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Im kleinen Bundorf geht Bayerns größter Solarpark mit Bürgerbeteiligung ans Netz: Was steckt hinter der Mega-Anlage?
Der neue Solarpark im Landkreis Haßberge ist mit 125 Hektar eine der größten in ganz Bayern. Zum Start kam da sogar Ministerpräsident Söder. Das Wichtigste im Überblick.
Eigens zur Riesen-Anlage in der kleinen Haßberge-Gemeinde Bundorf gekommen: Bayerns Ministerpräsident Markus Söder bei der offiziellen Eröffnung des neuen Solarparks.
Foto: Anand Anders | Eigens zur Riesen-Anlage in der kleinen Haßberge-Gemeinde Bundorf gekommen: Bayerns Ministerpräsident Markus Söder bei der offiziellen Eröffnung des neuen Solarparks.
Johanna Heim
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:10 Uhr

In der 918-Einwohner-Gemeinde Bundorf im Landkreis Haßberge ist am Donnerstagabend ein neuer Solarpark eröffnet worden. Auch Ministerpräsident Markus Söder und Digitalministerin Judith Gerlach (beide CSU) kamen. Weil in Bayern in wenigen Tagen Landtagswahl ist und der Grund für ihren Besuch triftig: Die Anlage ist mit einer Gesamtfläche von 125 Hektar eine der größten ihrer Art in Bayern – und der größte Solarpark mit Bürgerbeteiligung im gesamten Freistaat. Knapp ein Drittel wurde über eine Genossenschaft finanziert und ist damit in Bürgerhand.

Der Solarpark in Bundorf sei ein gutes Zeichen für Bayern, meint Markus Söder. Denn er nehme nicht nur eine besondere Rolle bei der Energieversorgung der Region ein, sondern bayernweit. "Wir wollen Photovoltaik weiter ausbauen", sagte der Ministerpräsident am Donnerstag. Die Photovoltaikleistung soll ihm zufolge bis zum Jahr 2030 verdreifacht werden. 

In Bundorf ging am Donnerstag Bayerns größter Solarpark mit Bürgerbeteiligung ans Netz.
Foto: Anand Anders | In Bundorf ging am Donnerstag Bayerns größter Solarpark mit Bürgerbeteiligung ans Netz.

Dass die Anlage mit einer Größe von 125 Hektar nicht übertrieben, sondern künftig notwendig ist, davon ist Judith Gerlach überzeugt: "Unsere Leben werden immer digitaler." Und das benötige Rechenkapazitäten. Der Bundorfer Solarpark leiste einen wichtigen Beitrag, um den Ausbau von regenerativem Strom voranzutreiben.

Im Vorfeld hatte es in der Region jedoch deutliche Kritik am Solarpark gegeben. Was steckt hinter dem Mega-Projekt? Antworten auf die wichtigsten Fragen.

Wie groß ist der neue Solarpark und wie viel Strom produziert er?

Der Solarpark in Bundorf hat laut der Genossenschaft Egis-Energie (Energiegenossenschaft Inn-Salzach eG) eine Fläche von 125 Hektar. Die Fläche wurde gepachtet. Darauf erzeugen mehr als 232.000 Photovoltaikmodule grüne Energie für etwa 40.000 Haushalte.

Die installierte Leistung von 125 Megawatt macht die Anlage zu einem der größten Solarparks in Bayern. Mit der geplanten Strommenge von über 131 Megawattstunden im Jahr kann Bundorf der Genossenschaft zufolge nicht nur seinen gesamten Eigenbedarf der 486 Haushalte decken - sondern rechnerisch gesehen auch den Bedarf für private Haushalte des gesamten Landkreises Haßberge und darüber hinaus.

Der größte Solarpark Bayerns ist derzeit laut bayerischem Wirtschaftsministerium der Solarpark Schornhof im oberbayerischen Berg im Gau (Lkr. Neuburg-Schrobenhausen). Er hat eine Fläche von 200 Hektar und erzeugt 190 Megawatt Peak.

Wer steht hinter dem Solarpark in Bundorf?

Hinter dem Projekt stehen die Genossenschaft Egis-Energie aus dem oberbayerischen Neuötting und das Unternehmen MaxSolar GmbH aus Traunstein. Als Projektentwickler und Generalunternehmer erarbeitet MaxSolar eigenen Angaben zufolge ganzheitliche Energiekonzepte für Kommunen und Unternehmen. Im Herbst 2022 startete das Unternehmen den Bau des Mega-Parks in Bundorf.

Die Genossenschaft Egis, gegründet 2013 als Zusammenschluss von Bürgerinnen und Bürgern, Kommunen und Unternehmen, beteiligt sich an Projekten zur Erzeugung grüner Energie. Nach eigenen Angaben hat die Egis bislang 27 Projekte in Deutschland umgesetzt. In Bundorf übernimmt die Egis die Verantwortung für den Bürgersolarpark. 

Was geschieht mit dem erzeugten Strom?

Der Strom aus dem Bundorfer Solarpark wird laut den Betreibern ins Stromnetz des Bayernwerks eingespeist. Da eine derart große Anlage auch ein entsprechend starkes Umspannwerk braucht, ist im benachbarten Aidhausener Ortsteil Kerbhausen ein neues Umspannwerk von MaxSolar mit zwei Hochspannungstransformatoren entstanden. Speichermöglichkeiten vor Ort sind laut Egis derzeit nicht angedacht.

Wieso spielt die Anlage auch für die Wärmeversorgung eine Rolle?

Die Verantwortlichen verfolgen mit dem Bundorfer Solarpark ein ihren Angaben zufolge bislang bundesweit einzigartiges Konzept. Der Solarpark liefert nicht nur Strom, sondern auch Fernwärme. Die Bauarbeiten für das Fernwärmesystem, das direkt an den Solarpark angeschlossen wird, laufen seit Mai 2023, die Fertigstellung ist für Ende 2024 geplant. 

Feierten die Eröffnung (von links): Christoph Strasser, Geschäftsführer Maxsolar, Bundorfs Bürgermeister Hubert Endres, Digitalministerin Judith Gerlach, Ministerpräsident Markus Söder, Landtagsabgeordneter Steffen Vogel und Landrat Wilhelm Schneider. 
Foto: Anand Anders | Feierten die Eröffnung (von links): Christoph Strasser, Geschäftsführer Maxsolar, Bundorfs Bürgermeister Hubert Endres, Digitalministerin Judith Gerlach, Ministerpräsident Markus Söder, Landtagsabgeordneter Steffen ...

Das Fernwärmenetz, das von der Egis betrieben werden wird, soll 1,6 Kilometer lang werden und sich fast ausschließlich durch den Photovoltaik-Park in Kombination mit einer Wärmepumpe speisen lassen. Es soll rund 30 Haushalte vor Ort sowie kommunale Liegenschaften wie das Bürgerhaus und den Kindergarten in Bundorf versorgen. Bisher haben sich laut Egis bereits mehr als 20 Haushalte für den Fernwärme-Anschluss entschieden. Geplant sei auch ein großer Warmwasserspeicher mit 75.000 Liter Fassungsvermögen, um Wärme auch für sonnenarme Zeiten vorrätig zu halten.

Außerdem soll eine Ladeinfrastruktur für E-Fahrzeuge installiert werden – mit einem DC-Schnelllader (Gleichstrom) in Bundorf sowie je einem AC-Lader (Wechselstrom) in den sechs Ortsteilen Neuses, Schweinshaupten, Kimmelsbach, Stöckach und Walchenfeld. MaxSolar bezeichnet das Projekt in Bundorf als Vorzeigeprojekt der bayerischen Stromversorgung.

Wer profitiert vom Solarpark?

Durch Erneuerbare-Energien-Projekte wie den Solarpark Bundorf profitieren Bürgerinnen und Bürger sowie die Gemeinde, ist Egis überzeugt. Die Anwohnerinnen und Anwohner dank erneuerbarer Energie aus der Region, die Kommune durch Steuereinnahmen. 

Wie viele Bürgerinnen und Bürger haben sich am Projekt beteiligt?

Eine genaue Zahl, wie viele Personen aus der Region sich am Projekt beteiligt haben, nennt Egis nicht, erklärt aber: Generell beteiligen sich Personen bei der Egis nicht an einem spezifischen Projekt, sondern an der Genossenschaft mit ihrem gesamten Projekt-Portfolio. Die Egis insgesamt hat mittlerweile über 2000 Mitglieder in Deutschland.

Welche Kritik aus der Region gab es im Vorfeld?

Norbert Zösch, Geschäftsführer vom Stadtwerk Haßfurt, sowie Marco Siller, Geschäftsführer der GUT Haßberge (Gesellschaft zur Umsetzung erneuerbarer Technologieprojekte) kritisierten die geplante Anlage Ende 2022 deutlich. Das Projekt sei nicht im Landkreis vermarktet worden, sagt Zösch. Die Gewinne würden nicht in der Region abgeschöpft und könnten dadurch nicht im Landkreis reinvestiert werden, sagt Siller.

Auch blockiere die gewaltige Strommenge die 110-kv-Leitung bei Hofheim weitgehend, kritisiert Zösch. Der Betrieb anderer Anlagen zwischen Haßfurt, Hofheim und Kleinbardorf, von denen weitere Bürgerinnen und Bürger profitieren könnten, sei nun kaum noch möglich. Zwar fanden Gespräche zwischen Bundorfs Bürgermeister Hubert Endres und der GUT, BEG und dem Stadtwerk Haßfurt statt, ob ein Projekt auch über die GUT abgewickelt werden könnte – eine Einigung konnte damals jedoch nicht erzielt werden.

Wie viel haben der Solarpark und das Fernwärmenetz gekostet?

Laut MaxSolar beträgt die Investitionssumme in den Solarpark 85 Millionen Euro. Förderungen vom Freistaat oder vom Bund habe es keine gegeben. Die Energiegenossenschaft Egis hat MaxSolar zufolge für die Errichtung des Fernwärmenetzes eine Betreibergesellschaft gegründet, die mit Bürgereinlagen finanziert wird. Die Investitionssumme für das Fernwärmeprojekt beträgt 3,6 Millionen Euro inklusive des Anteils am Solarpark, der das Fernwärmenetz speist.

 
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Kommentare
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  • Herbert Barthel
    Und wie viele Arbeitsplätze bringt die Anlage in die Hassberge oder das Grabfeld.
    Es ist doch so dass nach Nordbayern die Photovoltaikanlagen und die Windräder kommen und Arbeitsplätze in Südbayern geschaffen werden.
    Der Herr Söder hätte lieber nach Bad Neustadt zu Valeo fahren sollen.
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  • Mike Rösler-Fischer
    Wahrscheinlich bekommen die Politiker den Strom umsonst für ihr ok. Zu der landschaftsverschandelung.
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  • Hubert Endres
    Leider verstößt Ihr Kommentar gegen die Kommentarregeln auf mainpost.de. Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
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  • Wilfried Kneuer
    ... und unser Herr Landrat lädt jetzt sicher immer sein E-Dienstfahrzeug in Bundorf ⁉️
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  • Hartmut Haas-Hyronimus
    wenn sie denn schon innerhalb eines Jahre ans Netz angeschlossen würde, wäre das schon recht erfreulich zwinkern
    andere müssen da manchmal länger warten ...
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