
So interessant wie an diesem Freitag (19 Uhr) am Dallenberg war die Ausgangslage vor dem ewig jungen Vergleich der unterfränkischen Rivalen Würzburger Kickers und FC Schweinfurt 05 schon sehr lange nicht mehr. Die Partie zwischen dem Tabellendritten und dem Spitzenreiter könnte auch für den weiteren Verlauf der Saison in der Fußball-Regionalliga Bayern richtungsweisend sein.
1. Die Ausgangslage
Die Würzburger Kickers waren in den letzten Jahren stets als großer Favorit in den Vergleich mit den Schweinfurtern gegangen. Das ist heuer anders. Der FC 05 thront an der Tabellenspitze, hat sechs Punkte mehr als die Rothosen und zudem noch das Nachholspiel beim FC Bayern München II in der Hinterhand. Entsprechend selbstbewusst kommen die Schnüdel daher. Trainer Viktor Kleinhenz sprach zuletzt davon, die Kickers "mit einem Sieg aus dem Meisterschaftsrennen nehmen" zu können. Und wäre auch nicht von vornherein mit einem Remis zufrieden.
Die Kickers indes spüren einen klaren Aufwärtstrend. Seitdem der Klub sich von Trainer Markus Zschiesche getrennt hat, ist das Team in sieben Spielen ungeschlagen. Zuletzt konnte sich Zschiesches Nachfolger Martin Lanig über klare Siege gegen den TSV Buchbach (3:0) und beim FC Eintracht Bamberg (4:0) freuen. Mit einem Derbysieg könnte beim Klub, der noch vor wenigen Wochen in Hoffnungslosigkeit zu versinken drohte, wieder Euphorie entstehen. Noch aber bremst Lanig die Stimmung. Er weiß, gegen den FC 05 wird es im Vergleich zu den letzten Partien einer weiteren Leistungssteigerung bedürfen.
2. Das Personal
Die Kickers müssen neben dem nach seinem Kreuzbandriss aus der Vorbereitung noch bis Frühjahr verhinderten Kapitän Peter Kurzweg auch dessen Stellvertreter ersetzen. Die Verletzung, die sich Daniel Hägele in der vergangenen Woche beim Abschlusstraining zugezogen hatte, stellte sich als Muskelfaserriss heraus. Zwei bis drei Wochen Zwangspause bedeutet das für den Vize-Kapitän. Ein schmerzhafter Ausfall.
Hägele, der zu Saisonbeginn wegen einer Hüftverletzung noch hatte zusehen müssen, stabilisierte das Team mit seiner Startelf-Rückkehr am 13. September in der Partie gegen Vilzing deutlich. Auch für Lanig ist der 35-jährige Routinier ein Fixpunkt in der Mannschaft. Gegen Schweinfurt wird wohl, wie zuletzt in Bamberg, Noah Awassi die zentrale Position in der Abwehrkette übernehmen. Der 26-jährige, der im Sommer vom FSV Frankfurt mainaufwärts gewechselt war, hatte nach langer Verletzungspause beim 4:0 in Oberfranken erstmals seit dem zweiten Spieltag auf dem Feld gestanden.
Personell dürfte Lanig nicht viele Veränderungen im Vergleich zum Bamberg-Spiel vornehmen. Außer Kurzweg und Hägele fällt nur Youngster Yannick Sachs aus. Offensivmann Theo Harz dürfte in den Kader zurückkehren. Auch diesmal wird der Kickers-Coach wohl auf die zuletzt bewährte Dreier-Abwehrkette und einen Zweier-Sturm mit Benjamin Girth und Alem Japaur setzen. Derzeit liegt die Konzentration im Training und der Videoanalyse darauf, die Abläufe im nun eingeübten System zu optimieren.
Beim FC Schweinfurt 05 gibt es indes einen Neuzugang. Innenverteidiger Thomas Meißner spielte auch schon in der 2. Bundesliga. Der 33-Jährige, der bereits in der Jugend für die Schnüdel auflief, ist von einem Engagement in der ersten Liga in Nordmazedonien in seine unterfränkische Heimat zurückgekehrt und könnte, wenn die Spielberechtigung rechtzeitig eintrifft, schon in Würzburg auflaufen.
3. Die Stimmung
Hitzig geht es meist auf den Rängen zu, wenn die Kickers und der FC 05 aufeinandertreffen. Das dürfte am Freitag nicht anders werden. Nachdem die drohende Sperrung des Fan-Blocks E nun doch kein Thema mehr ist, hat auch die Würzburger Ultra-Gruppierung angekündigt, das Team anzufeuern. Eine farbenfrohe Choreografie wird es, als Reaktion auf die Diskussion um eine mögliche Blocksperre, diesmal aber nicht geben.