Bescherung mitten im Advent. Die Gerüchte waberten seit dem sehr späten Mittwochabend durchs Netz - seit dem späten Donnerstagnachmittag ist es wohl amtlich: Alex King kehrt nach sieben Jahren zu s.Oliver Würzburg zurück. Zwar wollten weder der Basketball-Bundesligist aus der Domstadt noch Kings Arbeitgeber FC Bayern München den Deal noch offiziell bestätigen - aber nach Informationen dieser Redaktion wird King zumindest bis zum Ende dieser aktuellen Runde nach Würzburg kommen. Der inzwischen 35-Jährige soll angeblich bereits an diesem Samstag (20.30 Uhr) in der Begegnung der Baskets bei Aufsteiger Chemnitz das erste Mal seit sieben Jahren wieder das Leibchen der Würzburger tragen.
Warum Alex King aus München wegwollte
Der Wechsel entbehrt nicht einer gewissen Brisanz - und darf durchaus als Überraschung gelten. King spielte in dieser noch jungen Saison unter Bayerns neuem Trainer Andrea Trinchieri keine Rolle mehr und kam in den fünf Partien der Münchner gerade einmal in zwei zum Einsatz und auf nicht einmal sechs Minuten Spielzeit. Natürlich sehr unbefriedigend für einen, der davon überzeugt ist, noch richtig im Saft zu stehen und Mannschaften nicht nur mit seiner enormen Erfahrung helfen zu können. Der 32-fache Nationalspieler King hat inzwischen 585 Bundesligaspiele auf dem Buckel - so viele wie kein anderer aktueller Akteur in Deutschlands Premiumklasse -, 65 Partien in der Euroleague und 97 im Eurocup, davon auch sechs in der Saison 2012/13 für s.Oliver Baskets Würzburg.
Zwei Spielzeiten lang stand King, der in der Jugend des FC Bayern und des MTSV Schwabing ausgebildet worden war, ehe er in Frankfurt (2002 bis 2008) und Bonn (2008 bis 2011) angeheuert hatte, in Diensten der Würzburger. 2013 klopfte dann der Pokalsieger Alba Berlin an - für King damals ein Kindheitstraum. Er nutzte eine Ausstiegsklausel in seinem Vertrag und zog weiter zum Hauptstadtklub, mit dem er den Pokal verteidigte und seine ersten Einsätze in der Königsklasse hatte. Die Würzburger waren damals ziemlich enttäuscht, weil sie einen absoluten Leistungsträger im Zenit seiner Schaffenskraft langfristig binden wollten - und der Anhang nahm es King richtig übel und buhte ihn bei jeder seiner Rückkehr in die s.Oliver Arena kräftig aus.
In Berlin spielte King auch eine Saison lang mit dem heutigen Baskets-Manager Kresimir Loncar zusammen, und so dürfte es bestimmt nicht groß verwundern, wenn diese Beziehung Kings sehr kurzfristig in den vergangenen Tagen offenbar eingetütete Rückkehr befeuert hat. Nach drei Jahren in Berlin, wo King auch Kapitän wurde, wechselte er 2016 zum FC Bayern, dessen erklärtes Ziel es war, Serienmeister Bamberg vom Thron zu stoßen. Das gelang erstmals 2018 - Kings zweite Meisterschaft, nachdem er bereits 2004 mit den Skyliners Frankfurt den Titel gewonnen hatte. Die dritte folgte dann 2019 wieder mit den Bayern.
Und nun also, im Spätherbst der titelgekrönten Karriere - King ist auch dreifacher Pokalsieger -, eher der Kampf um den Klassenerhalt mit einer sehr jungen Mannschaft als der Griff nach den Trophäen mit international abgezockten Kollegen. Das dürfte auch einer der Hauptgründe sein, warum die Baskets offenbar nicht lange überlegen mussten, als sich die Chance bot, einen so erfahrenen Akteur zu schnappen.
Eine Win-win-Situation?
Nach allem, was man so hört, hat sich der seit 2014 verheiratete Vater von 2016 geborenen Zwillingen in Würzburg immer sehr wohl gefühlt. King nutzte die Baskets damals vor sieben Jahren zweifelsohne als Sprungbrett, um sich weiter zu entwickeln und höher zu gelangen auf der Karriereleiter - und damit selbstverständlich auch mehr Geld zu verdienen. Es wäre unredlich und auch sehr unfair, dies einem Sportler vorzuwerfen, dessen Zeit im Profitum naturgegeben begrenzt ist. Und die Baskets wären ja tatsächlich auch mit dem Klammeraffen gepudert, ließen sie aus gekränkter Eitelkeit und alter Enttäuschung die - zumindest theoretische - Chance verstreichen, ihren Youngsters etwas Gehhilfe durch einen Routinier zu gönnen. Wer Baskets-Trainer Denis Wucherer und seine Basketball-Philosophie ein wenig kennt, der kann sich auch gut vorstellen, dass er darauf baut und hofft, durch King und dessen Erfahrung bekomme seine Mannschaft mehr Stabilität. Und wer schon mal mit King gesprochen und ihn auch nach seiner Würzburger Zeit verfolgt hat, kann flugs auf die Idee kommen, dass genau diese Rolle ihm liegen könnte - nicht nur, weil er eine ähnliche in Berlin und am Anfang auch in München bereits ausgefüllt hat.
Es könnte eine Win-win-Situation entstehen, wenn es denn tatsächlich so kommt - also mal schauen, ob's 'ne fruchtbare oder 'ne schöne Bescherung wird.
Wenn das stimmt, freu ich mich unfassbar. Das könnte der richtige Griff sein um diese seltsame Saison anständig zu gestalten.