
Ein breites Grinsen umspielte den Mund von Fabian Wessig. Die Augen des Doppeltorschützen leuchteten nach dem 4:0 (1:0)-Sieg seiner Würzburger Kickers beim FC Eintracht Bamberg. Gerade hatten die lautstarken mitgereisten Fans die Spieler so richtig auf das Derby in der Fußball-Regionalliga am kommenden Freitag eingestimmt. "Dann hauen wir zusammen Schweinfurt weg", sagte Wessig unter diesem Eindruck.
Das Strahlen des 21-jährigen Mittelfeldspielers und das Selbstvertrauen, das er in diesem Moment zum Ausdruck brachte, stehen sinnbildlich für einen Stimmungswandel, den die Kickers gerade im Schnelldurchlauf mitgemacht haben. Es macht allem Anschein nach wieder Spaß.
Erst das 3:0 gegen Buchbach, nun das 4:0 in Bamberg. Ergibt zusammen 7:0-Tore in zwei Spielen. Dazu kommt noch die am Wochenende gewonnene Erkenntnis, dass auch die Kontrahenten in der Spitzengruppe einmal allesamt überraschend Punkte liegen lassen können. Die Hoffnung und die Zuversicht, dass es auch in dieser Saison noch etwas werden kann mit den Kickers, sind rechtzeitig vor dem Aufeinandertreffen mit dem Rivalen aus Schweinfurt wieder da.
"Die Ergebnisse sind gut", sagte Martin Lanig am Rand des Spielfelds stehend nach der Partie in Bamberg: "Aber es ist noch längst nicht alles perfekt." Der Kickers-Trainer hatte das Szenario vor dem Gästeblock nach Schlusspfiff aus gebührendem Abstand verfolgt. Wenig später antwortete er auf die Frage nach der Wichtigkeit des kommenden Nachbarschaftsvergleichs mit einem leichten Grinsen: "Das ist ein wichtiges Spiel. Das hat man doch gerade gesehen."

Der Ex-Bundesliga-Kicker wiegt seine Worte mit Bedacht ab, ist niemand der öffentlich poltert, auch nicht vor einem emotionalen Duell. "Wir wissen, was wir brauchen, um in diesem Spiel erfolgreich zu sein", sagte er nur mit Blick auf das Schweinfurt-Spiel. Die nüchtern-sachliche Analyse ist sein Ding. Und dass Lanig auf diese ruhige Art und Weise auch Dinge umkrempeln kann, hat er in den letzten Wochen bewiesen.
Es ist tatsächlich erstaunlich, wie rasch sich die Umstellung auf eine Dreier-Abwehrkette in Ergebnissen niedergeschlagen hat. Zum ersten Mal traten die Kickers in dieser Grundordnung beim 1:1 bei der SpVgg Hankofen-Hailing an. Da wirkte das Team in der ersten Minute noch etwas unsortiert, kassierte einen frühen Gegentreffer. Danach aber kehrte recht schnell das ein, was Lanig mit dem Wort "Stabilität" umschreibt.
In den drei letzten Spielen, mit Ausnahme der erwähnten ersten Minute in Hankofen, erlaubten die Kickers ihren Gegnern nicht mehr allzu viel Spielraum. Nicht nur, dass zuletzt zweimal die Null stand, sondern auch die Tatsache, dass die Gegner zuletzt kaum große Totchancen gegen die Kickers hatten, dürfte bei Trainer und Mannschaft die Überzeugung genährt haben, mit dem neuen Konzept auf dem richtigen Weg zu sein.
"Wir stehen sehr kompakt. Lassen dem Gegner zwischen Mittelfeld und Abwehr kaum noch Platz. Das gibt uns als Mannschaft Sicherheit. Das ist ganz anders als letzte Saison, als wir immer vorne drauf gelaufen sind und ist vielleicht nicht so attraktiv wie damals. Aber uns tut das gerade sehr gut", beschreibt Mittelfeldspieler Wessig die neue Herangehensweise. Taktik und Mannschaft scheinen nun, nach einer kurzen Findungsphase mit dem neuen Trainer, besser zusammenzupassen. Die Kickers scheinen so langsam ihren Weg in dieser Saison zu finden. "Wir kommen gerade in unseren Flow", sagte Wessig.

Mit der defensiven Stabilität im Rücken gelingt nun auch in der Offensive mehr. In Bamberg hatten die Kickers wieder Chancen zu mehr als den vier eigenen Treffern. An der Effizienz müsse man noch arbeiten, findet Lanig. "Wir haben noch zu viele Phasen, in denen wir das Spiel leichtfertig aus der Hand geben. Am Ende sind wir mit dem 4:0 total zufrieden. Aber wir wissen auch, wo wir weitermachen müssen."
Zumindest wirkt es derzeit nicht so, als ob die erneute Verletzung von Vize-Kapitän Daniel Hägele, der in Bamberg wegen muskulären Problemen zusehen musste, das Team wieder komplett aus dem Takt werfen könnte. Diesmal gab Noah Awassi, der erstmals seit dem zweiten Spieltag wieder auf dem Platz stand, den zentralen Mann in der Abwehr. "Er war zum jetzigen Zeitpunkt der richtige Mann auf dieser Position", sagte Lanig, der sich aber nicht festlegen wollte, wer Hägele bei einem längeren Ausfall ersetzen könnte.
Ein System zu finden, in dem die Kickers als Mannschaft glänzen und gleichzeitig nicht mehr so abhängig von den Fertigkeiten einzelner Individualisten sind, das scheint Lanig derzeit zu versuchen. Dass Spieler wie Wessig, der in seiner Zeit bei den Kickers den eigenen Ansprüchen noch zu selten gerecht werden konnte, nun deutlich befreiter wirken, passt da gut ins Bild.
"Von Spiel zu Spiel denken und nicht auf die Tabelle schauen": So lautete das viel formulierte Kickers-Credo der letzten Wochen. Und jetzt, nach dem Sprung auf Platz drei? Lohnt da der Blick aufs Tableau wieder? "Man kriegt die Ergebnisse ja mit. Wir müssen bei uns bleiben. Dann kommen die Resultate von alleine. Und dann kann man auch wieder einen Blick auf die Tabelle werfen", sagte Wessig.