
Wer auch solche Spiele gewinnt, dem ist nun beinahe alles zuzutrauen. Auf jeden Fall auch die direkte Qualifikation für die Play-offs: Dank der 77:97-Klatsche von Alba Berlin in Bamberg am Sonntag waren die Würzburg Baskets ohne eigenes Zutun auf Rang vier in der Tabelle der Basketball-Bundesliga geklettert. Durch den 107:101-Erfolg nach Verlängerung bei den Tigers Tübingen verteidigten sie mit dem nunmehr bereits zehnten Saisonerfolg den Platz. Und das nach einem Spiel, in dem die Baskets weiß Gott nicht glänzten und auch nicht an die spielerisch anspruchsvollen Leistungen der jüngeren Vergangenheit anknüpfen konnten.
Dafür bewiesen sie in Tübingen einmal mehr eine außergewöhnliche Mentalität und erzwangen im letzten Viertel nicht nur die Verlängerung, sondern in dieser dann auch den letztlich verdienten Sieg. "Ich bin sehr froh, dass wir gewonnen haben", sprach der alle überragende Mann des Abends: "Auch wenn ich 42 Punkte gemacht habe, war es doch eine gute Teamleistung", so der Baskets-Spielmacher Otis Livingston II.
In der für ein Montagabendspiel sehr gut besuchten Paul Horn-Arena, in der beide Fanlager mit Bannern gegen Montagabendspiele protestierten, entwickelte sich vom Sprungball weg eine zwar recht unterhaltsame, aber keineswegs besonders hochklassige Partie. Isaiah Washington eröffnete nach eineinhalb Minuten den Körbereigen zur Gästeführung. Die Gastgeber freilich fanden fortan eher ihren Rhythmus, übernahmen das Kommando und auch die Führung. Auf mehr als fünf Punkte Differenz (10:5, 14:9) konnten sie sich aber nicht absetzen. Im Gegenteil: Die Baskets kamen heran, so dass es schiedlich-friedlich mit 19:19 in die erste Verschnaufpause ging.

Im ersten Viertel kam auch Neuzugang Emmanuel Little nach seinem 135-sekündigem Kurz-Debüt beim Heimsieg gegen Oldenburg auf mehr Minuten im Baskets-Leibchen (insgesamt auf zehneinhalb). Im zweiten Abschnitt dann dauerte es gerade einmal 80 Sekunden, bis Baskets-Trainer Sasa Filipovski erneut Redebedarf hatte, weil die Seinen den Hausherren einen flotten 8:0-Lauf gestattet hatten. Wobei sich besonders Tübingens Spielmacher Jhivvan Jackson mit seinen Dreiern drei und vier hervortat. Insgesamt kam der Point Guard mit puerto-ricanischen und panamesischen Wurzeln dann auf sieben Dreier (bei acht Versuchen) und 31 Punkte.
Es dauerte fünf Minuten, bis sich die Baskets wieder herangekämpft hatten und Colin Welp, der einige leichtere Würfe hatte liegen lassen, mit seinem zweiten Dreier die Führung zurückeroberte (36:35). Die Freude darüber dauerte nur Sekunden. Weil die Würzburger auch fürderhin offensiv nicht so wirklich ihren Rhythmus fanden und sie in der Verteidigung auch schon mal giftiger gewesen waren in der Vergangenheit, mussten sie mit einem Drei-Punkte-Rückstand (38:41) in die Pause gehen.
In der dürfte Filipovski seinem Unmut wohl etwas Luft gemacht haben. Denn der Auftritt seiner Mannen in den ersten 20 Minuten hatte wenig gemein mit den Vorstellungen gegen Vechta und Bonn oder jenen in Weißenfels, Crailsheim, Bamberg und gegen Oldenburg, die die Baskets allesamt gewonnen hatten.
Zu Beginn der zweiten Hälfte dann schien es erst einmal, als ob der Slowene die richtigen Worte gefunden hatte. Otis Livingston II und Washington drehten den Pausenrückstand in knapp drei Minuten zur Führung, ehe Jackson seinen sechsten Dreier versenkte – und damit die nächste starke Phase der Gastgeber einläutete.
Bis auf sieben Zähler zogen die Tigers weg (61:54 nach knapp 27 Spielminuten), nur drei konnten sie dann mit in den Schlussabschnitt nehmen (65:62), weil Washington mit Ablauf der Vierteluhr einen Korbleger gerade noch so unterbrachte. Und nach drei Minuten des letzten Abschnitts kam dann so richtig Stimmung in die Hütte, als Jackson erst einen Korbleger (seinen dritten bei drei Versuchen) traf und dann seinen siebten Dreier zum 74:67 in den Würzburger Korb nagelte.
Otis Livingston II wirft Würzburg in die Verlängerung
Diese Führung hatte sich der Aufsteiger vor allem dank einer ziemlich giftigen Verteidigung verdient. Die Würzburger wirkten in dieser vorentscheidenden Phase erstmals, als fiele ihnen keine Antwort mehr ein. Als Mateo Seric 5:43 Minuten vor Schluss zwei Freiwürfe versenkte, führten die Hausherren mit neun Zählern (78:69). Gut drei Minuten später, nach einem Dreier von Washington, waren's nur noch drei (80:83). Und Livingston warf die Baskets dann mit einem Dreier und von der Freiwurflinie aus in die Verlängerung.
Die begann aus Baskets-Sicht reichlich ungeschickt: Owen Klassen verwarf seine Freiwürfe Nummer sieben und acht. Auf fünf Punkte zogen die Hausherren anschließend davon (92:87), was die Baskets aber auch nicht groß irritierte: 36 Sekunden vor Ende, führte Livingston - wer sonst? - die Baskets auf die Siegesstraße mit seinem vierten Dreier zum 101:99. 20 Sekunden später baute er die Führung von der Linie aus auf vier Punkte aus (103:99). Die Schlusspunkte setzte dann Javon Bess ebenfalls von der Linie aus zum 107:101.
Durch den siebten Erfolg in Serie, dem zehnten in dieser Runde, bleiben die Baskets in der Tabelle auch vor Alba Berlin, wo sie am kommenden Sonntag (15.30 Uhr) gastieren.
Die Statistik des Spiels
Tigers Tübingen - Würzburg Baskets 101:107 (19:19, 22:19, 24:24, 22:25, 14:20)