
Wenn in den vergangenen Monaten große Automobilzulieferer aus der Rhön ihre Belegschaft in die Bad Neustädter Stadthalle gebeten haben, gab es danach meist lange Gesichter und großes Entsetzen bei den Angestellten. So auch an diesem Dienstag, als die Firma Preh überraschend einen massiven Stellenabbau am Standort in der Saalestadt ankündigte. Die Lage der Wirtschaft im Landkreis Rhön-Grabfeld ist aber nicht nur bei Preh prekär.
So schaut es aktuell bei den Unternehmen aus.
1. Preh in Bad Neustadt

Der Automobilzulieferer Preh, der rund 1700 Menschen in Bad Neustadt beschäftigt, hat an diesem Dienstag angekündigt, rund 420 Stellen abbauen zu wollen. Das Unternehmen, eine 100-prozentige Tochter der chinesischen Joyson-Group begründet das mit "schwierigen Marktbedingungen". Seit fünf Jahren erwirtschafte der Standort in Bad Neustadt Verluste.
Der massive Stellenabbau betrifft ungefähr 25 Prozent der Gesamtbelegschaft am Standort Bad Neustadt. Abgebaut werden sollen die Stellen bis Ende 2024 - und "so sozialverträglich wie möglich", wie Preh mitteilt. Wer aus der Belegschaft von der Maßnahme betroffen sein wird, ist derzeit noch völlig unklar. Preh entwickelt und fertigt elektronische Bediensysteme für den Innenraum (HMI) von Pkw und Nutzfahrzeugen sowie Komponenten für die Elektromobilität.
2. Valeo in Bad Neustadt

Wenige Monate vor den Beschäftigten von Preh war bereits die Belegschaft des französischen Automobilzulieferer Valeo in der Stadthalle Bad Neustadt zusammengerufen worden - und in ähnlicher Situation wie die Kolleginnen und Kollegen jetzt. Der Konzern mit einem Werk in Bahnhofsnähe verkündete im Februar, dass für gut 310 Mitarbeitenden am Standort Bad Neustadt spätestens im Sommer 2024 Schluss sein wird. Denn die Fertigung wird dicht gemacht.
3. Schindler Handhabetechnik in Bad Königshofen

Die Firma Schindler Handhabetechnik in Bad Königshofen hat im Februar 2024 Insolvenz angemeldet. Da hegte man bei dem Unternehmen mit 130 Mitarbeitenden noch Hoffnung für die Fortführung des Betriebs. Mitte Mai verkündete nun Insolvenzverwalter Stefan Hermann bei einer Mitarbeiterversammlung, es habe sich kein Käufer gefunden. Circa 122 Jobs stehen bei Schindler auf der Kippe.
4. Jopp in Bad Neustadt

Nachdem Preh bereits Anfang 2024 Kurzarbeit angemeldet hatte, folgte die Firma Jopp mit Hauptsitz in Bad Neustadt im April. Nach Unternehmensangaben wurde für ein halbes Jahr Kurzarbeit angemeldet. Betroffen seien 360 Beschäftigte in der Fertigung sowie in fertigungsnahen Bereichen am Standort Bad Neustadt, teilte Jopp mit. Die Maßnahme sei angedacht, "bis die Auftragslage sich wieder normalisiert hat".
5. BSH Hausgeräte in Bad Neustadt

Im März wurde es rund um den Bosch-Konzern unruhig, weil nach Plänen aus den vergangenen Monaten dann 7000 Stellen zur Disposition stehen sollten. Einem Bericht der Wochenzeitung "Die Zeit" von Februar 2024 zufolge will Bosch weltweit rund 3500 Stellen in seiner Hausgerätesparte abbauen. Die nach Unternehmensangaben rund 460 Beschäftigten von BSH Hausgeräte in Bad Neustadt können aber wohl aufatmen. BSH-Sprecherin Eva Bauerschmidt erklärte im März: "Unsere Werke stehen dabei aber nicht im Fokus." Der Standort in der Saalestadt "ist aufgrund der hohen Nachfrage nach den dort gefertigten Staubsaugern gut ausgelastet".
6. Siemens in Bad Neustadt

Siemens Digital Industries verzeichnet nach Unternehmensangaben "eine gegenwärtig gedämpfte Nachfrage im Automatisierungsgeschäft". Auch das Elektromotorenwerk in Bad Neustadt mit 1800 Beschäftigten sieht sich "mit einer schwachen Auftragslage konfrontiert". Daher hätten Werksleitung und Betriebsrat Maßnahmen getroffen, die helfen, die Kapazitäten temporär entsprechend anzupassen, heißt auf aktuelle Nachfrage.
In den vergangenen Monaten seien bereits Auftragsbestände abgearbeitet und die Zeitkonten nach unten gefahren worden. Gemeinsam mit den Sozialpartnern habe man eine Absenkung der Arbeitszeit um drei Wochenstunden sowie einzelne Betriebsschließungstage vereinbart, so Siemens. "Mit den vereinbarten Maßnahmen sind wir zuversichtlich, die nächsten Monate gut überbrücken zu können."
Die erste Fassung dieses Artikels wurde ergänzt und aktualisiert.