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Handball: 2. Bundesliga
Wölfe Würzburg: Oliver Seidler über den Zweitliga-Abstiegskampf, Beethoven und seine Kaninchen
Trotz konstant starker Leistungen kann der Kreisläufer die sportliche Misere nicht verhindern. Die Frage, ob seine erste Saison bei den Wölfen auch seine letzte sein wird, bleibt allerdings unbeantwortet.
In dieser Saison ein Lichtblick bei den Wölfen Würzburg: Kreisläufer Oliver Seidler wartet mit starken Abwehrleistungen auf und hat bereits 91 Tore erzielt.
Foto: foto2press/Frank Scheuring | In dieser Saison ein Lichtblick bei den Wölfen Würzburg: Kreisläufer Oliver Seidler wartet mit starken Abwehrleistungen auf und hat bereits 91 Tore erzielt.
Jörg Rieger
 |  aktualisiert: 10.05.2023 09:34 Uhr

Handball, Zweite Bundesliga, Männer
Wölfe Würzburg – TV Hüttenberg

(Sonntag, 17 Uhr, tectake Arena)

Oliver Seidler kann einem fast schon leid tun. Der Kreisläufer der Würzburger Zweitliga-Handballer (20. Platz/8:36 Punkte) liefert Woche für Woche ab. Er steht im Wölfe-Innenblock beherzt seinen Mann und zeichnet sich vorne durch beachtliche Trefferquoten aus. Zuletzt in Dormagen traf Seidler mit sieben Würfen siebenmal. Allein: Seit Mitte November steht er mit seinem Team am Tabellenende der Zweiten Handball-Bundesliga – aktuell mit nur vier Siegen in 22 Partien.

"Da sieht man mal", sagt Seidler vor dem sonntäglichen Heimspiel gegen den TV Hüttenberg (10./23:23), "dass Handball ein Mannschaftssport ist. Was nutzt es, wenn Einzelne gut spielen, aber das Team als Ganzes verliert?" Womöglich schon etwas, möchte man fast entgegnen. Denn wer weiß, wo die Wölfe stünden, wenn sie keinen Oliver Seidler in ihren Reihen hätten?

"Darüber kann man nur spekulieren", sagt der 24-Jährige. "Fakt ist jedenfalls: Tiefer als der letzte Platz geht es nicht mehr." Mit diesem Wissen solle man auch in die nächsten Duelle gehen. "Vielleicht nimmt uns das ein wenig den Druck, auch wenn wir den natürlich haben. Wir sind aber nicht die einzige Mannschaft, der es so ergeht."

Vertrag bleibt nur im Fall des Klassenerhalts gültig

Seidler, dessen Vertrag nur im Falle des Klassenerhalts ein weiteres Jahr gültig wäre, strahlt trotz der sportlich prekären Lage eine gewisse Gelassenheit aus. "Olli ist ein absoluter Gewinn für die Mannschaft", sagt sein Trainer Julian Thomann. Im Sommer letzten Jahres hat Seidler erstmals in seinem Leben Leipzig verlassen, um woanders Fuß zu fassen.

"In den zwei Jahren in Dessau bin ich weiter in Leipzig wohnen geblieben", sagt er. Von dieser Stadt mit ihren mittlerweile 600.000 Einwohnern in die Marktgemeinde Rimpar, aus der die Wölfe ja stammen, zu kommen, sei schon sehr ungewohnt gewesen. "Aber ich habe mich auch dank der wirklich sehr netten Vermieter schnell eingelebt. Sie kümmern sich sogar um meine beiden Kaninchen, wenn ich mal nicht da bin."

Ein weiteres Hobby Seidlers ist die Musik. "An Spieltagen höre ich gerne klassische Musik von Beethoven oder Mozart. Weil ich das dem Rest schlecht über die Lautsprecher zumuten kann, habe ich im Bus meistens Kopfhörer auf", verrät Seidler, der eine Ausbildung zum Sport- und Fitnesskaufmann macht.

Werke des Komponisten Ludwig van Beethoven, hier als Büste im 'Beethoven Museum' in Wien zu sehen, hört Oliver Seidler gerne vor Spielen.
Foto: Herbert Neubauer, dpa | Werke des Komponisten Ludwig van Beethoven, hier als Büste im "Beethoven Museum" in Wien zu sehen, hört Oliver Seidler gerne vor Spielen.

Gegen die Hüttenberger, die an diesem Sonntag, 5. März, ab 17 Uhr zu Gast in der tectake Arena sein werden, wird sein Team zu Hause wieder forsche Klänge anschlagen müssen, das Hinspiel ging deutlich verloren – genau wie die letzten Duelle gegen Lübeck-Schwartau (28:34) und Dormagen (26:31). "Natürlich haben auch wir uns die Frage gestellt, warum wir nach den beiden Heimsiegen plötzlich wieder so viele Fehler gemacht haben", so Seidler. Eine Antwort darauf zu geben, sei aber schwierig. "Mit knapp 40 vergeblichen Angriffsversuchen kann man jedenfalls kein Spiel gewinnen."

Die Hüttenberger sind für Seidler keine Unbekannten. "Mit Leistungsträgern wie Ian Weber oder Hendrik Schreiber habe ich schon in den Jugend-Bundesligen gespielt." Sie waren damals für den Wetzlarer Nachwuchs aktiv, gegen den Seidlers Leipziger 2015 im A-Jugend-Finale um die deutsche Meisterschaft die Oberhand behielten. Später kam der Wölfe-Kreisläufer auch zu Erstliga-Einsätzen für die Messestädter, spielte aber meistens in der Reserve in der Dritten Liga, ehe es ihn 2020 nach zum Dessau-Roßlauer HV verschlug.

Regelmäßig gute Kritiken

Nach zwei Saisons wechselte er nach Mainfranken. Seidler wird wohl auch bei einem Nichtabstieg kaum zu halten sein. Seine konstant guten Leistungen und die regelmäßigen Nominierungen zum Zweitliga-Spieler des Monats dürften längst andere ambitionierte Klubs auf ihn aufmerksam geworden sein. Der 24-Jährige, der mit seiner Größe von knapp zwei Metern auf 108 Kilogramm Gewicht und eine Schuhgröße von 47 kommt, sagt dazu: "Das will ich nicht kommentieren." Doch er versichert: "Ich werde jedenfalls bis zum Schluss alles für die Wölfe geben."

Wer geht, wer bleibt bei den Wölfen Würzburg über die Saison hinaus?

Die zweigleisigen Personalplanungen beim Tabellenletzten der Zweiten Handball-Bundesliga laufen auf Hochtouren. "Wir sind aktuell in guten Gesprächen", sagt der Sportliche Leiter, Johannes Heufelder, auf Anfrage. Konkrete Ergebnisse wolle er voreilig noch nicht kommunizieren. Wenig überraschend angesichts des drohenden Abstiegs und der wahrscheinlich schwierigen Budgetplanungen für die Dritte Liga zeichnen sich wie schon im vergangenen Jahr mehrere Abgänge ab – womöglich sogar eine krasse Zäsur.
Nach Informationen dieser Redaktion wird Kreisläufer Oliver Seidler den Klub ligaunabhängig verlassen, Torwart Jonas Maier sicher im Falle des Abstiegs. Beim zweiten Schlussmann, Andreas Wieser, stehen die Zeichen wohl ebenfalls auf Abschied. Rückraum-Allrounder Julius Rose dürfte kaum zu halten sein. Auch Rechtsaußen Felix Karle gilt bei anderen Klubs als sehr begehrt.
Am spannendsten wird es im Falle der Feldspieler, die das Gesicht des Vereins seit vielen Jahren prägen. Dem Vernehmen nach soll Benedikt Brielmeier seine Karriere im Sommer beenden.
Bleiben die beiden 30 Jahre alten Identifikationsfiguren, Leistungsträger und mutmaßlichen Topverdiener Patrick Schmidt und Steffen Kaufmann. Die beiden Rückraumasse sollten die Wölfe in die Zukunft führen und hatten ihre Verträge 2021 deswegen gleich für drei Jahre verlängert – allerdings nur für die Zweite Liga. Nach Informationen dieser Redaktion ist zumindest der Verbleib von Kapitän Schmidt bei den Wölfen äußerst fraglich. Auf Anfrage sagte Schmidt: "Dazu möchte ich aktuell nichts sagen."
(ng)
 
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  • G. F.
    Das hört sich nicht gut an. Der sportliche Leiter sagt, man sei in guten Gesprächen, die Main Post berichtet jedoch nur von Abgängen! Ich hoffe, wir müssen uns künftig nicht - wie bei den Baskets - jede Saison an eine neue Mannschaft gewöhnen. Ohne Identifikationsfiguren werden die Wölfe viele Fans verlieren. Paddy und Steffen müssen gehalten werden!!!!
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  • N. W.
    Man munkelt, der alte Patriarch bietet ihm kein neues Arbeitspapier an.
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  • U. S.
    Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie Paddy Schmidt gehen lassen. Das wäre echt ein Hammer - und kein gutes Zeichen für die weitere Entwicklung bei den Wölfen.
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