unsere Zellen ein. Dort hält sie sich einige Tage auf, bevor sie zur nächsten weiterwandert. Wir beginnen am 8. Dezember, damit auch jede bis zum Heiligabend die Gelegenheit hatte, sich dem hohen Besuch zu widmen und damit auf Weihnachten einzustimmen."
Natürlich schloss ich mich nicht aus und empfing nun als Jüngste dem Eintrittsalter nach und Letzte in der Reihe eine liebevoll geschmückte Madonnenfigur in meinem auf Hochglanz polierten und von vielen Kerzen erleuchteten Zimmer. Und jedes Jahr darf bei der kleinen Andacht ein Lied nicht fehlen:
"Es kommt ein Schiff geladen bis an sein höchsten Bord,
trägt Gottes Sohn voll Gnaden, des Vaters ewigs Wort.
Das Schiff geht still im Triebe, es trägt ein teure Last;
das Segel ist die Liebe, der Heilig Geist der Mast.
Der Anker haft auf Erden, da ist das Schiff am Land.
Das Wort will Fleisch uns werden, der Sohn ist uns gesandt." (GL 236)
Text: Sr. Teresa Benedicta
Foto: Hanns Friedrich / Montage: Anne Schmidhuber
Sr. Teresa Benedicta (69) ist im Kloster Rödelmaier in Hostienbäckerei, Verwaltung und Küche und vielen weiteren kleineren Aufgabengebieten eingesetzt.
In der Kolumne "Rhöner Adventskalender" schreiben Menschen aus dem Landkreis Rhön-Grabfeld Anekdoten und Gedanken rund um Advent und Weihnachtsfest.