Erleichterung – dieses Wort beschreibt wohl am angemessensten, was am Freitagabend nach dem 4:0-Sieg der Würzburger Kickers gegen die DJK Vilzing allüberall am Dallenberg zu spüren war. Nein, von neu entfachter Begeisterung ist der Klub nach dem vierten Sieg im achten Saisonspiel noch weit entfernt. "Es war nicht alles gut", stellte auch Sportdirektor und Interims-Teamchef Sebastian Neumann fest: "Aber dieser Sieg war wichtig für das Selbstvertrauen, für das gesamte Umfeld, aber auch für das Trainerteam."
Die Fans feiern Sebastian Neumann
Lautstark hatten die Fans ihn, Neumann, nach der Partie gefeiert. Als Sportdirektor war er in den letzten Monaten, nach dem verpassten Aufstieg, ohnehin stark gefordert gewesen, in aller Eile wieder ein Team zusammenzustellen. Nun steht er also auch noch an der Seitenlinie in der Verantwortung. Dabei hatte der 33-Jährige nach dem frühen Ende seiner Spielerkarriere stets betont, dass er seine Zukunft nicht in der Trainerrolle sieht. Auch jetzt sagt er: "Grundsätzlich bin ich erst einmal Sportdirektor." Aber was heißt das schon. Auch Siege können Fakten schaffen. Schon am Dienstag geht es im Nachholspiel gegen den 1. FC Nürnberg II. Bis dahin sind Neumann und der einstige Co-Trainer Ronny Ermel in jedem Fall für Aufstellung und Übungseinheiten verantwortlich.
Ein Duo, das bislang gut funktioniert, wie Neumann betont. Er übernahm nach der Partie die Interviews. Ermel habe vor dem Spiel speziell im taktischen Bereich starke Arbeit geleistet. "Da habe ich keine Erfahrung. Er ist ein absoluter Fachmann und hat das hervorragend gemacht", so der Sportdirektor über seinen Partner im Trainerteam. Dass Ermel nach dem Aus für seinen langjährigen Kompagnon Markus Zschiesche nicht lange zögerte und auch alleine und in neuer Konstellation sein Engagement bei den Kickers fortsetzte, hat ihm viel Respekt eingebracht.
Auch das dürfte nun eine Rolle spielen, wenn debattiert wird, wie es am Dallenberg weitergeht. Trainer ohne Klub waren am Freitag einige auf der Tribüne zu sehen: Marc Reitmaier, dessen einstiger Vorgänger beim FC Schweinfurt 05 Christian Gmünder oder auch der aus Königshofen im Main-Tauber-Kreis stammende Ex-Profi Martin Lanig. Nachdem die Trendwende aber jetzt auch unter Neumann und Ermel gelingen könnte, bleiben die Spekulationen erst einmal unter dem Deckel. Es zählt einzig und alleine der aktuelle Erfolg.
Für den hatte das Interims-Duo, wie es derzeit noch heißt, am Freitagabend "ein paar Kleinigkeiten" verändert, so Neumann. Darunter fiel auch der Torwartwechsel hin zu Vincent Friedsam. Die Rangfolge aus der Vorsaison, als Friedsam Stammkeeper war und Johann Hipper sein Vertreter, wurde wieder hergestellt. "Wir wollten der Mannschaft Sicherheit geben. Wir hatten das Gefühl, dass die Defensive mit Vini stabiler steht", begründete Neumann die Entscheidung. Das Spiel gab dem Trainer-Duo recht.
Überhaupt war es nach elf Gegentoren in den letzten drei Spielen am Dallenberg eine Wohltat für die Kickers, diesmal keinen Treffer kassiert zu haben. Genauso wie die Rückkehr von Daniel Hägele, der erstmals in dieser Saison von Beginn an ran durfte und dem Kickers-Spiel spürbar zu mehr Ruhe und Struktur verhalf. "Ich bin noch nicht bei 100 Prozent", sagte der Abwehrroutinier, der sich beim verlorenen Aufstiegsspiel in Hannover an der Hüfte verletzt hatte, zwar. Aber auch so, scheint der Mann, der nun die Kapitänsbinde trägt, als Führungskraft auf dem Feld fast unverzichtbar.
Und weil in so einer Mannschaft die eine Kleinigkeit eben die andere bedingt, war auch erst durch Hägeles Einsatz Tim Kraus auf seine Stammposition ins Mittelfeld gerutscht, konnte bei seinem 1:0 im gegnerischen Strafraum auftauchen (25.) und fortan auch als "auf die Sechs abkippende Acht", wie es Neumann erklärte, die zuletzt so oft gezeigte Konteranfälligkeit der Kickers wirksam bekämpfen.
Maximilian Fesser rechtfertigt seine Aufstellung
Vorne hatte Maximilian Fesser alleine durch seine starke Vorarbeit zum 1:0 seine Aufstellung bereits gerechtfertigt. Der ob seiner mangelhaften Chancenverwertung oft gescholtene Benyas Junge-Abiol traf indes doppelt (66., 87.) und auch der als Goalgetter verpflichtete Benjamin Girth durfte sich über ein Erfolgserlebnis freuen. Am Ende lief bei den Anfangs noch arg nervös wirkenden Kickers dann schon wieder ziemlich viel zusammen. "Wichtig war es, die Spielfreude wieder reinzubringen. Das ist uns heute gelungen", meinte Hägele.
So könnte Spiel Nummer eins nach Ende des kurzen Kapitels mit Trainer Zschiesche tatsächlich der erhoffte Neuanfang und Wendepunkt gewesen sein. Auch wenn das Kickers-Gebilde nach wie vor fragil wirkt. Ob diese Kickers besser mit Rückschlägen umgehen können als noch vor wenigen Tagen, müssen sie erst noch beweisen.
Für den Moment aber ist die Zuversicht zurückgekehrt. Das war auch zu spüren, als Anteilseigner und Hauptgeldgeber Dominik Möhler, anders als bei anderen Spielen, nach Abpfiff höchstselbst auf den Rasen eilte, um Team und Trainern zu gratulieren. Auch das war ein deutliches Zeichen. Das Interims-Trainerduo genießt jetzt erst einmal das volle Vertrauen der Bosse.