Handball, Zweite Bundesliga, Männer
Wölfe Würzburg – TV Hüttenberg
(Sonntag, 17 Uhr, tectake Arena)
Oliver Seidler kann einem fast schon leid tun. Der Kreisläufer der Würzburger Zweitliga-Handballer (20. Platz/8:36 Punkte) liefert Woche für Woche ab. Er steht im Wölfe-Innenblock beherzt seinen Mann und zeichnet sich vorne durch beachtliche Trefferquoten aus. Zuletzt in Dormagen traf Seidler mit sieben Würfen siebenmal. Allein: Seit Mitte November steht er mit seinem Team am Tabellenende der Zweiten Handball-Bundesliga – aktuell mit nur vier Siegen in 22 Partien.
"Da sieht man mal", sagt Seidler vor dem sonntäglichen Heimspiel gegen den TV Hüttenberg (10./23:23), "dass Handball ein Mannschaftssport ist. Was nutzt es, wenn Einzelne gut spielen, aber das Team als Ganzes verliert?" Womöglich schon etwas, möchte man fast entgegnen. Denn wer weiß, wo die Wölfe stünden, wenn sie keinen Oliver Seidler in ihren Reihen hätten?
"Darüber kann man nur spekulieren", sagt der 24-Jährige. "Fakt ist jedenfalls: Tiefer als der letzte Platz geht es nicht mehr." Mit diesem Wissen solle man auch in die nächsten Duelle gehen. "Vielleicht nimmt uns das ein wenig den Druck, auch wenn wir den natürlich haben. Wir sind aber nicht die einzige Mannschaft, der es so ergeht."
Vertrag bleibt nur im Fall des Klassenerhalts gültig
Seidler, dessen Vertrag nur im Falle des Klassenerhalts ein weiteres Jahr gültig wäre, strahlt trotz der sportlich prekären Lage eine gewisse Gelassenheit aus. "Olli ist ein absoluter Gewinn für die Mannschaft", sagt sein Trainer Julian Thomann. Im Sommer letzten Jahres hat Seidler erstmals in seinem Leben Leipzig verlassen, um woanders Fuß zu fassen.
"In den zwei Jahren in Dessau bin ich weiter in Leipzig wohnen geblieben", sagt er. Von dieser Stadt mit ihren mittlerweile 600.000 Einwohnern in die Marktgemeinde Rimpar, aus der die Wölfe ja stammen, zu kommen, sei schon sehr ungewohnt gewesen. "Aber ich habe mich auch dank der wirklich sehr netten Vermieter schnell eingelebt. Sie kümmern sich sogar um meine beiden Kaninchen, wenn ich mal nicht da bin."
Ein weiteres Hobby Seidlers ist die Musik. "An Spieltagen höre ich gerne klassische Musik von Beethoven oder Mozart. Weil ich das dem Rest schlecht über die Lautsprecher zumuten kann, habe ich im Bus meistens Kopfhörer auf", verrät Seidler, der eine Ausbildung zum Sport- und Fitnesskaufmann macht.
Gegen die Hüttenberger, die an diesem Sonntag, 5. März, ab 17 Uhr zu Gast in der tectake Arena sein werden, wird sein Team zu Hause wieder forsche Klänge anschlagen müssen, das Hinspiel ging deutlich verloren – genau wie die letzten Duelle gegen Lübeck-Schwartau (28:34) und Dormagen (26:31). "Natürlich haben auch wir uns die Frage gestellt, warum wir nach den beiden Heimsiegen plötzlich wieder so viele Fehler gemacht haben", so Seidler. Eine Antwort darauf zu geben, sei aber schwierig. "Mit knapp 40 vergeblichen Angriffsversuchen kann man jedenfalls kein Spiel gewinnen."
Die Hüttenberger sind für Seidler keine Unbekannten. "Mit Leistungsträgern wie Ian Weber oder Hendrik Schreiber habe ich schon in den Jugend-Bundesligen gespielt." Sie waren damals für den Wetzlarer Nachwuchs aktiv, gegen den Seidlers Leipziger 2015 im A-Jugend-Finale um die deutsche Meisterschaft die Oberhand behielten. Später kam der Wölfe-Kreisläufer auch zu Erstliga-Einsätzen für die Messestädter, spielte aber meistens in der Reserve in der Dritten Liga, ehe es ihn 2020 nach zum Dessau-Roßlauer HV verschlug.
Regelmäßig gute Kritiken
Nach zwei Saisons wechselte er nach Mainfranken. Seidler wird wohl auch bei einem Nichtabstieg kaum zu halten sein. Seine konstant guten Leistungen und die regelmäßigen Nominierungen zum Zweitliga-Spieler des Monats dürften längst andere ambitionierte Klubs auf ihn aufmerksam geworden sein. Der 24-Jährige, der mit seiner Größe von knapp zwei Metern auf 108 Kilogramm Gewicht und eine Schuhgröße von 47 kommt, sagt dazu: "Das will ich nicht kommentieren." Doch er versichert: "Ich werde jedenfalls bis zum Schluss alles für die Wölfe geben."