"Man muss zugeben, dass es sich nicht so wie eine echte Meisterschaft angefühlt hat", gibt Thorsten Selzam offen zu. Der 44-Jährige, der viele Jahre mit der FT Schweinfurt in der Landesliga spielte und Spielertrainer in Waigolshausen war, weiß, wovon er redet: Dreimal in zehn Jahren stieg er mit der SG Buchbrunn-Mainstockheim (Lkr. Kitzingen) als Kreisligameister in die Bezirksliga auf.
Mögen die besonderen Umstände der Pandemie die Freude zwar etwas trüben, rechtfertigen oder gar schämen müssten sie sich für diesen Titel aber nicht, das habe er seinen Spieler auch klar gesagt.
Meisterschaft nach Quotientenregel war eine knappe Entscheidung
Dass die SG von der Quotientenregel profitierte und dies eine sehr knappe Entscheidung war, weiß Selzam realistisch einzuordnen: "Das war definitiv glücklich für uns. Natürlich hätten auch wir den sportlichen Weg bevorzugt, aber letztlich musste eine Entscheidung her, nachdem klar war, dass die Zeit davonläuft." Er könne den Unmut anderer verstehen, aber jeder Verein schaue erst einmal auf sich selbst. "Für uns war auch entscheidend, dass wir als Aufsteiger keine größeren Ligen mit verschärftem Abstieg in der nächsten Runde wollten", erklärt er.
Verdient sei der Erfolg natürlich schon, auch ob der beiden Siege in den direkten Duellen gegen den zweitplatzierten SC Schwarzach. Wie knapp es aber auch war, könne man am besten am 2:2 gegen den Dritten Heidingsfeld sehen: "Da machen wir in der 93. Minuten den Ausgleich, obwohl wir komplett unterlegen waren. Damals konnte noch keiner die Tragweite dieses Spiels abschätzen. Hätten wir dort verloren, wäre Heidingsfeld Meister."
Nun startet die SG in zweieinhalb Wochen wieder in die Bezirksliga, nach 2011/12 und 2016/17 ist es bereits der dritte Anlauf, sich in Unterfrankens höchster Spielklasse zu etablieren. Bei allen drei Aufstiegen war Thorsten Selzam der Trainer: "In der Vergangenheit ging es für uns zweimal direkt wieder runter, auch deshalb kann das Ziel nur der Klassenerhalt sein. Jetzt müssen wir mal zeigen, dass wir das Zeug haben, in dieser Liga zu bestehen."
Vier Neue sollen helfen, die Bezirksliga als Spielklasse zu halten
Dabei helfen soll vier Neuzugänge: Mirco Pfeuffer von der DJK Würzburg und Oliver Koch, zuletzt Spielertrainer bei der SG Castell/Wiesenbronn in der Schweinfurter Kreisliga, schlossen sich bereits im vergangenen Winter der SG an. Für beide ist es eine Rückkehr. Aus Castell kommt mit Andreas Herrmann ein weiterer Neuer. Der 26-Jährige hat in Kitzingen und Abtswind bereits Landesliga-Erfahrung gesammelt. Komplettiert wird das Quartett von Philipp Dappert, der vom SV Sickershausen zur SG wechselt.
Auf der Gegenseite steht mit Routinier Patrick Brenneis ein namhafter Abgang, der 39-Jährige möchte kürzer treten. Der Schwierigkeit der anstehenden Aufgabe ist sich Selzam bewusst: "Die Bezirksliga ist sehr stark. Rottendorf ist aufgestiegen, doch mit Rimpar gibt es einen Absteiger, der sich offenbar auch gut verstärkt hat. Dazu kommen die ganzen Vereine aus dem Aschaffenburger Raum, wie Leider oder Hösbach-Bahnhof. Ansonsten gibt es für mich auch ein paar Wundertüten, zum Beispiel die anderen beiden Aufsteiger Gemünden und Mömlingen."
Sieg im Vorbereitungsspiel gegen Landesliga-Aufsteiger Rottendorf
Die Spieler seien in der Vorbereitung auf die neuen Aufgaben, die sich auch nach Frammersbach und Neuhütten führen, "mit Spaß und Begeisterung bei der Sache". Testspiele fanden gegen Lauertal aus der Kreisliga Rhön (0:0), Landesliga-Aufsteiger Rottendorf (2:0) und den Ost-Bezirksligisten Stadtlauringen (3:2) statt. Weitere Tests in Oberpleichfeld (am 8. Juli um 19 Uhr), in Forst (am 10. Juli um 17 Uhr) und Unterspiesheim (am 18. Juli um 18 Uhr) sind noch vereinbart, bevor die Saison mit einem Heimspiel gegen die TuS Frammersbach am 24. Juli startet.
Auch wenn sich Selzam etwas mehr Zeit bis zum Saisonstart erhofft hätte, kann er den Argumenten des Verbandes folgen: "Es ergibt schon Sinn, möglichst viele Spiele durchzubringen, solange das Wetter passt." Man müsse nach einer derart langen Pause aber sehr darauf, die Belastung zu steuern, um Verletzungen zu vermeiden. Letztlich hätten aber alle dieselben Voraussetzungen: "Deswegen mag ich mich nicht beschweren."