Die Zukunft der Wölfe Würzburg begann mit einer Zeitreise in die Vergangenheit. Als der abstiegsbedrohte Handball-Zweitligist am Freitag sein Konzept bekannt gab, fühlte man sich in den März 2016 zurückversetzt. Damals wurde Jochen Bähr als Manager neben Geschäftsführer Roland Sauer vorgestellt, und mit ihm das Projekt "Wölfe 202o". Dessen Schlagworte: Professionalisierung der Strukturen, Begeisterung der Region, das familiäre Vereinsumfeld als Fundament.
Mit sehr ähnlichen Inhalten, teils unter Labeln wie "Markenmanagement", präsentierte Johannes Heufelder nun den aktuellen Plan mit dem Titel "Stark im Rudel". Der eloquente Sportliche Leiter ist der neue Hoffnungsträger von Sauer, und dass seine Stelle geschaffen wurde, ist grundsätzlich begrüßenswert, weil sie den Geschäftsführer sowie den Trainer Julian Thomann entlastet – zumindest bis Heufelder im Juli zusätzlich Coach wird.
Rückbesinnung auf die Rimparer Wurzeln ist die einzige Chance
Die sportlichen Ziele im Frühjahr 2016 freilich waren ambitionierter als sie es derzeit sind, wobei: Sauer hält "mittel- und langfristig" nach wie vor daran fest, mit den Wölfen wieder – wie im Projekt 2020 proklamiert – zu den deutschen Top-25-Handballklubs gehören zu wollen. Erst mal aber gehe es darum, den wachsenden Anforderungen der zweiten oder dritten Liga standzuhalten.
Die wirtschaftliche Entwicklung ist rückläufig. Das spiegelt sich nicht nur im Mannschaftskader und somit sportlich wider, sondern auch strukturell in der Geschäftsstelle, wo im Herbst der hauptamtliche Leiter gehen musste. Keine Frage: Die Ursachen dafür sind vielschichtig, reichen von Corona bis zur notwendigen, aber zu späten Änderung des Namens. So ist der – übrigens schon seit mehreren Jahren kommunizierte – Weg der Wölfe mit Rückbesinnung auf die Rimparer Wurzeln und die Ausbildung von Talenten die einzige Chance, die der Klub hat.
Heufelder, der viel von Werten und in plakativem Sportmarketingsprech von der "Wölfe-DNA" redet, will Menschen aus "Stadt und Region" unter anderem mit "Markenbotschaftern" dafür "begeistern und zurückgewinnen" – Sponsoren, Fans und letztlich auch Spieler, die den Weg ligaunabhängig mitgehen. "Ein guter Anfang" sei das Trainingslager in Syrakus mit Vertretern aus dem Würzburger Rathaus gewesen, wo die "Nähe zur Stadt zelebriert wurde".
Konkrete Antworten nach der Umsetzung des Konzepts blieben offen
Bei Fragen jedoch, wie das Konzept konkret umgesetzt werden soll, blieben einige Antworten offen. Vor allem die wichtigste, die Voraussetzung für Erfolg im Leistungssport schafft: Woher das Geld für die Professionalisierung und mehr Hauptamtlichkeit diesmal kommen soll. "Die finanziellen Grundlagen müssen noch geschaffen werden", räumte Sauer ein, eben mit dem Konzept.
So blieben nach einem Abend mit großen Worten vor allem jene von Bastian Krenz hängen, dem Jugendkoordinator der DJK Rimpar. "Ich möchte mich und alle anderen Beteiligten daran messen lassen, dass wir über dieses Konzept nicht nur reden, sondern es kontinuierlich umsetzen."
Es müssen Taten folgen, sonst steht der hochklassige Handball auf dem Spiel.