Trainer und Abteilungsleiter, die jeweils Trauzeugen des anderen sind. Eine Rivalität im Nordspessart, über die man Bücher schreiben könnte. Benachbarte Winzerorte im Ringen um Tore statt Öchsle. Geraderücken, was in der Corona-Abbruchsaison nicht möglich war.
All das könnte in den von 25. Mai bis 5. Juni angesetzten Fußball-Relegationsspielen passieren. Wer gegen wen antreten muss, wird laut Würzburgs Kreisspielleiter Marco Göbet am 1. Mai während des Toto-Pokal-Endspiels auf Kreisebene in Eisingen ausgelost.
ASV Rimpar – TSV Unterpleichfeld: Mit dem Trauzeugen auf der anderen Seite
Nicht nur, dass der TSV Unterpleichfeld (2. der Landesliga-Qualifikationsrunde) und der ASV Rimpar (1. der Bezirksliga West) nur acht Kilometer voneinander entfernt liegen. Es gibt noch eine andere markante Verbindung personelle Art.
Der ASV Rimpar ist der Heimatverein von Unterpleichfelds Trainer Thomas Redelberger. Zweimal ist er als Aktiver mit Rimpar in die Landesliga aufgestiegen, mit Unterpleichfeld einmal als Trainer. "Für mich wäre eine Relegation zwischen beiden eine Katastrophe", sagt Redelberger und verweist auf seinen großen Freundeskreis im ASV-Umfeld.
Dessen Sportleiter Jens Bausenwein und Redelberger waren bei ihren Hochzeiten jeweils der Trauzeuge des anderen. Und wenn der TSV-Coach von seinem Wohnort Güntersleben aus zum Training nach Unterpleichfeld fährt, passiert er stets sein Elternhaus in Rimpar. Daher wünscht sich Redelberger: "Wir wollen ohne Relegation die Klasse halten, Rimpar soll als Meister direkt aufsteigen." Dann gäbe es dieses Duell gleich zweimal – in der nächsten Landesliga-Saison.
TSV Partenstein – TuS Frammersbach II: Eine Rivalität, die ganze Bücher füllt
Zur Rivalität zwischen Frammersbachern und Partensteinern "kann man Bücher schreiben", sagt André Mehrlich. Doch der Trainer der zweiten Mannschaft der TuS Frammersbach (1. der A-Klasse 5) macht klar: "Heutzutage ist das nicht mehr so brisant wie früher. Da passiert es nicht mehr, dass Leute im Schweinestall eingesperrt werden."
Vielmehr sei das Verhältnis zwischen Frammersbachern und ihren Nachbarn vom TSV Partenstein (12. der Kreisklasse 3) entspannter, da viele der heute aktiven Fußballer schon gemeinsam in Nachwuchsteams der JFG Nordspessart gespielt hätten.
Mehrlich, seines Zeichens schon als Spielertrainer der ersten Frammersbacher Mannschaft aktiv und dazu für Nachwuchsteams von Eintracht Frankfurt und des 1. FC Nürnberg am Ball, kann aber einem Aufeinandertreffen mit den sieben Kilometer südlich im Lohrtal beheimateten Nachbarn wenig abgewinnen: "Ich will direkt aufsteigen. Dafür verzichte ich auch gerne auf ein Relegationsspiel vor 800 Zuschauern."
TSV Homburg – SV Erlenbach: Kallmuth fordert Krähenschnabel heraus
Außerdem könnte es passieren, dass der SV Erlenbach (14. der Kreisliga 2) und der TSV Homburg (1. der Kreisklasse 4) in der Relegation aufeinandertreffen. Zwei Winzerorte, die im südwestlichen Landkreis Main-Spessart nur sieben Kilometer voneinander entfernt liegen, die über gern besuchte Weinfeste verfügen und deren Tropfen etwas weniger trocken ausfallen als anderswo in Franken.
Sollte es zu diesem Duell kommen, wird danach entweder mit Erlenbacher Krähenschnabel oder mit Homburger Kallmuth auf den Sieg angestoßen. Doch nicht jeder würde sich auf solch eine Paarung freuen: "Ich gönne Erlenbach den Klassenerhalt, wir wollen aber direkt aufsteigen", betont Karl Dengel.
Der seit fast fünf Jahrzehnten im Fußball aktive Homburger Sportleiter begründet das so: "Ich habe in Relegationsspielen viel erlebt. Sogar, dass Freundschaften zerbrochen sind." Und da die Homburger und Erlenbacher auch noch gemeinsam Jugendarbeit betreiben, will Dengel das direkte Duell lieber vermeiden.
TSV Uettingen – TSV Eisingen: Um die Vorherrschaft in Würzburgs Westen
Seit 2017 ist der TSV Uettingen (14. der Bezirksliga West) Bezirksligist und im westlichen Landkreis Würzburg zwischen Höchberg und Marktheidenfeld entlang der Bundesstraße 8 der höchstklassige Fußballverein. "Wir haben einen Umbruch hinter uns und viele junge Spieler in unseren Reihen. Für sie wäre eine Relegation sicher ein tolles Erlebnis", sagt Uettingens zu Saisonende scheidender Trainer Stephan Spanheimer.
Ein potenzieller Gegner wäre der nur zwölf Kilometer entfernte und ebenfalls im Landkreis-Westen beheimatete TSV Eisingen (2. der Kreisliga 2). In dessen Reihen finden sich zahlreiche Fußballer mit höherklassiger Erfahrung. "Das wäre ein Spiel, zu dem sicher 1000 Leute kommen würden – vorausgesetzt, es ist dann noch erlaubt", so Spanheimer.
SG Buchbrunn-Mainstockheim – SC Schwarzach: Diesmal ohne Quotienten
Die Kreisliga-Meisterschaft in der Corona-Abbruchsaison 2019/21 wurde mittels Quotienten mit 0,03 Punkten Differenz entschieden. Um diesen Hauch war die SG Buchbrunn-Mainstockheim (aktuell 13. der Bezirksliga West) damals besser als der SC Schwarzach (1. der Kreisliga 1, zwei Punkte vor Heidingsfeld, aber zwei Spiele mehr) und stieg auf.
Nun setzen die Schwarzacher erneut zum Sprung in die höhere Liga an – und es könnte, sollten beide Teams auf dem Relegationsplatz ihrer Liga landen, zum erneuten Aufeinandertreffen der beiden Klubs im Landkreis Kitzingen kommen. "Wir kennen und schätzen uns", sagt der SC-Vorsitzende Josef Hitzinger zur Relegationsaussicht. "Natürlich wäre das eine interessante Paarung. Wenn man schon in die Relegation muss, hofft man natürlich auch auf ein paar Zuschauer, um finanziell was mitzunehmen."
FC Eibelstadt – SG Randersacker: Nicht nur eine Sache zwischen Cousins
Eigentlich, so Randersackers Sportleiter Jochen Gruß, sei die sportliche Rivalität einst mit Theilheim größer gewesen. Da der SV seine Fußballer aber abmeldete und die Spieler zum FC Eibelstadt (14. der Kreisliga 1) und zur SG Randersacker (3. der Kreisklasse 1) gingen, sei hier nun die Konkurrenz am Platz am größten.
"Wir haben auch mal auf die Tabellen geschaut, das wäre schon ein richtiger Kracher", gibt Gruß zu, der eine hohe dreistellige Zahl Zuschauender erwarten würde. "Außerdem kann ich mich nicht daran erinnern, dass wir mal höher als Eibelstadt gespielt hätten", nennt er einen weiteren Ansporn im möglichen Duell. Und doch gab's das mal: Von 1988 bis 1990 spielte die SG in der Landesliga.
Zum einen sei es die Nähe der beiden Weinorte, zum anderen persönliche Geschichten, die diese Paarung reizvoll erscheinen lassen: So wie die von Ramon Schmidt, der aus dem Randersackerer Ortsteil Lindelbach kommt, und in der Winterpause von Unterpleichfeld nach Eibelstadt wechselte, obwohl sein Cousin Jeffrey Karl in Randersacker spielt. Oder die von Rodolfo Ramos, der nach fünf Jahren bei der SG zurück zum FC ging.
Welches Relegationsspiel würden Sie gerne sehen und warum? Schreiben Sie es in die Kommentare!