Ende der 1980er-Jahre war die SG Randersacker mal oben. Nicht ganz, aber ziemlich weit oben. Von 1988 bis 1990 gehörte die Mannschaft zur Landesliga, und das war damals immerhin die vierthöchste Spielklasse. Zwei Jahre lang hielten sich die Randersackerer in dieser, traten in dieser Zeit unter anderem gegen den SV Heidingsfeld, die TG Höchberg und die Würzburger Kickers an.
Die Kickers sind auch heute regelmäßig in Randersacker zu Gast. Weil die inzwischen in den Profi-Fußball aufgestiegenen Rothosen auf der dortigen Sportanlage am Sonnenstuhl trainieren. Wenn abends die Kreisklassen-Fußballer der heimischen SG kommen, sind die Profis aber schon längst weg.
Berührungspunkte gebe es daher kaum, erklärt SG-Sportleiter Jochen Gruß. Die beiden Mannschaften seien Nutzer der selben Sportanlage, das war's auch schon. Wobei die Amateurkicker durchaus von dem profitieren, was die Berufsfußballer erwarten, um ihre Arbeit zu verrichten.
Trainings- und Hauptplatz sind im Topzustand
Vor allem einen sattgrünen, gepflegten Rasen, auf dem der Ball natürlich runder rollt, als auf einem holprigen, mit ein paar Grasbüscheln kaschierten Acker. Kommt der Pass mal nicht beim Mitspieler an, der Boden war's in diesem Fall nicht. "Die Rasenpflege ist natürlich das A und O. Wir müssen uns dabei eigentlich um fast gar nichts kümmern. Sie hinterlassen uns den Trainings- und den Hauptplatz in einem Topzustand", sagt Gruß.
Dieser Vorteil kann – wie am vergangenen Freitag, als es in der Region stundenlang ergiebig regnete – sich aber auch mal ins Gegenteil verkehren: "Platz gesperrt" hieß es für die Randersackerer Fußballer an diesem Abend. Ihr Training fiel somit buchstäblich ins Wasser, also gab's eine Taktikbesprechung im Trockenen.
Die Fußball-Abteilung der SG weiß es freilich zu schätzen, dass ihre Trainings- und Wettkampfstätte mit einem Profiklub in Verbindung gebracht wird – manchen motiviere es, auch auf diesem Platz kicken zu dürfen, glaubt Gruß. Sowohl die erste als auch die zweite Mannschaft bestehe inzwischen aus rund 25 Spielern.
2014 am Tief, seitdem geht's schrittweise aufwärts
"Die Bedingungen in Randersacker sind hervorragend, so eine Anlage und Ausstattung sieht man im Würzburger Umkreis eher selten", sagt auch der neue Spielertrainer, Sven Krönlein. Der 34-Jährige trainierte zuletzt den SV Bergtheim und war auch schon beim TSV Prosselsheim, der SpVgg Gülchsheim und dem TSV Reichenberg in gleicher Rolle aktiv. Bei der SG trat er die Nachfolge von Okan Delihasan an, der nach fünf Jahren zum TSV Lengfeld wechselte.
So rosig wie jetzt waren die Aussichten in Randersacker nicht immer. 2014, als der einstige Landesliga-Klub mal wieder in die B-Klasse abgestiegen war, sei auch eine Spielgemeinschaft mit Theilheim in Planung gewesen war. Damals legte Daniel Kestler als Trainer über drei Jahre den Grundstein für die heute besseren Zeiten am Sonnenstuhl.
Randersacker geht offen mit dem Saisonziel um
Mit Krönlein und Jeffrey Karl, der als spielender Co-Trainer zum Heimatverein zurückkehrte, schlossen sich für die erste Mannschaft weitere Spieler an: Carsten Kusche kam mit Krönlein aus Bergtheim, Julian Spöringer vom TSV Reichenberg, Nico Mächtel vom TSV Stettfeld (Lkr. Karlsruhe) und Elias Liebig von der JFG Würzburg-Nord. Paul Scheurer rückte aus der Jugend auf, die in höheren Jahrgängen mit dem Gerbrunner Nachwuchs eine Spielgemeinschaft bildet. "Unser Kader ist in der Breite und in der Spitze stärker geworden", findet der Trainer.
Mit ihrem Saisonziel, "um den Aufstieg mitzuspielen", gehen die Randersackerer nach dem sechsten Platz im Vorjahr auch offen um. "Wenn ich eine neue Station angehe, kann ich wohl kaum sagen, der Klassenerhalt wäre ganz gut. Der Verein ist ambitioniert und unsere Spieler wollen etwas erreichen. Das geht in dieser Liga halt nur, wenn man oben dabei ist", sagt Krönlein. Dort sei mit Lindleinsmühle und Kürnach zu rechnen, schätzt er die beiden als die ärgsten Konkurrenten ein.
Getestet hat die SG bereits gegen den Landesligisten Fuchsstadt (2:3) und den Kreisklassisten Willanzheim (3:1). Gegen den ambitionierten Kreisligisten SC Schwarzach (0:6) ging's mal daneben, gegen Kreisligist Eisenheim/Wipfeld (1:1) lief's schon wieder besser. Weitere Tests sind gegen Thüngersheim und Heidingsfeld vereinbart, ehe eine Woche später die Runde zu Hause gegen Rimpar II beginnt. Am zweiten Spieltag steht das Duell mit Krönleins Ex-Verein Bergtheim an.
Trainerwechsel nach langer Pause hat gut getan
Der Trainerwechsel habe der Mannschaft nach der langen Corona-Pause gut getan, findet Gruß. Geplant sei dieser aber schon zuvor gewesen. Delihasan, der Randersacker in die Kreisklasse geführt hatte, und der Vereinsvertreter hatten sich schon zuvor darauf geeinigt gehabt, zur nächsten Saison Neues anzugehen.
Wegen der Kontaktbeschränkungen mehrere Monate nicht auf dem Platz zu dürfen, sei frustrierend gewesen. "Wir haben unsere Spieler auch bei Laune halten müssen", gibt Gruß zu. Zumindest konnte Delihasan, als es wieder gestattet war, mit einem internen Fußballspiel verabschiedet werden.
Der Trainerwechsel habe anschließend dazu beigetragen, der Mannschaft einen neuen Impuls zu geben: "Es kamen automatisch mehr Spieler zum Training. Jeder wollte den neuen Trainer und seine Herangehensweise kennenlernen. Das hat uns auf jeden Fall sehr geholfen."