„Schön, dass so viele Kinder und Jugendliche heute mit dabei sind. Ihr macht die Kirche jung.“ Sichtlich begeistert war Bischof Friedhelm Hofmann bei seinem Besuch im Karmel „Regina Pacis“ in Rödelmaier. Neben der Musikkapelle und Bürgermeister Michael Pöhnlein waren es die Kindergartenkinder, die den Bischof mit vielen Gläubigen begrüßten. In einem Lied nannten sie denn den Grund: 90 Jahre Karmelitinnenkloster Rödelmaier. Die Kinder hatten ein Schild gemalt und dabei neun Rosen angeheftet. „Die sind für jedes zehnte Jahr“, sagten sie zu Schwester Ancilla, der Priorin des Karmels von Rödelmaier.
„Regina Pacis“ heißt Königin des Friedens. 90 Jahre Karmel bedeute für die Gemeinde Rödelmaier und den gesamten Landkreis ein besonderer Segen, so der Bischof. Die heilige Teresa von Avila habe schon 1573 Wege zur Erneuerung des Glaubens beschrieben, die gerade heute angewendet werden könnten. „Sie gibt uns dazu quasi die Steilvorlage im Bistum Würzburg.“
Begrüßt wurde der Bischof von Pfarrer Johannes Beetz und Pater Elias, Prior des Karmels in Würzburg. Hofmann erinnerte in der Predigt an die Zeit, als die Schwestern nach Rödelmaier kamen, eine Zeit, in der das tägliche Leben größtenteils noch vom Glauben geprägt gewesen sei, der lebendige Kontakt zu Gott aber schon an Bedeutung verlor habe. Der Zuzug der Schwestern sei damals für Rödelmaier Bereicherung aber auch Herausforderung gewesen. Schließlich lebten die Schwestern zurückgezogen hinter Klostermauern und ihr Leben bestand hauptsächlich aus Gebet und Spiritualität.
Kurz streifte der Bischof das Leben der heiligen Teresa, die erst 1555 vor dem Bild des gegeißelten Christus ihre Bekehrung erlebt habe. Sie habe Visionen gehabt und, da sie schriftstellerisch begabt war, niedergeschrieben. „Und zwar so, dass wir heute noch davon ergriffen werden.“ Als ihr wichtigstes Buch bezeichnete der Würzburger Bischof „Der Weg der Vollkommenheit“. In einer Zeit, die der heutigen ähnlich gewesen sei, habe sie mit leidenschaftlichem Herzen, klaren Vorgaben und erstaunlichem Organisationstalent Wege zur Erneuerung gezeigt, die bis heute aktuell seien.
Heute gehe es in der Kirche darum, Wege zu finden, die zum Missionsauftrag Jesu zurückführen. „Alle Überlegungen zu neuen Strukturen des Bistums Würzburg müssen aus der Mitte des Gründungs- und Sendungsauftrags Jesu Christi erwachsen.“ Die heilige Teresa von Avila gebe dazu die Vorlage. Eine Lehrmeisterin nannte sie der Diözesanbischof, die Fußspuren auf dem Weg zu Gott hinterlassen habe.
Vielleicht fehle heute vielen die Dimension des mystischen Gebetes, sagte Hofmann und stellte die Frage, ob nicht die Außenwirkung der Kirche zu sehr von rationalistischem Denken und organisatorischen Bemühungen geprägt ist, statt von der tiefen, inneren Begegnung mit dem Allmächtigen. Der Bischof forderte wieder mehr Zeit für die persönliche Betrachtung und Anbetung des Allerheiligsten. Er zitierte Karl Rahner, der geschrieben hatte: „Der Fromme von morgen wird ein Mystiker sein, einer, der etwas erfahren hat, oder er wird nicht mehr sein.“
Die Schwestern des Karmel Rödelmaier nannte Bischof Friedhelm einen Schatz. Es sei etwas Wunderbares mit ihnen beten zu dürfen. Der Mensch sei von allen Geschöpfen als einziger in der Lage zu beten und aus dem Gebet heraus zu handeln.