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Kreis Haßberge
Hohe Energiekosten: Was auf Strom- und Gas-Kunden im Landkreis Haßberge jetzt zukommt
Die Energiepreise sind so hoch wie nie. Wann müssen Kundinnen und Kunden im Landkreis Haßberge mit höheren Kosten für Strom und Gas rechnen? Das sagen Stadtwerke, ÜZ und E.ON.
Stromkundinnen und -kunden müssen sich auf steigende Kosten einstellen. Die Energiepreise sind unter anderem bereits im Vorfeld des Ukraine-Kriegs stark gestiegen.
Foto: Andrea Warnecke, dpa-tmn | Stromkundinnen und -kunden müssen sich auf steigende Kosten einstellen. Die Energiepreise sind unter anderem bereits im Vorfeld des Ukraine-Kriegs stark gestiegen.
Rebecca Vogt
 |  aktualisiert: 15.07.2024 10:07 Uhr

Wie reagieren lokale und große Strom- und Gasanbieter im Landkreis Haßberge auf die stark gestiegenen Energiepreise? Die Redaktion hat das Stadtwerk Haßfurt, die Stadtwerke Zeil sowie die ÜZ Mainfranken und E.ON um Antworten gebeten. Worauf Kundinnen und Kunden der Anbieter sich einstellen müssen:

Ab Juni wird der Strom beim Stadtwerk Haßfurt teurer

Stromkundinnen und -kunden des Stadtwerks Haßfurt erwartet, wie vom Stadtwerk nach eigenen Angaben bereits angekündigt, zum 1. Juni dieses Jahres eine Erhöhung der Preise. Die Kilowattstunde (kWh) Strom wird dann um 3,57 Cent (ct, brutto) teurer. Als Grund werden vom Stadtwerk erhöhte Kosten in Beschaffung, Vertrieb und Service genannt.

Allerdings kündigt sich bereits einen Monat später, zum 1. Juli, eine Kostensenkung um 4,43 ct/kWh (brutto) an. Grund hierfür ist der von der Bundesregierung angekündigte Wegfall der EEG-Umlage. Das Gesetz sei allerdings noch nicht ganz durch, schränkt Christopher Schneider, Bereichsleiter Energiewirtschaft, Vertrieb, F&E beim Stadtwerk Haßfurt, ein. Auch eine Wiedereinführung der EEG-Umlage werde von politischer Seite aktuell offen gehalten.

Tritt die Kostensenkung wie geplant ein*, liegt dann beispielsweise der Arbeitspreis des Stadtwerk-Tarifs "haStrom Standard" bei 32,92 ct/kWh (brutto), wie Schneider informiert. Für 2022 standen bislang 33,78 ct/kWh (brutto) als Preis für Stromkundinnen und -kunden zu Buche. Zum Vergleich: 2021 lag der Arbeitspreis bei 31,40 ct/kWh (brutto) und in den beiden Vorjahren jeweils bei 30,21 ct/kWh (brutto). *Update: Der Bundestag hat die Abschaffung der EEG-Umlage inzwischen beschlossen.

Schneider verweist zudem auf den Tarif "haStrom FLEX", der preislich im Bereich von 19,29 bis 33,03 ct/kWh (brutto) liege – in Abhängigkeit vom stundenaktuellen Börsenpreis. Für Stromkundinnen und -kunden, "die ihren Verbrauch nach der Tageszeit richten können und wollen, kann das durchaus profitabel sein", erklärt der Bereichsleiter.

Der Gaspreis steigt beim Stadtwerk Haßfurt ebenfalls

Auch für Kundinnen und Kunden, die Gas vom Stadtwerk Haßfurt beziehen, ist zum 1. Juni eine Preiserhöhung von 2,38 ct/kWh (brutto) bereits angekündigt, wie Schneider berichtet. Als Grund werden wie beim Strom die erhöhten Kosten in Beschaffung, Vertrieb und Service angeführt. "Bis 2020 waren die Preise stabil", erklärt Schneider. "Mit der Einführung der CO2-Abgabe im Jahr 2021 sind die Beschaffungskosten angestiegen."

"Bis 2020 waren die Preise stabil."
Christopher Schneider, Bereichsleiter Stadtwerk Haßfurt

Die massive Steigerung bei den Erdgastarifen seit Ende vergangenen Jahres sei wie auch beim Strom auf die Preisexplosion an der Börse zurückzuführen. Dort habe im vergangenen Dezember aufgrund des sich abzeichnenden Ukraine-Konflikts, der mit dem Angriff Russlands Ende Februar zu einem Krieg wurde, große Unsicherheit geherrscht. Für Mai 2022 beträgt der aktuelle Börsenpreis für eine Kilowattstunde Erdgas nun 10,08 Cent, wie Schneider berichtet. Im Vorjahreszeitraum habe der Großhandelspreis für Erdgas noch bei rund 2,2 ct/kWh gelegen.

Der Strompreis beträgt beim Einkauf über den Großhandel aktuell 20 bis 25 Cent pro Kilowattstunde, wie Schneider berichtet. "Wir hoffen, dass der Preis wieder runtergeht. Aber an die Werte von früher werden wir wohl nicht mehr hinkommen", sagt er. Da habe der Großhandelspreis für Strom bei drei bis fünf Cent gelegen.

Ab 2023 plant das Stadtwerk regional erzeugten Strom direkt abzukaufen

Die drastisch gestiegenen Börsenpreise seit Ende 2021 haben auch im Hinblick auf die erneuerbaren Energien die Situation grundlegend geändert, wie Schneider erklärt. Bis dato habe die Förderung durch das EEG (Erneuerbare-Energien-Gesetz) den direkten Einkauf der Erneuerbaren nicht möglich gemacht. Nun jedoch sei der Strom aus neuen erneuerbaren Anlagen mehr wert als durch die gesetzlich zugesicherte Förderung.

Das Stadtwerk Haßfurt plant ab 2023 in der Region produzierten Strom direkt abzuschöpfen, was für Preissicherheit sorgen soll. (Archivbild)
Foto: René Ruprecht | Das Stadtwerk Haßfurt plant ab 2023 in der Region produzierten Strom direkt abzuschöpfen, was für Preissicherheit sorgen soll. (Archivbild)

Das Stadtwerk plant daher ab dem kommenden Jahr seinen Stromvertrieb zum überwiegenden Teil auf erneuerbaren Strom aus der Region – zum Beispiel aus hiesigen Photovoltaik-Anlagen – zu erweitern, wie Schneider informiert. "Damit wollen wir aus heutiger Sicht die Wertschöpfung in der Region halten und gleichzeitig für Preissicherheit sowohl beim Endkunden als auch bei Anlagenbetreibern sorgen."

So ist die Lage bei den Stadtwerken Zeil und der ÜZ Mainfranken

Die Stadtwerke Zeil informieren auf Anfrage, dass Kundinnen und Kunden in diesem Jahr nach derzeitigem Stand nicht mit einer Preiserhöhung rechnen müssten. "Aufgrund der stark gestiegenen Einkaufspreise wird dies für 2023 leider anders aussehen. Hier ist mit höheren Strompreisen zu rechnen", berichtet Andreas Trautner von den Stadtwerken. Die genaue Erhöhung sei derzeit noch nicht absehbar.

"Es ist davon auszugehen, dass sich die Energiepreise allgemein auf einem höheren Niveau als in den letzten Jahren einpendeln werden."
Eva Gerhart, Pressesprecherin ÜZ Mainfranken

"Wo die Reise im nächsten Jahr hingehen wird, können wir aktuell noch nicht genau sagen", erklärt auch die Pressesprecherin der ÜZ Mainfranken, Eva Gerhart. "Es ist allerdings davon auszugehen, dass sich die Energiepreise allgemein auf einem höheren Niveau als in den letzten Jahren einpendeln werden."

Kundinnen und Kunden der ÜZ werde bei längeren Vertragslaufzeiten eine Energiepreisgarantie geboten, informiert Gerhart. "Das heißt, dass nur Änderungen an den Steuern, Abgaben und Umlagen sowie den Netznutzungsentgelten weitergegeben werden, während der Strompreis selbst stabil bleibt. Davon profitieren die meisten unserer Kunden in diesem Jahr besonders."

Die Verträge laufen noch bis zum Jahresende, wie die ÜZ-Pressesprecherin erklärt. "Bis dahin werden wir uns selbstverständlich an unsere Energiepreisgarantie halten und in diesen Tarifen keine Anpassungen am Strompreis selbst vornehmen." Das gelte gleichermaßen für Kundinnen und Kunden des ÜZ-Wärme-Tarifs für strombetriebene Heizungsanlagen.

"Wie viele andere Energielieferanten hatten auch wir unser Tarifangebot für Neukunden aufgrund der außerordentlichen Situation am Strommarkt vorübergehend ausgesetzt", informiert Gerhart außerdem. Auch für die Kundinnen und Kunden in der Grundversorgung sei ein Tarifwechsel seit Ende Dezember 2021 daher nicht möglich gewesen. Inzwischen habe die ÜZ hier neue Tarife im Angebot.

E.ON hat die Gaspreise bereits zu Jahresbeginn erhöht

Kundinnen und Kunden innerhalb der Grundversorgung Strom in Bayern seien zum jetzigen Zeitpunkt nicht von einer Preiserhöhung betroffen, berichtet E.ON-Pressesprecher Arne Schleef auf Anfrage. "Leider werden sich die aktuell massiven Steigerungen in den Beschaffungspreisen für Energie langfristig auch auf die Endkundenpreise niederschlagen." Dieser Entwicklung könne sich dauerhaft kein Anbieter entziehen.

"Angesichts der aktuellen Marktsituation können wir zur künftigen Entwicklung der Endkundenpreise keine weitere seriöse Prognose abgeben."
Arne Schleef, Pressesprecher E.ON

"Angesichts der aktuellen Marktsituation können wir zur künftigen Entwicklung der Endkundenpreise keine weitere seriöse Prognose abgeben", informiert Schleef. "Vieles spricht dafür, dass die Preise an den Großhandelsmärkten wohl länger hoch bleiben." Die Lage an den Energiemärkten sei weiterhin angespannt und hochdynamisch, deshalb komme es nach wie vor auf die weitere Entlastung der Energiepreise durch die Politik an.

Was die Gaspreise betrifft, erklärt der Pressesprecher, dass man diese in Bayern zum aktuellen Zeitpunkt stabil halte. "Bei der historisch einzigartigen Beschaffungs-Preissteigerung war für uns in unserer Erdgas-Grundversorgung in Bayern jedoch eine Preisanpassung zum Jahresbeginn unvermeidbar", führt Schleef aus. Für Kundinnen und Kunden bedeute das bei einem Jahresverbrauch von 18.000 kWh rund 22 Euro (netto) Mehrkosten pro Monat.

Mit Blick auf die Versorgungssicherheit erklärt der E.ON-Pressesprecher unter anderem, dass das Unternehmen die Gasmengen für 2022 für seine Kundinnen und Kunden in den europäischen Märkten fast vollständig abgesichert habe. Auch für das kommende Jahr habe E.ON bereits signifikante Mengen unter Vertrag.

 
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