Neue Liga, neuer Trainer, neues Team: Für die Handballer der Wölfe Würzburg beginnt nach zehn Jahren in der 2. Bundesliga nun eine andere Zeitrechnung. 87 Tage sind seit ihrem letzten Pflichtspiel vor dem Abstieg vergangen. An diesem Samstag, 2. September, starten sie gegen den SV Salamander Kornwestheim in der 3. Liga Süd in die Saison (19.30 Uhr, tectake Arena).
1. Der Kader
Zehn Abgänge, zehn Zugänge: Nach dem bisher größten personellen Umbruch hat sich das Gesicht der Mannschaft deutlich verjüngt. Der Altersdurchschnitt beträgt 23,2 Jahre. Das Team habe schnell zusammengefunden und harmoniere gut, sagt Neu-Trainer Johannes Heufelder (31).
Eine Startsieben habe er nicht im Kopf. "Die brauchen wir auch nicht, da wir einen breiten und ausgeglichenen Kader mit vielen verschiedenen Charakteren und Qualitäten haben, die wir je nach Anforderung des Gegners einsetzen können."
Dennoch dürften aufgrund ihrer langjährigen Zweiliga-Erfahrung die vier verbliebenen Wölfe-Routiniers am ehesten gesetzt sein: Kapitän Patrick Schmidt, der mutmaßlich häufiger im linken Rückraum als auf der Spielmacherposition auflaufen wird, Steffen Kaufmann auf Halbrechts, Dominik Schömig auf Links- und Felix Karle auf Rechtsaußen. Im Rückraum Mitte hat Heufelder die meisten Optionen. Luis Franke könnte zunächst die erste Wahl sein, zumal Florian Schmidt in der Vorbereitung an einer Ellbogenverletzung laborierte; sein Einsatz am Samstag ist fraglich.
Im Tor ist für Heufelder Moritz Ebert "normalerweise" die Nummer eins vor Paul Siegl, der sich allerdings in der Vorbereitung mit starken Auftritten ebenfalls empfohlen hat. Im Abwehrzentrum sollen die Kreisläufer Michel Reitemann und Christoph Nepf, der aufgrund der Verletzung von Alexander Merk vorübergehend verpflichtet wurde, erst mal die Deckung organisieren. Merk fällt bis auf Weiteres noch aus.
2. Das Saisonziel
Geschäftsführer Roland Sauer legte sich früh fest: "Unser erstes Ziel ist die Aufstiegsrunde", sagte er schon im Juni. Dafür müssten die Würzburger am Ende der regulären Saison mindestens Zweiter werden.
Heufelder hält sich in Sachen Saisonziel bedeckt: "Ich werde mich dazu nicht äußern. Ich denke, dass Ziele nicht realistischer werden, wenn man darüber redet, sondern nur, wenn man etwas dafür tut."
3. Die Konkurrenz
Die Süd-Staffel hat es in sich. Mit dem zweiten Absteiger HSG Konstanz und dem TuS Fürstenfeldbruck, Tabellenzweiter der abgelaufenen Drittliga-Runde, tummeln sich dort neben den Wölfen noch zwei andere ehemalige Zweitligisten. Zu den Spitzenteams zähen außerdem Meister HC Oppenweiler/Backnang, der erneut als einer der Favoriten gilt, der VfL Pfullingen, der SV Salamander Kornwestheim, die SG Leutershausen (Plätze drei bis fünf der vergangenen Runde) sowie die zweiten Mannschaften des HC Erlangen und der Rhein-Neckar Löwen.
„Die halbe Liga“ gehöre für ihn zu den Favoriten um den Aufstieg, meint Heufelder lachend, aber durchaus ernst. "Am Ende werden wohl fünf bis sechs Mannschaften oben mitspielen. Aber auch jede andere kann diese an einem guten Tag schlagen." Die Vorbereitung habe gezeigt: "Alle Topteams haben mal gepatzt, wie wir gegen Coburg." (27:44, Anm. d. Red.)
4. Die Prognose
Die Würzburger gehen nach überwiegend guter Vorbereitung und einer gelungenen Generalprobe gegen die U 23 des VfL Gummersbach (38:29) als Wundertüte ins Rennen. "Ich denke, dass wir eine der Mannschaften mit dem größten Potenzial, aber Stand jetzt sicher nicht die beste Mannschaft in der Liga sind", sagt Heufelder, der auf "Tempo-Handball aus einer aktiven Abwehr heraus" setzt. "Wenn wir es schaffen, einen Großteil unseres Potenzials abzurufen, dann bin ich überzeugt, dass am Ende ein sehr, sehr gutes Ergebnis stehen wird. Wenn uns das nicht oder nicht oft gelingt, dann nicht."
Konstanz ist das Zauberwort – und die ist nicht kalkulierbar, erst recht nicht mit vielen jungen Spielern, die noch Schwankungen unterliegen und Zeit zur Entwicklung brauchen. Realistisch erscheint ein Tabellenplatz in der oberen Tabellenhälfte.
Klar ist: Für die Wölfe geht es um viel. Einerseits besteht die Gefahr, den Anschluss an den Profi-Handball zu verlieren. Andererseits birgt der Umbruch, der den ganzen Leistungshandball bei den Wölfen betrifft, auch die Chance, die Zusammenarbeit mit dem Unterbau nachhaltig zu stärken.
5. Die Hallenneuerungen
Trotz des Abstiegs und des rückläufigen Publikumsinteresses in den vergangenen Jahren bleiben die Wölfe in der Würzburger tectake Arena. Um die Stimmung dort zu verdichten, wird jeweils ein Außenblock auf beiden Tribünenseiten gesperrt.
Der Fanklub "8. Wolf" behält seinen angestammten Platz in Block D, für Gästefans ist weiterhin Block C vorgesehen. Alle anderen Zuschauenden können Tickets nur noch in den Mittelblöcken erwerben. Zuletzt waren laut Geschäftsführer Sauer rund 450 Dauerkarten verkauft.
6. Der Auftaktgegner
Es geht tierisch los für die Wölfe: Mit dem SV Salamander Kornwestheim, der sich auch „die Lurchis“ nennt, kommt der Tabellenvierte der zurückliegenden Süd-Staffel nach Würzburg – und damit gleich ein echter Gradmesser zum Auftakt. Das eingespielte Team des promovierten Sportwissenschaftlers Alexander Schurr kooperiert seit Sommer in Sachen Talentförderung mit dem Zweitligisten Bietigheim. Den brachte es in der Vorbereitung an den Rand einer Niederlage.
"Kornwestheim fällt nicht durch Individualisten, sondern durch Geschlossenheit auf", sagt Heufelder. "Eine sehr starke Mannschaft, die brutal Tempo geht." Er freue sich nach intensiven acht Wochen auf den Saisonstart und könne zumindest eines versprechen: "Die Jungs werden sich zerreißen."