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Bad Neustadt
Stellenabbau, Tarifstreit und Wirtschaftskrise: So lief das turbulente Wirtschaftsjahr 2024 in Rhön-Grabfeld
Während einige Unternehmen im Landkreis Rhön-Grabfeld mit Herausforderungen zu kämpfen hatten, konnten andere trotz der Krise positive Entwicklungen verzeichnen.
Über 700 Arbeitsplätze in der Region gingen in diesem Jahr beziehungsweise gehen noch verloren. Das Bild zeigt Menschen bei einer Demo gegen den geplanten Stellenabbau von Valeo am 25. Januar. 
Foto: René Ruprecht (Archivbild) | Über 700 Arbeitsplätze in der Region gingen in diesem Jahr beziehungsweise gehen noch verloren. Das Bild zeigt Menschen bei einer Demo gegen den geplanten Stellenabbau von Valeo am 25. Januar. 
Kai Kunzmann
 |  aktualisiert: 02.01.2025 02:32 Uhr

2024 war für die Wirtschaft kein einfaches Jahr, so auch für die Unternehmen im Landkreis Rhön-Grabfeld. Mit den Themen Kurzarbeit, Stellenabbau, Tarifstreit und einem Gefühl der Unsicherheit mussten sich in diesem Jahr viele Arbeitgebende und Arbeitnehmende beschäftigen. Doch nicht für alle Firmen lief das Jahr schlecht. Ein Rückblick zeigt, wie das Wirtschaftsjahr für sieben Unternehmen aus der Region verlaufen ist. 

Hier lesen Sie alle Nachrichten zur Wirtschaft im Landkreis Rhön-Grabfeld

1. BSH-Standort in Bad Neustadt blieb vom Stellenabbau des Mutterkonzerns verschont

BSH Hausgeräte in Bad Neustadt vermeldete einen Rekord und sieht sich 'zukunftsfähig aufgestellt'.
Foto: Jan Greune (Archivbild) | BSH Hausgeräte in Bad Neustadt vermeldete einen Rekord und sieht sich "zukunftsfähig aufgestellt".

Während der Mutterkonzern, die Bosch-Gruppe, in einer tiefen Krise steckt, blickt der BSH-Standort in Bad Neustadt positiv in die Zukunft und vermeldete sogar einen Rekord. Im Werk in der Saalestadt des Hausgeräteherstellers werden Staubsauger hergestellt. Diese seien laut Eva Bauerschmidt, Pressesprecherin von BSH Hausgeräte, im Jahr 2024 sehr nachgefragt gewesen. Deshalb bleibe das Werk von dem geplanten Stellenabbau verschont. Mit einer Produktion von rund 2,4 Millionen Staubsaugern jährlich – das entspricht etwa 11.000 Geräten am Tag – erreichte Bad Neustadt in diesem Jahr sogar einen neuen Rekordwert, wie das Unternehmen erklärte.

2. Automobilzulieferer Preh in Bad Neustadt kündigte den Abbau von 420 Stellen an

Im Juni 2024 erreichte die Mitarbeitenden des Automobilzulieferer Preh eine Hiobsbotschaft: 420 Stellen sollen abgebaut werden.
Foto: Heiko Becker (Archivbild) | Im Juni 2024 erreichte die Mitarbeitenden des Automobilzulieferer Preh eine Hiobsbotschaft: 420 Stellen sollen abgebaut werden.

Alles andere als positiv lief das Jahr für die Beschäftigten des Automobilzulieferer Preh, mit Hauptsitz in Bad Neustadt. Im Juni 2024 kündigte das Unternehmen den Abbau von 420 Stellen an. Einfach so hinnehmen, wollten Belegschaft, Betriebsrat und die Gewerkschaft IG Metall die Entscheidung des Konzerns nicht. Jedoch vergebens. Trotz mehrerer Proteste und intensiver, monatelanger Verhandlungen zwischen den Entscheidungsträgern und Betriebsrat wich der Konzern nicht von seinem Plan ab, wie Preh im Oktober bekräftigte. Preh-Pressesprecher Ronald Schaare kündigte im Namen des Konzerns damals an, man wolle mit dem Stellenabbau im Dezember beginnen. 

3. IFSYS in Großbardorf: Gute Auftragslage und positiver Blick in die Zukunft

Erfolgreich trotz Krise: Das Unternehmen IFSYS in Großbardorf behauptet sich am Markt.
Foto: René Ruprecht (Archivbild) | Erfolgreich trotz Krise: Das Unternehmen IFSYS in Großbardorf behauptet sich am Markt.

Es gibt auch gute Nachrichten aus dem Wirtschaftsleben in Rhön-Grabfeld. Anders als bei manch anderen in der Region ansässigen Unternehmen sind die Auftragsbücher von IFSYS gut gefüllt. Ursprünglich als Zwei-Mann-Betrieb gestartet, hat sich der Betrieb, mit Sitz in Großbardorf, zu einem Global Player entwickelt. In diesem Jahr profitierte der Hersteller von Sondermaschinen vor allem von Investitionen anderer Unternehmen in den Bereichen der elektrischen Antriebstechnologien. Zukünftig plant IFSYS den Ausbau des eigenen Geschäftsbereiches in den USA. Auch am heimischen Standort wolle man weiter in Gebäude, Maschinen und Technologie investieren und strebe ein gesundes Wachstum an.  

4. Fenster- und Türenbauer Blaurock aus Salz meldete Insolvenz an

Die Firma Blaurock aus Salz ist insolvent und will sich deshalb im Jahr 2025 neu aufstellen.
Foto: Michael Endres (Archivbild) | Die Firma Blaurock aus Salz ist insolvent und will sich deshalb im Jahr 2025 neu aufstellen.

Für Negativschlagzeilen sorgte Mitte dieses Jahres die Firma Blaurock aus Salz. Im Sommer hatte der Fenster- und Türenbauer einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt. Damit war unklar, wie es um das Unternehmen und dessen Mitarbeitenden künftig stehen würde. Im Dezember gab es dann Gewissheit: Blaurock wird im Rahmen einer übertragenden Sanierung an einen Erwerber verkauft. Das erklärte der zuständige Insolvenzverwalter Markus Schädler auf eine Anfrage dieser Redaktion. Eine dazugehörige Vertragsunterzeichnung sei für Januar 2025 vorgesehen. Zukünftig will das Unternehmen anstatt bundesweit regional stärker auftreten, wie Mathias Reichert, der alleinige Blaurock-Geschäftsführer, berichtete. Aufgrund dieser Entscheidung seien Personalmaßnahmen erforderlich. In welchem Umfang bleibt abzuwarten. 

5. Valeo in Bad Neustadt setzte den angekündigten Abbau von 310 Stellen um

Die Schließung der Produktionsabteilung des Automobilzulieferers Valeo in Bad Neustadt hat die Region getroffen. 
Foto: René Ruprecht (Archivbild) | Die Schließung der Produktionsabteilung des Automobilzulieferers Valeo in Bad Neustadt hat die Region getroffen. 

Dass besonders die Automobilindustrie seit geraumer Zeit mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu kämpfen hat, ist kein Geheimnis. Deutlich spürbar für die Menschen aus der Region wurde das im Herbst 2023 mit der Ankündigung des französischen Automobilzulieferers Valeo: Die Fertigung am Standort in Bad Neustadt soll geschlossen werden. Damit war klar, dass für gut 310 Mitarbeitende spätestens im Sommer 2024 Schluss sein wird. Bei mehreren Protestkundgebungen machten die Beschäftigten des Konzerns ihren Unmut Luft. Die Verhandlungen zwischen Valeo und dem Betriebsrat über einen dementsprechenden Sozialplan sowie einen Interessensausgleich zogen sich noch bis in den Februar dieses Jahres hinein. 

6. Schindler aus Bad Königshofen vermeldet Insolvenz

Blick auf einen Teil der Betriebsgebäude von Schindler Handhabetechnik in Bad Königshofen. Die Zukunft für die rund 120 Beschäftigten ist seit dem Insolvenzantrag ungewiss. 
Foto: Alfred Kordwig (Archivbild) | Blick auf einen Teil der Betriebsgebäude von Schindler Handhabetechnik in Bad Königshofen. Die Zukunft für die rund 120 Beschäftigten ist seit dem Insolvenzantrag ungewiss. 

Als noch im vergangenen Jahr das 50-jährige Firmenbestehen gefeiert wurde, war vom "besten Auftragsvolumen in der Geschichte" die Rede. Dementsprechend überraschend war es, als die Firma Schindler Handhabetechnik in Bad Königshofen im Februar 2024 Insolvenz angemeldet hatte. Damals hegte man bei dem Unternehmen mit 130 Mitarbeitenden noch Hoffnung auf die Fortführung des Betriebs. Mitte Mai verkündete der zuständige Insolvenzverwalter Stefan Hermann bei einer Mitarbeiterversammlung jedoch, es habe sich kein Käufer gefunden. Circa 122 Jobs stehen bei Schindler seitdem auf der Kippe.

7. Umfassende Schließungen bei der Möbelhauskette Opti

Der Möbelhändler Opti-Wohnwelt mit Sitz in Niederlauer (im Bild) stellte einen Antrag auf Insolvenz in Eigenverwaltung. Das hat das Unternehmen im Sommer verkündet.
Foto: Kristina Kunzmann (Archivbild) | Der Möbelhändler Opti-Wohnwelt mit Sitz in Niederlauer (im Bild) stellte einen Antrag auf Insolvenz in Eigenverwaltung. Das hat das Unternehmen im Sommer verkündet.

Mit finanziellen Schwierigkeiten hat auch die Möbelhauskette mit Hauptsitz in Niederlauer zu kämpfen. Der Grund: Die Übernahme von 20 neuen Standorten im Jahr 2021 sei nicht so positiv verlaufen wie erwartet. Auch der Ukraine-Krieg, zerrissene Lieferketten, eine starke Inflation und hohe Rohstoffpreise hätten – trotz entsprechender Investitionen in die Zukunft – zu deutlich reduzierten Erträgen geführt. Deshalb hatte die Opti-Wohnwelt-Gruppe im Juli einen Antrag auf Eröffnung einer Insolvenz im Eigenverwaltungsverfahren gestellt, um den Geschäftsbetrieb neu aufzustellen. Im August hatte das Unternehmen bekannt gegeben, dass aus wirtschaftlichen Gründen die Geschäfte in Würzburg, Nürnberg und in der Bremer Innenstadt schließen werden. Knapp zwei Monate später wurde die Schließung von sieben weiteren Standorten verkündet. 

 
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  • Erich Spiegel
    Bis auf wenige Ausnahmen geht es der Industrie in Europa miserabel. Wer sich im Baumarkt, Autohaus oder Internet umsieht weiss warum. Überall chinesische Waren. Gute Qualität aber 20% bis 60% günstiger. Europa wird allmählich auf den Weltmärkten verdrängt. Das wird so weitergehen solange chinesische Firmen ihre Vorteile nutzen können. Niedrige Löhne, niedrige Energiekosten, keine Auflagen beim Arbeits- und Umweltschutz. Die chinesischen Shops wie Temu kleben ein TÜV Siegel drauf und fertig. Tausende Pakete täglich kann der Zoll nur Stichproben artig kontrollieren. Der Warenstrom aus China wird auch weiterhin kommen. Allerdings nur bei entsprechenden Wohlverhalten gegen über den kommunistischen Machthabern. Bei vielen Dingen die der chinesische Geheimdienst so treibt in Europa schauen europäische Regierungen weg. Man ist abhängig von China und weiss es. Der erste Schritt für eine Lösung wäre, dass in der breiten Öffentlichkeit der Groschen fällt wie die Situation ist.
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