Dieser doch ziemlich mysteriöse Fall wirft viele Fragen auf, und er geht auch weit über den Sport hinaus, weil er letztlich die Komplexität der Corona-Pandemie und ihrer Konsequenzen im Kleinen offenbart und damit auch und vor allem die der Testungen auf das Sars-CoV-2 getaufte Virus. Auf diese Tests und den daraus resultierenden Zahlen fußen schließlich sämtliche Maßnahmen, die die Politik weltweit ihren Völkern zumutet. Die Kardinalfrage im angeblichen Corona-Fall von Basketball-Bundesligist s.Oliver Würzburg lautet im Grunde ganz einfach: Wie kann es sein, dass ein Mensch am Montag positiv getestet wird und wenige Stunden später mehrere PCR-Tests (das sind die zuverlässigeren) und inzwischen auch mehrere Schnelltests negativ waren? Es wäre bestimmt ein medizinisches Wunder, wenn sich das Virus sozusagen über Nacht wieder aus dem Körper verkrümelt hätte.
Der Spieler der Baskets, dessen Testergebnis Anfang der Woche positiv war, ist symptomfrei und in häuslicher Isolation, und alle seine Kontaktpersonen wurden inzwischen ebenfalls mehrfach negativ getestet und zeigen ebenfalls keinerlei Krankheitssymptome, wie der Verein bestätigt. Dennoch hatte das Würzburger Gesundheitsamt handeln müssen, das muss es bei jedem positiven Ergebnis, und befahl den kompletten Baskets-Tross am Mittwoch in Quarantäne. Die wurde bis zum 22. Februar angeordnet und kann durch jeweils zwei negative PCR-Tests auf den 18. Februar verkürzt werden. Deshalb beantragten die Baskets bei der Bundesliga (BBL) am Donnerstag dann eine Verlegung der für Freitagabend angesetzten Partie in Weißenfels. Die Liga stimmte der am Donnerstagnachmittag zu.
Dass das für Sonntagabend geplante Heimspiel der Würzburger gegen Spitzenreiter MHP Riesen Ludwigsburg wird stattfinden können, erscheint nach aktueller Lage der Dinge als sehr unwahrscheinlich, eine finale Entscheidung darüber steht aber noch aus. Sie wird für diesen Freitag erwartet, wie die Liga auf Anfrage mitteilte.
Das Zögern hat einen durchaus nachvollziehbaren Grund: Sowohl Verein als auch die BBL gehen aktuell noch davon aus, dass es sich bei der positiven Probe entweder um eine Verwechslung oder einen falsch positiven Test handelt. Einzig und alleine das Labor, das den Test durchführte, kann der Aufhebung der Quarantäne den Weg ebnen: Dazu müsste es den positiven Befund schriftlich zurücknehmen. Das ist bisher, Stand Donnerstagabend, noch nicht geschehen.
"Nachdem unser Spieler nach dem positiven Testergebnis mehrmals negativ getestet wurde, gehen wir weiterhin davon aus, dass es sich um eine Verwechslung oder um ein falsch positives Ergebnis handelt", sagte Baskets-Geschäftsführer Steffen Liebler am Donnerstag. Mit einer DNA-Probe des Betroffenen wird derzeit untersucht, ob es sich tatsächlich um seine Probe handelt oder womöglich doch um eine Vertauschung. "Wir haben diese DNA-Untersuchung selbst in Auftrag gegeben, um schnellstmöglich Klarheit zu haben und weitere Spielverlegungen möglichst zu vermeiden", so Liebler.
Stellt sich dadurch heraus, dass die positive Probe tatsächlich vom Baskets-Spieler stammt, bleibt es trotz der inzwischen vorliegenden negativen Testergebnisse aller Beteiligten bei der Quarantäne für die gesamte Mannschaft. Denn: Wenn eine positive Probe vorliegt, ist es nicht möglich, sich sozusagen freizutesten, wie die Liga auf Anfrage dieser Redaktion erklärte und auch Liebler bestätigte: "In diesem Fall muss das Heimspiel gegen Ludwigsburg ebenfalls verlegt werden. Wir gehen davon aus, dass uns das Ergebnis der DNA-Untersuchung bis Freitag vorliegt."
Wegen des Falls war bereits die Partie gegen die JobStairs Gießen 46ers am Dienstag kurzfristig ausgefallen. Mögliche Fehlerquellen bei Corona-Tests gibt's natürlich zahlreiche, das reicht von Fehlern beim Abstrichnehmen über falsche Zuordnung der Teststäbchen über Verwechslung der Ergebnisse im Labor bis hin dazu, dass das Testset an sich fehlerhaft oder defekt war. Derzeit erscheint es im Würzburger Fall am plausibelsten, dass einfach der Test an sich sozusagen kaputt war.
Das Gesundheitsamt hat den Baskets eine sogenannte Kohorten-Quarantäne erlaubt. Diese Art der "Gruppen-Isolation" bedeutet, dass Spieler und Trainer sich nur in der eigenen Wohnung oder im Trainingszentrum aufhalten und zwischen beiden Orten pendeln dürfen – ein kurzer Halt beim Metzger oder ein Abstecher in den Supermarkt sind nicht gestattet. Training schon. Voraussetzung: Vor jeder Einheit müssen bei allen Beteiligten Corona-Schnelltests durchgeführt werden. Und alle müssen natürlich negativ sein.
Auch das macht den Würzburger Fall besonders: So eine Erlaubnis hat noch kein Gesundheitsamt einem Basketball-Bundesligisten gewährt. In den zahlreichen anderen Fällen, etwa in Braunschweig oder Gießen, wurden die Teams komplett eingesperrt, wie die Liga bestätigte.
Was freilich die nächsten Fragen aufwirft: etwa die nach der Gleichbehandlung von Profisportlern im Fußball und anderen Sportarten.