Erst vor wenigen Wochen ging in Bundorf einer der größten Solarparks Bayerns und Deutschlands ans Netz. Auch auf weiteren Freiflächen sind im Landkreis Haßberge zuletzt Photovoltaik-Anlagen installiert worden – oder für die Zukunft angedacht. Vereinzelt stoßen die Projekte in der Bevölkerung auf Widerstand, wie im Frühjahr der per Bürgerentscheid abgelehnte Solarpark Allertshausen im Markt Maroldsweisach gezeigt hat.
Neben der Freiflächen-Photovoltaik werden aktuell zum Beispiel auch auf den Dächern kreiseigener Gebäude Solarmodule installiert – und in Zukunft voraussichtlich auch auf Parkplätzen. Dort könnten Stellplätze mit Solarmodulen überdacht werden, so die Idee. Marco Siller, Geschäftsführer der Gesellschaft zur Umsetzung erneuerbarer Technologieprojekte im Landkreis Haßberge (GUT), stellte jüngst im Umwelt- und Werkausschuss des Landkreises eine erste technische Entwurfsplanung hierfür vor. Im Gespräch mit der Redaktion hat er diese noch einmal erläutert:
1. Welche Parkplätze im Landkreis Haßberge könnten künftig mit Solarmodulen überdacht werden?
Die Verantwortlichen der GUT Haßberge haben sich zunächst einen Überblick über die Parkplätze des Landkreises verschafft und diese anschließend auf ihre technische Eignung hinsichtlich der Parkplatz-Photovoltaik geprüft. Ausgeschlossen wurden hierbei zum Beispiel Parkplätze, die durch Bäume oder Gebäude stark verschattet sind. Sieben Parkplätze sind nun aktuell in der Entwurfsplanung der GUT enthalten:
- in Haßfurt: der Parkplatz (drei Areale) rund um das Krankenhaus, der Parkplatz westlich der Berufsschule sowie der Pkw-, Zweirad- und Busparkplatz am Tricastiner Platz vor dem Schulzentrum
- in Hofheim: der Parkplatz am Hallenbad und ein Teil des Parkplatzes am ehemaligen Krankenhaus, jetzt ein Verwaltungsgebäude des Landkreises
- in Ebern: der Parkplatz am Hallenbad
- in Eltmann: ein Teil des Parkplatzes an der Realschule
2. Welche Leistung würden die Photovoltaik-Anlagen auf den Parkplätzen liefern?
Mit der Überdachung der sieben genannten Parkplätze mit Solarmodulen könnte eine Leistung von knapp zwei Megawatt Peak (MWp) erzielt werden, wie Siller erklärt. An die Leistung der Freiflächen-Photovoltaik reicht die geplante Parkplatz-Photovoltaik damit nicht heran. Ein aktuelles Beispiel aus dem Landkreis zum Vergleich: Der Solarpark, den die GUT im Mai dieses Jahres bei Sand in Betrieb genommen hat, liefert knapp zehn MWp.
3. Welche Vorteile würde die Parkplatz-Photovoltaik mit sich bringen?
Die Parkplatz-Photovoltaik bietet verschiedene Vorteile: Zum einen lohnt sie sich der GUT zufolge finanziell. "Wir streben eine Eigenverbrauchslösung an", erklärt Siller hierzu. Der Strom, den die Parkplatz-Photovoltaik erzeugt, soll direkt im angrenzenden Gebäude – also etwa dem Krankenhaus in Haßfurt oder dem Hallenbad in Hofheim – genutzt werden. Das sei in der Regel am wirtschaftlichsten und rechne sich schon ab 30 Prozent Eigenverbrauch aufwärts, sagt Siller. Mithilfe sogenannter Lastprofile haben die GUT-Verantwortlichen den Eigenverbrauchsanteil errechnet: Die Spanne reicht von rund 46 Prozent am Hofheimer Hallenbad zu rund 80 Prozent am Schulzentrum.
Zum anderen werden die Solarmodule hier nicht auf Freiflächen installiert, sondern auf durch die Parkplätze bereits überbauten Flächen. Für Fahrzeuge, die unter den Solarmodulen parken, ergibt sich außerdem der positive Nebeneffekt, dass sie im Schatten stehen und somit an sonnigen Tagen im Inneren weniger aufheizen. In Zukunft könnte der über die Parkplatz-Photovoltaik erzeugte Strom auch für das Laden von E-Fahrzeugen genutzt werden. "Das kann ein nächster Schritt sein", sagt Siller. Das landkreisweit angedachte Regionalwerk könnte hier dann womöglich als Betreiber fungieren. Aber: "Eins nach dem anderen."
4. Wie würde die bauliche Umsetzung der Parkplatz-Photovoltaik aussehen?
Was die Ausgestaltung der Parkplatz-Photovoltaik betrifft, sind unterschiedliche Varianten möglich. So gibt es zum Beispiel Konstruktionen, bei denen – in einer Art Y-Form – ein Stahlträger in der Mitte nach obenhin beidseitig Solarmodule trägt, oder Konstruktionen mit Stahlträgern auf beiden Seiten der Solarmodule. Man müsse hier von Fall zu Fall unterscheiden, was für den jeweiligen Parkplatz am besten geeignet sei, erklärt Siller.
5. Welche Einschränkungen würde es durch die Parkplatz-Photovoltaik geben?
Stellplätze fallen für die Installation der Parkplatz-Photovoltaik laut GUT nicht weg. Mit einer Ausnahme: Für die Technik werde meist eine Parkbucht benötigt. Zudem müsse man aufpassen, ob auf den Parkplätzen zum Beispiel Lkw wenden, erklärt Siller. Für diese wäre die Parkplatz-Photovoltaik auf Pkw-Höhe sonst ein Hindernis. Je nach den Gegebenheiten vor Ort kann es zudem sein, dass für die Installation der Parkplatz-Photovoltaik einzelne Bäume gefällt werden müssen.
6. Bis wann ist mit einer Umsetzung zu rechnen und was würde diese kosten?
GUT-Geschäftsführer Siller betont, dass es sich bei den Plänen für die Parkplatz-Photovoltaik nur um eine erste technische Entwurfsplanung handelt. Diese werde nun den verantwortlichen Stellen beziehungsweise in den entsprechenden Gremien zur Diskussion vorgelegt. Benötigt werde zudem jeweils ein passendes Geschäftsmodell und auch in den Haushalt müsse die Parkplatz-Photovoltaik erst aufgenommen werden. Dann können Ausschreibung und Installation erfolgen.
Mindestens ein Jahr müsse man rechnen, sagt Siller und fügt einschränkend an: "Ich möchte hier aber nicht vorgreifen. Uns ging es darum, Potenziale aufzuzeigen." Die GUT unterstütze gerne in der Planung. Man müsse nun von Fall zu Fall schauen, was möglich sei. Etwa werde sich wohl am Tricastiner Platz vor dem Schulzentrum in Haßfurt noch die dort ohnehin geplante Umgestaltung des Areals auf die Pläne für die Parkplatz-Photovoltaik auswirken.
Außerdem müsse mit den Netzbetreibern geklärt werden, ob ein Einspeisen des Stroms – jenseits des Eigenverbrauchs – vor Ort möglich ist, ergänzt Siller. Als Kosten für die Installation der Parkplatz-Photovoltaik sind von der GUT knapp vier Millionen Euro veranschlagt. "Eine Momentaufnahme", erklärt der Geschäftsführer. Die finalen Kosten seien von verschiedenen Faktoren abhängig. So würden sich etwa die Preise der Solarmodule in Wellen bewegen. "Aktuell sind die Module supergünstig, das kann in einem Jahr aber auch ganz anders sein."
Er merke insgesamt, dass sich die Einstellung der Entscheider geändert habe, berichtet Siller. Das Thema Energiewende sei jetzt aufgrund des Klimaschutzes und des Strebens nach mehr Unabhängigkeit und Eigenversorgung präsenter. Die Parkplatz-Photovoltaik gehöre hier dazu. Sie soll ein Baustein auf dem Weg des Landkreises zu bilanzieller Klimaneutralität im Jahr 2030 sein.