Manchmal sagen Zahlen mehr als Worte. Im Fall der Wölfe Würzburg erzählen sie eine Geschichte, die nach einem kurzen Hoffnungsfunken mit zwei Siegen zum Jahresauftakt zunehmend hoffnungslos erscheint. Am Samstagabend hat der Tabellenletzte der 2. Handball-Bundesliga in seinem 21. Spiel dieser Saison seine 17. Niederlage kassiert, die elfte auswärts.
Nach der Heimpleite am Mittwoch gegen den VfL Lübeck-Schwartau unterlagen die Wölfe zum Abschluss der englischen Woche beim TSV Bayer Dormagen mit 26:31 (13:18) - ursächlich war unter anderem ein früher 1:7-Lauf. Am Ende mussten die Würzburger zum 16. Mal mindestens 30 oder mehr Gegentore einstecken und bleiben somit die "Schießbude der Liga".
Trainer Julian Thomann demonstriert Zweckoptimismus
Wer oder was soll diese Mannschaft mit solchen kapitalen Aussetzern noch retten? Sie holt keine Big Points gegen ebenfalls gefährdete Gegner - Dormagen hatte zuvor vier von fünf Spielen in diesem Jahr verloren, das letzte beim Kellerkind in Konstanz, und war selbst nur noch fünf Punkte von den Abstiegsrängen entfernt. Und sie holt auswärts keine Zähler - nicht einen einzigen bisher in dieser Saison.
"Nur wir selber können uns noch retten", antwortete Trainer Julian Thomann nach dem Abpfiff auf die rhetorische Frage. "Wir geben erst am 7. Juni (letzter Spieltag, Anmerkung der Redaktion) auf." Nach demonstriertem Zweckoptimismus räumte der 30-Jährige aber ein: "Natürlich hätten wir Lübeck und Dormagen gerne mit unten reingezogen. Und natürlich wird es mit jeder Niederlage schwerer für uns."
Die Wölfe Würzburg erwischen den besseren Start
Im TSV Bayer Sportcenter erwischten die Würzburger in einem temporeichen Duell einen starken Start: Acht Tore aus acht Versuchen bedeuteten eine 8:5-Führung nach elf Minuten. TSV-Trainer Matthias Flohr, Champions-League-Sieger mit dem HSV Hamburg 2013 und alter Bekannter von Julian Thomann aus Balinger Zeiten, wechselte den Torhüter. Mit Christian Ole Simonsen kam der Mann zwischen die Pfosten, der im Hinspiel ein maßgeblicher Faktor für den 30:28-Erfolg Dormagens gewesen war. Auch diesmal wurde er einer, hielt unter anderem einen Siebenmeter von Patrick Schmidt.
Dass die Wölfe trotz zehn Paraden ihres eigenen Keepers Jonas Maier in der ersten Halbzeit nach einer knappen Viertelstunde erst den Ausgleich (9:9) und schließlich jenen 1:7-Lauf (10:13, 19.) kassierten, lag allerdings weniger an Simonsens Stärke als vielmehr an ihrer eigenen Schwäche. Einmal mehr scheiterten sie durch einen unerklärlichen Einbruch an sich selbst.
Die zweite Halbzeit beginnt für die Wölfe blamabel - und mit einem Bauerntrick
Sie verloren plötzlich erst leichtsinnig Bälle, damit ihre Linie und schließlich ihre Nerven. "Wir laufen kopflos in immer noch mehr Fehler rein", haderte Thomann hernach. Die Mainfranken luden die Rheinländer dadurch zu einfachsten Toren ein. Zur Pause führten die Gastgeber mit 18:13 - so viele Treffer waren ihnen in einer ersten Halbzeit zuvor noch nicht gelungen.
Die zweite Halbzeit begann für die Gäste blamabel: Nach zwei weiteren Ballverlusten klaute ihnen Jakub Sterba auch noch mit einem Bauerntrick nahe der Mittellinie die Kugel, als Maier noch an der Bank stand und trank. Sterba traf in den leeren Würzburger Kasten zum 21:13 (34.). Thomann rief zum Rapport - und nahm nur drei Minuten später seine dritte und letzte Auszeit. Dabei ließ er die Taktiktafel weg: "Da wurde ich dann emotionaler."
Umstellung der Abwehr zeigt am Ende noch mal Wirkung
Die anschließende Umstellung auf eine 5:1-Deckung zeigte Wirkung. Die Wölfe - allen voran Oliver Seidler mit insgesamt sieben Toren aus sieben Versuchen und Benedikt Brielmeier - verkürzten durch einen achtbaren Schlussakt den Neun-Tore-Rückstand am Ende noch auf 26:31. Doch er war letztlich viel zu groß, um ihn noch ganz aufholen zu können.
Was Thomann noch Hoffnung macht? Zwei Zahlen: "Uns bleiben noch 15 Spiele bei nach wie vor nur vier Punkten Rückstand auf den ersten Nichtabstiegsplatz."
Die Statistik des Spiels
TSV Bayer Dormagen - Wölfe Würzburg 31:26 (18:13)