Im Karmel in Rödelmaier sind die Würfel gefallen: Die Schwestern werden mit dem Karmel in Auderath in der Eifel fusionieren. Sie werden dorthin ziehen und damit Rödelmaier verlassen. Das bestätigte die Priorin Sr. Ancilla Bulowski auf Nachfrage dieser Redaktion. Bereits Ende vergangenen Jahres hatte sie als Grund für diesbezügliche Überlegungen die Altersstruktur der acht im Kloster lebenden Schwestern angegeben. Vier der Schwestern sind über 80 Jahre alt und mit dem steigenden Alter würden die Arbeiten immer beschwerlicher werden. Man müsse an die Zukunft denken.
Nach den Bemühungen der Bürgerinnen und Bürger um einen Verbleib der Schwestern in Rödelmaier habe man alles nochmal überdacht. "Aber wir sind zu demselben Ergebnis gekommen wie im Dezember bereits", sagt die Priorin. "Es tut uns sehr leid. Es fällt uns schwer, die Menschen so zu enttäuschen. Wir sehen jedoch keinen besseren Weg."
Für den Umzug von Rödelmaier in die Eifel gibt es noch keinen exakten Zeitplan
Einen genauen Zeitplan für den Umzug in die Eifel gebe es noch nicht. "Wir gehen davon aus, dass wir noch mindestens ein dreiviertel Jahr hier sind", so Sr. Ancilla. Die Fusion mit dem Karmel in Auderath sei ein Prozess. In den nächsten Monaten wolle man sich mit den dortigen Schwestern immer wieder treffen, den Kontakt intensivieren und Stück für Stück zu einer Gemeinschaft werden. Auch die Frage, wie es mit der Liegenschaft nach ihrem Wegzug weiter geht, sei noch offen.
Wie kann man sich den Karmel in Auderath vorstellen? Das Kloster sei dem in Rödelmaier recht ähnlich, erläutert Sr. Ancilla. Es sei etwas größer, nicht ganz so alt und früher ein Kinderheim gewesen. Die Gegend sei ebenfalls sehr ländlich. Das Kloster liege nicht mitten im Ort wie in Rödelmaier, sondern am Rande. Ansonsten seien der Gebetsrhythmus und das Gemeinschaftsleben identisch.
Die sechs dort lebenden Schwestern hätten eine vergleichbare Altersstruktur. "Wir werden nicht jünger, sondern nur mehr", meint dazu die Priorin. Man könne jedoch die Aufgaben dadurch besser verteilen.
Die Kerzenwerkstatt wird voraussichtlich mit umziehen
Thema Aufgaben: In Auderath gibt es weder eine Kerzenwerkstatt noch eine Hostienbäckerei oder ähnliches. Auch verfüge die Einrichtung über keinen Nutzgarten. Man plane jedoch, die Kerzenwerkstatt in der Eifel weiterzubetreiben, führt Sr. Ancilla aus. Hostien werden in Rödelmaier auf jeden Fall noch bis Ostern gebacken.
Worauf sie sich freue, sei das weitläufige Außengelände mit geteerten Wegen. Dieses sei mit dem Rollstuhl dadurch gut befahrbar, beschreibt die Priorin ihre künftige Heimat.
Die Entscheidung der Schwestern wird allgemein mit Wehmut aufgenommen. "Ich kann den Weggang der Schwestern nur bedauern, aber ich verstehe ihn auch", erklärt Domkapitular Thomas Keßler, in dessen Zuständigkeit als Pfarrer der Pfarreiengemeinschaft St. Martin, Brend die Gemeinde Rödelmaier fällt. "So schmerzlich es ist, wir müssen es akzeptieren." Für die Schwestern sei es wichtig, dass sie ihr geistliches Leben und ihren Glauben weiter gestalten können. Und das gehe gemeinsam mit dem Karmel in Auderath besser.
Bürgermeister Michael Pöhnlein: Ein großer Einschnitt für Rödelmaier
"Der Weggang der Schwestern bedeutet einen großen Einschnitt für Rödelmaier", sagt Bürgermeister Michael Pöhnlein. Die Bürgerinnen und Bürger seien sehr traurig darüber. Persönlich habe er in den letzten Wochen jedoch keine großen Hoffnungen mehr gehabt, dass sich die Ordensschwestern noch umbesinnen würden.
Die Gemeinde Rödelmaier möchte sich ein Vorkaufsrecht für das Kloster eintragen lassen. Wie es jedoch mit der Immobilie weiter geht, dazu könne er noch nichts sagen. "Das wäre nur Spekulation." Man müsse abwarten, ob das Gebäude verkauft wird und natürlich, ob es erschwinglich ist, so der Bürgermeister. Demnächst solle zur Zukunft des Klosters ein "runder Tisch" mit allen Beteiligten stattfinden.
Bedauern herrscht ebenfalls bei Helmut Hornung vom Gemeindeteam in Rödelmaier. Wie Pöhnlein hat auch er mit dieser Entscheidung gerechnet. Man habe in den letzten Wochen versucht, den Ordensschwestern zu zeigen, wie wichtig sie für die Gemeinde und darüber hinaus sind. Nicht zuletzt auch mit der Unterschriftenaktion. "Die Schwestern haben es sich nicht leicht gemacht", meint er. "Sie spüren, dass wir sehr traurig sind."
Rhön-Grabfelds Landrat Thomas Habermann hat eine enge Verbindung zum Karmel
Landrat Thomas Habermann hat von Kindheit an eine enge Verbindung zum Karmel Regina Pacis. "Ich empfinde ein richtiges Verlustgefühl. Diese so wichtige und wertvolle Gemeinschaft werden wir in Zukunft nicht mehr haben", äußert er sich gegenüber dieser Redaktion. "Wir haben den Schwestern viel zu verdanken."
Er habe intensiv mit der Priorin Sr. Ancilla gesprochen und dabei auch praktische Hilfe angeboten. Es sei jedoch deutlich zu spüren gewesen, dass bei ihrer Entscheidungsfindung der geistliche Gedanke und die Gewährleistung ihrer Berufung als betende Schwestern im Vordergrund stehen.
Der Abschied werde sehr schwerfallen, meint der Landrat, der von der Priorin in einem persönlichen Gespräch von dem Entschluss in Kenntnis gesetzt wurde, aber es sei auch ein Aufbruch in die Zukunft. Für diese wünsche er den Schwestern, dass sich ihre Hoffnungen erfüllen werden.
Auf die Perspektiven für das Gebäude angesprochen, entgegnete Thomas Habermann, dass nun zunächst die Entscheidung der Schwestern verarbeitet werden müsse, aber er werden ihnen sicherlich anbieten, sie bezüglich der Liegenschaft zu begleiten.