Das Wetter in Bad Neustadt passte zur Stimmung der Valeo-Beschäftigten an diesem Mittwoch. Gegen 12.30 Uhr gingen die Türen der Stadthalle auf, in der zuvor eine Betriebsversammlung des französischen Automobilzulieferers stattgefunden hatte. Inhalt der Veranstaltung: Wie sehen der ausgehandelte Sozialplan sowie der Interessensausgleich aus und was bedeutet das für die Beschäftigten?
Was Valeo bereits im September des vergangenen Jahres angekündigt hat, nimmt konkrete Züge an. Für gut 310 Mitarbeitende am Standort Bad Neustadt ist spätestens im Sommer Schluss, denn die Fertigung wird dicht gemacht. Von den Mitarbeitenden des Unternehmens, die nach Ende der Versammlung aus der Halle strömten wie der Regen vom Bad Neustädter Himmel, wollte keiner mit der Presse sprechen. Ein Redeverbot wie bei einer Betriebsversammlung im Juli habe es diesmal aber nicht gegeben.
"Natürlich ist die Enttäuschung groß, dass wir den Abbau der Stellen nicht aufhalten konnten", beschreibt Valeo-Betriebsratsvorsitzende Jessica Reichert die Reaktion in der Betriebsversammlung. Die allermeisten Kollegen hätten aber wohl damit gerechnet, da es "immer schwierig ist, einen Konzern von so einer Entscheidung abzubringen". Von den 60 bis 70 Mitarbeitenden des Unternehmens, die befristet angestellt sind und das Unternehmen verlassen müssen, seien schon fast alle weg. Nach dem aktuellen Abschluss des Interessensausgleichs müssten jetzt noch 244 unbefristete sowie einzelne befristete Stellen abgebaut werden, wie Reichert erklärt.
Bis Ende Juni sollen alle Stellen abgebaut sein
"Bis spätestens 30. Juni will der Arbeitgeber alle Stellen abgebaut haben", sagt Reichert gegenüber dieser Redaktion. Der verhandelte Sozialplan sehe laut der Betriebsratsvorsitzenden eine Transfergesellschaft vor. Das Angebot solle allen gemacht werden, sei aber freiwillig. Dabei werde von der Bundesagentur für Arbeit ein Transferkurzarbeitergeld bezahlt. Valeo stockt dieses nochmal auf. Je nach Kündigungsfrist sei die Transfergesellschaft auf mindestens vier bis maximal 12 Monate befristet.
Außerdem gebe es einen Abfindungsfaktor von 0,7, der die Abfindungssumme eines jeden Mitarbeiters in Abhängigkeit von weiteren Faktoren wie der Betriebszugehörigkeit berechnet. Bei Verzicht auf eine Klage erhöht sich der Faktor um 0,1. Hinzu komme ein Sockelbetrag, den jeder Betroffene unabhängig von der Betriebszugehörigkeit und des Alters bekomme, erklärt Reiner Gehring, zweiter Bevollmächtigte der IG Metall in Schweinfurt. "Der Sockelbetrag war uns auf Arbeitnehmerseite besonders wichtig, weil wir eine relativ junge Belegschaft mit nicht allzu hoher Durchschnittsbeschäftigungsdauer haben", erklärt er die Relevanz.
Die individuelle Abfindung diene in erster Linie dazu, den Verlust zwischen dem aktuellen Verdienst und dem dann zu erwartenden Arbeitslosengeld abzudecken, erklärt der Gewerkschafter. "Da wird niemand reich davon", hält Gehring fest. Zudem gebe es für Menschen mit unterhaltspflichtigen Kindern oder mit einer Schwerbehinderung Festbeträge dazu.
Valeo: Kündigungen im Februar
Die Stimmung bei der Betriebsversammlung sei gedrückt gewesen, berichtet Gehring. Die Menschen wollten wissen, wie es weiter geht. Gleichzeitig sei ihnen von Valeo nochmal deutlich dargestellt worden, dass Mitte des Jahres Schluss ist. "Der Arbeitgeber hat deutlich gemacht, dass jetzt im Februar noch die Kündigungen ausgesprochen werden sollen", sagt Gehring. Damit werde den Beschäftigten der erste Teil des Sozialplans angeboten, in eine Transfergesellschaft zu wechseln. Die Beschäftigten sollen bei der Suche nach einem neuen Arbeitsplatz unterstützt werden. Gleichzeitig sei das eine Möglichkeit, den Bezug des Arbeitslosengeldes ein Stückchen nach hinten zu verschieben.
Florian Volkmuth, einer von elf Valeo-Betriebsräten und Teil des Verhandlungsteams, berichtet davon, dass die Verhandlungen mit dem französischen Automobilzulieferer "sehr zäh" gewesen seien. Im Dezember sei dem Unternehmen noch einmal ein Vorschlag zum Sozialplan unterbreitet worden. Er spricht von einem "entgegenkommenden Angebot". Valeo soll gesagt haben, diesen in den nächsten sechs Wochen anzuschauen und durchzurechnen, ob der Vorschlag umsetzbar wäre. Informationen habe der Betriebsrat dazu dann keine mehr erhalten.
Auch die Verhandlungen in der Einigungsstelle seien laut Volkmuth sehr zäh gewesen. "Natürlich sind wir mit dem Ergebnis nicht zufrieden. Zufrieden wären wir, wenn wir die Stellen hier halten könnten", sagt der Bad Neustädter. Er meint aber auch, "für das, was der Arbeitgeber als Rahmen hatte, haben wir schon das Optimum herausgeholt".
Wie geht es für die Entwicklung am Valeo-Standort weiter?
Laut IG-Metall-Bevollmächtigtem Reiner Gehring habe es in den Verhandlungen keine konkrete Zusage gegeben, dass die Forschung und Entwicklung am Standort Bad Neustadt gesichert sei. Für einen Bereich in der Entwicklung habe man die Laufzeit des Sozialplans bis Ende des nächsten Jahres festgelegt. Das bedeutet: Wenn dort auch Arbeitsplätze abgebaut würden, würden diese auch unter den Sozialplan fallen, erklärt er. "Das war uns sehr wichtig, um da zumindest eine gewisse Sicherheit hinzukriegen." Die gewünschten Sicherheiten, wie einen Ausschluss von betriebsbedingten Kündigungen, habe es aber nicht gegeben.
Schön weiter die Schraube andrehen, es geht noch was, IG Metall. Ihr seid noch nicht fertig mit unserem Wirtschaftsstandort. Zahlen analysieren geht bei denen nur in die eigene Richtung, nicht zum Wohle und Vorteil des Deutschen Volkes.
vielen Dank für Ihren Kommentar. Um welchen Artikel handelt es sich Ihrer Meinung nach? Grundsätzlich ziehen wir keine Artikel aufgrund von Meinungen zurück, zudem es sich hierbei um sachliche Berichterstattung handelt.
Wir haben keinen Artikel der Berichterstattung zu Valeo in Bad Neustadt zurückgezogen. So eine Entscheidung würde ohnehin ausschließlich bei der Main-Post und nicht bei der Gewerkschaft liegen.
In der Onlineversion des Artikels "Sozialplan und Interessensausgleich stehen: So geht es für die Beschäftigten bei Valeo in Bad Neustadt weiter" vom 6. Februar wurde ein fehlerhaftes Zitat entfernt. Der Artikel ist aber weiterhin abrufbar unter mainpost.de/11381112.
Mit freundlichen Grüßen
Michael Endres
Ein logischer Prozess, der nur der Anfang einer Lawine ist!
Auch wenn ich weiß, dass ich wieder die Pro Gewerkschaftskommentare bekomme, und dass die "gierigen Betriebe schuld sind, so ist es dennoch offensichtlich, dass man sich hier selbst aus dem Markt kegelt!
Die Hand, die mich ernährt schlage ich einfach nicht ab!
Die Maßlosigkeit der Gewerkschaften einerseits und die ruinösen Streiks für die Unternehmen andererseits, aber, und das ist ein ganz massiver Grund, das in "Kollektivhaft" nehmen der Gesellschaft, der Bürger, die in ihren Grundrechen beschnitten werden, ist ein massiver Grund!
Menschen, die nicht Zug fahren können wie sie aber müssten, oder nicht Fliegen können wann und wohin sie wollen werden in Mitleidenschaft gezogen!
Hier haben viele die "Schnauze" voll!
So hält sich eigentlich in der breiten Bevölkerung das Mitleid sehr in Grenzen!