Wolfgang Merklein ist enttäuscht. Der langjährige Vorsitzende des Historischen Vereins Karlstadt wollte im Eingangsbereich des Museums Karlstadt im November gerne eine kleine Ausstellung für eine aus der Region stammende Künstlerin organisieren. Von der Stadtverwaltung sei das aber untersagt worden. "Das wäre doch keine große Sache. Aber anstatt uns etwas auf die Beine stellen zu lassen, lässt man den Raum leer und macht gar nichts", so Merklein. Der Vorstand des Vereins sei "sprachlos" über diese Haltung gewesen.
Mitarbeitende der Stadt hätten ihm mitgeteilt, es gebe einen Vertrag mit dem ehemaligen Kunstreferenten der Diözese Würzburg, Dr. Jürgen Lenssen, der einen Großteil der Werke, die in der Dauerausstellung "Zeitbrüche" zu sehen sind, aus seiner privaten Sammlung stiftete. Dieser Vertrag schränke angeblich die Nutzung des kleinen Raumes im Erdgeschoss neben der Touristinfo ein. Hobbykunst habe keinen Platz dort, habe die Stadt ihm zu verstehen gegeben, so Merklein. Den ehemaligen Gymnasiallehrer kränkt das: "Ich habe Kunstgeschichte studiert und kann schon entscheiden, ob etwas kitschig ist oder nicht."
Der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat
Über konkrete Inhalte dieses Vertrags hätten ihm aber weder die Verwaltung noch Bürgermeister Michael Hombach (CSU) eine Auskunft erteilt. "Wir sind Partner, warum werden wir nicht mit eingebunden?", beklagt Merklein, der zusammen mit dem Historischen Verein für die Abteilung Stadtgeschichte im Museum Karlstadt verantwortlich ist. Für ihn war das der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat. Ende des Monats will der 71-Jährige deshalb nicht mehr als Vorsitzender des Vereins antreten.
Der Streit um die Ausstellung sei ein wesentlicher Grund für diesen Entschluss gewesen. "Es gibt noch andere Gründe, aber alle hängen damit zusammen, wie die Stadt Karlstadt mit mir und dem Verein umgegangen ist." Schön öfter hat Merklein die Zusammenarbeit mit der Stadt kritisiert. Da ging es zum Beispiel um die Kommunikation im Rahmen der Sanierungsarbeiten in dem Gebäudekomplex an der Hauptstraße. Zudem sei im Moment unklar, ob der Verein von der Stadt Gelder für eine geplante Erweiterung der Ausstellung zur Gründung Karlstadts in der Stauferzeit erhalte. Merklein: "Wir hängen in der Luft."
Stadt Karlstadt: Es gibt keinen Vertrag, der die Nutzung des Raums regelt
Der Pressesprecher der Stadt Karlstadt, Uli Heck, widerspricht der Darstellung von Wolfgang Merklein: "Es gibt keinen Vertrag zwischen der Stadt Karlstadt und Herrn Dr. Lenssen, der die Nutzung des Schnittstellenraums im Museum Karlstadt regelt." Vor der Sanierung des Gebäudes habe der Historische Verein in der Tat im sogenannten Schnittstellenraum, früher Foyer genannt, "immer wieder mal Ausstellungen in Absprache mit der Stadt präsentiert". Doch seit das Museum im Mai 2022 neu eröffnet hat, habe der Verein dort nichts mehr ausgestellt.
Der Schnittstellenraum soll nun dazu dienen, bei Besucherinnen und Besuchern "Neugierde" zu wecken und zu einem Besuch des Museums mit den beiden Abteilungen "Stadtgeschichte" und "Zeitbrüche" zu animieren. Heck: "Ausstellungen per se sehen wir aktuell hierfür als nicht geeignet an. Wir werden aber diesbezüglich nochmals das Gespräch mit den beiden Abteilungen des Museums Karlstadt suchen."
Noch wird der Schnittstellenraum nicht bespielt
Es soll dort dann zum Beispiel auch Animationen geben. "Soweit sind wir aber noch nicht. Aktuell wird der Raum noch nicht bespielt", berichtet der Pressesprecher. Man sei aber guter Dinge, dass man das bis zum Start der kommenden Museumssaison im April 2023 hinbekomme. Dem Historischen Verein habe die Stadt alternative Räumlichkeiten für seine Ausstellung angeboten. Das sei aber abgelehnt worden.
Merklein ist Gründungsmitglied des Historischen Vereins und seit zwölf Jahren erster Vorsitzender. Eine Nachfolge für diesen Posten ist schon in Sicht: Merklein zufolge möchte sich Beatrix van Venrooy zur Wahl stellen. In der Vorstandschaft des Vereins will Merklein gerne bleiben.