Handball, 2. Bundesliga Männer
Wölfe Würzburg – 1. VfL Potsdam
(Samstag, 19.30 Uhr, tectake Arena)
Der Handball-Kosmos in der Bundeshauptstadt Berlin scheint sich vor allem um eine Person zu drehen: Bob Hanning. Der 54-Jährige ist Geschäftsführer des aktuellen Bundesliga-Spitzenreiters Füchse Berlin und darüber hinaus auch noch Trainer des Zweitliga-Aufsteigers 1. VfL Potsdam (9./15:13).
Auf die Brandenburger treffen die Wölfe Würzburg (20./4:22) am Samstagabend zum ersten Mal überhaupt. Der nach einer Grippe wiedergenesene Wölfe-Torwart Jonas Maier ist Hanning, der von 2013 bis 2021 Vizepräsident des Deutschen Handball-Bundes war und auch für seinen extravaganten Kleidungsstil bekannt ist, früher des Öfteren begegnet.
Europameister mit Timo Kastening und Jannik Kohlbacher
Während Nachwuchsmann Maier 2012 und 2014 zweimal mit der Junioren-Nationalauswahl Europameister geworden ist, zog Hanning als DHB-Vizepräsident im Hintergrund die Fäden. "Ich ziehe meinen Hut davor, was Bob Hanning alles für die Nachwuchsarbeit in Deutschland getan hat", sagt der Würzburger Torwart, der damals etwa mit den heutigen Nationalspielern Timo Kastening und Jannik Kohlbacher sowie dem derzeitigen Füchse-Cheftrainer Jaron Siewert zusammenspielte.
"Solche Turniererfolge schweißen schon richtig zusammen. Wenn wir uns heute in der Halle treffen, schnacken wir immer noch gerne darüber", erzählt der 28-Jährige.
Der größte Block der heutigen Generation der U-21-Nationalauswahl läuft für die Potsdamer auf, die sehr eng mit den benachbarten Füchsen kooperieren. "Die Potsdamer haben eine sehr talentierte Mannschaft und strahlen von vielen Positionen Torgefahr aus", sagt Maier. Sein Trainer Julian Thomann pflichtet dem bei: "Der VfL ist kein normaler Aufsteiger und bringt viel Qualität mit." Für die Brandenburger spielt übrigens auch Nils Lichtlein, Neffe des Würzburger Bundesliga-Rekordspielers Carsten Lichtlein.
Doch viel mehr als mit dem samstäglichen Heimgegner musste sich Thomann unter der Woche mit seinem extrem ausgedünnten Kader beschäftigen. "Es war eine sehr durchwachsene Trainingswoche", so der Wölfe-Coach. Neben den drei Langzeitverletzten fehlten auch Julius Rose, Oliver Seidler, Linus Dürr und Alexander Merk aufgrund von Infekten.
Die Würzburger zogen sogar in Betracht, das Match abzusagen – so wie am vergangenen Wochenende der TSV Bayer Dormagen das Heimspiel gegen den TV Großwallstadt wegen einer Grippewelle. "Die Regularien schreiben dazu vor, dass mindestens die Hälfte eines Kaders ausfallen muss", berichtet Thomann. Dazu zählen auch die vielen Perspektivspieler, die die Wölfe zuletzt verstärkt eingesetzt hatten.
Am Mittwoch geht es in Coburg weiter
Und so blieb Thomann am Donnerstag vor allem die Hoffnung, dass das infektgeplagte Quartett zurückkehrt. Für das auch sportlich kriselnde Schlusslicht spitzt sich die Lage damit immer weiter zu – zumal es bereits am kommenden Mittwochabend mit dem Derby beim HSC 2000 Coburg weitergeht. "Wir müssen punkten, egal gegen wen und wie", sagt indessen Maier und zählt gegen die Hanning-Sieben auch auf die Unterstützung vieler Wölfe-Anhänger. Alle Dauerkarteninhaber können ein kostenloses zweites Ticket für eine Begleitung dazubuchen.
Die höchste Auswärtsniederlage der grün-weißen Zweitliga-Historie, das 22:36 in Bietigheim (daheim unterlagen die Wölfe am 14. Dezember 2013 einmal mit 18:33), verfolgte Maier, der im Sommer aus Hamburg nach Würzburg gekommen ist, am letzten Freitag im Internet. Ausgerechnet gegen einen seiner früheren Klubs war der Schlussmann zum Zuschauen verdammt – genau wie fünf Tage zuvor beim grandiosen Heimsieg gegen den ThSV Eisenach. "Dieser Leistungsabfall ist natürlich nur schwer erklärbar", sagt Maier, "aber mit 16 technischen Fehlern gewinnt man kein Spiel in dieser Liga."
So hatten die Wölfe kurz nach dem Seitenwechsel drei Gegentreffer binnen einer Minute zum 12:20 kassiert. Für Maier persönlich läuft es dagegen bei den Mainfranken ziemlich rund. So zählt er in puncto Quote gehaltener Bälle zu den besten Schlussmännern der Liga.