Auf den Dächern der Gebäude, die dem Landkreis Haßberge gehören, wäre eigentlich viel Platz für Photovoltaik-Anlagen. Aber: "Im Moment sehen unsere Dächer so aus", sagte Peter Friedrich vom Landratsamt in der letzten Sitzung des Kreisausschusses - und zeigte Fotos von den Dächern einiger kreiseigener Gebäude, unter anderem dem Landratsamt selbst. Photovoltaik? Fehlanzeige. Der Grund dafür liegt aber nicht etwas im Unwillen oder Versäumnissen der Kreispolitik, sondern in der aktuellen Gesetzeslage.
Denn die untersagt es Landkreisen, über den Eigenbedarf hinaus Strom zu produzieren. Der Grund dafür ist, dass Kommunen keine Konkurrenz zur freien Wirtschaft darstellen sollen. Diese Situation ist zwar gut für Energieunternehmen, aber schlecht für den Klimaschutz, da Landkreise somit weniger Öko-Strom produzieren dürfen als sie könnten und in vielen Fällen auch wollen.
Gesetzesänderung für mehr Öko-Strom: Geplant, aber noch nicht beschlossen
So ist auch im Landkreis Haßberge das Maximum ausgeschöpft. "Der Landkreis Haßberge ist mit 15,39 Prozent am Bürgerenergiepark Sailershäuser Wald beteiligt", teilt Moni Göhr, Pressesprecherin des Landratsamtes, auf Anfrage dieser Redaktion mit. Außerdem habe der Landkreis eine PV-Anlage auf dem Dach der Haßfurter Berufsschule, eine weitere auf dem Dach des Eberner Gymnasiums befindet sich im Bau. Damit sind die Möglichkeiten ausgeschöpft, mit weiteren Anlagen würde der Kreis mit seiner Stromproduktion den Eigenbedarf überschreiten.
Bald jedoch könnte der Landkreis die Möglichkeit bekommen, weitere Anlagen auf seine Dächer zu bauen. Denn im Juni 2022 brachte die Bayerische Staatsregierung eine Neuregelung auf den Weg. "Die Gesetzesänderung ist geplant, aber noch nicht beschlossen", berichtete Peter Friedrich im Kreisausschuss. Sollte das Gesetz in der neuen Fassung in Kraft treten, würde die Beschränkung auf den Eigenbedarf aufgehoben, der Landkreis könnte also weitere PV-Anlagen in Betrieb nehmen.
Wenn die Gesetzesänderung kommt, soll es schnell losgehen können
Um in diesem Fall schnell mit dem Ausbau loslegen zu können, trifft der Landkreis jetzt schon die ersten Vorbereitungen. "Aktuell werden bei allen Liegenschaften Machbarkeitsanalysen durchgeführt und die notwendigen Kosten kalkuliert", schreibt Moni Göhr. "Gleichzeitig finden bereits Gespräche mit den Städten und Gemeinden statt, um die Genehmigungsfähigkeit der Analgen auf Grund der örtlichen Gestaltungssatzungen und des Denkmalschutzes zu klären."
Aus Sicht der Behörde erscheint diese Vorarbeit nötig, "um unverzüglich mit der detaillierten Planung und Umsetzung der einzelnen Anlagen beginnen zu können, sobald die notwendige und angekündigte Gesetzesänderung beschlossen ist". Ab dem Jahr 2023 sollen die notwendigen Mittel zum Ausbau im Haushalt eingeplant werden. Wie viel davon sich in welchem Zeitraum umsetzten lässt, hänge dann auch von Fördermitteln ab, berichtete Peter Friedrich in der Sitzung.
Auf den Dächern der Schulen wäre vieles möglich
Als Beispiele für mögliche weitere Standorte nannte er das Landratsamt sowie die Realschulen in Hofheim, Eltmann und Ebern mit ihren jeweiligen Sport- und Schwimmanlagen. Auch auf der Haßfurter Berufsschule und dem Eberner Gymnasium sei ein weiterer Ausbau mit größeren Anlagen möglich. Landrat Wilhelm Schneider dämpfte die Euphorie allerdings ein bisschen und betonte: "Die Vorstellung der Projekte heißt noch nicht, dass sie alle umgesetzt werden können."