Dass sie am Ende dann doch erneut die Humba anstimmen und tanzen durften in der Spielfeldecke vor dem Fanblock, und der Anhang kurz zuvor "Gegen Würzburg kann man mal verlieren" hatte singen können, war 46 Sekunden vor Ertönen der Schlusssirene gar nicht mehr so klar: Da führte Basketball-Bundesligist Würzburg Baskets zwar noch immer 77:71 gegen Rasta Vechta, hatte aber zuvor auch einen 19-Punkte-Vorsprung (74:55) verspielt und soeben einen 0:10-Lauf kassiert.
Auch wenn Otis Livingston dann zwei Freiwürfe versemmelte – am Ende behielten die Schützlinge von Trainer Sasa Filipovski kühlen Kopf und die Nerven und gewannen 87:75 (46:33). Es war der zweite Sieg im fünften Heimspiel dieser Runde, womit die Würzburger nun bei einer Bilanz von fünf Siegen und vier Niederlagen stehen. "Ich bin sehr stolz auf meine Spieler, die den Gameplan über weite Strecken sehr gut umgesetzt haben. Unser Schlüssel zum Erfolg war mal wieder die Defensive", bilanzierte der Coach.
Vor den Augen von Bundestrainer Gordon Herbert, der sich als Glücksbringer erwies, und knapp mehr als 3000 Menschen in der fast vollständig gefüllten und sehr stimmungsvollen tectake Arena überraschten in der Partie gegen das Überraschungsteam dieser Runde vor allem die Hausherren mit einer über weite Strecken hochkonzentrierten und phasenweise auch spielerisch ansprechenden Vorstellung und mit einer brutal effektiven Defensive.
Bei den Würzburgern ersetzte der New Yorker Amadou Sidibe den erkrankten Owen Klassen, weshalb auf der Centerposition Max Ugrai zum Sprungball durfte. Den verlor der Rückkehrer gegen Richmond Aririguzoh. Störte Ugrai aber nicht groß: Der Bad Mergentheimer machte bis Mitte des ersten Abschnitts, in dem sich fortan keine Mannschaft mehr als drei Zähler absetzen konnte, sieben Baskets-Punkte in Serie. Am Ende kam Ugrai auf 18 Zähler – so viele hatte er noch nie in dieser Halle und auch noch nie im Baskets-Leibchen erzielt.
Kleines Spektakel im zweiten Viertel
Schön oder womöglich sogar hochklassig war die Begegnung im ersten Viertel zu keinem Zeitpunkt – dafür über weite Strecken sehr zerfahren und von vielen einfachen Fehlern geprägt. Dass Akteure beider Mannschaften zudem erstaunlich häufig ihre Standfestigkeit verloren und einfach ausrutschten, trug auch nicht zu größerem Spielfluss bei. Darius Perry beendete den ersten Abschnitt dann mit einem zirkusreifen Dreier von Höhe des Mittelkreises, der mit dem Ertönen der Viertelsirene zum 19:17 durch die Reuse rauschte.
Anfangs des zweiten Viertels schien sich erst einmal nicht viel zu ändern, ehe ein kleines Spektakel sich abzuzeichnen begann. Nach einem Dreier von Vechtas Go-to-guy Tommy Kuhse, der die Liga bislang kräftig aufmischt und im Schnitt mehr als 20 Zähler pro Partie erzielt (diesmal nur elf), zur 23:21-Rasta-Führung, nahm Filipovski eine frühe Auszeit. Offenbar fand er Gehör bei seinen Akteuren, die nicht nur Dreier regnen ließen, sondern vor allem auch in der schon zuvor effektiv-guten Defensive noch eine Schippe zulegten – und so die Rasta-Offensive lahmlegten. Folge: ein 20:2-Lauf zum 41:25, für den sich Javon Bess mit zwei Dreiern in Folge, Perry, Ugrai, Otis Livingston und Zac Seljaas verantwortlich zeichneten.
Würzburg Baskets gehen mit großem Vorsprung ins Schluss-Viertel
Mit einem noch immer komfortablen 13-Punkte-Vorsprung (46:33) durften die Hausherren dann in die Halbzeit. Ging man zu Beginn der 15-minütigen Verschnaufpause in den Katakomben an der Rasta-Kabine vorbei, hörte man bereits von der Ferne Vechtas Cheftrainer Ty Harrelson, der seine Mannen mit vielen Dezibel daran erinnerte, warum sie denn die weite Reise aus West-Niedersachsen überhaupt angetreten waren.
Die Schreierei sollte nicht wirklich viel helfen, weil sich auch in Abschnitt drei an den Kräfteverhältnissen nichts änderte: Hinten drückten die Baskets auf die Bremse und verhinderten ein flüssiges Spiel der Gäste – vorne blieben sie auf dem Gas und trafen weiterhin hochprozentig. Zwar kamen die selbsternannten Rastafari zwischenzeitlich mal auf zehn Punkte heran (38:48), aber die Hausherren erstickten jedwede womöglich aufglimmende Hoffnung der Gäste im Keim. Nach Körben von Ugrai und Livingston führten sie schnell wieder mit 14 (52:38) und nach zwei Freiwürfen vom bärenstarken Seljaas mit 17 Zählern (57:40). Exakt mit diesem Abstand (70:53) ging es dann in den Schlussabschnitt.
In dem baute Livingston die Führung der Baskets sogar auf 19 Punkte aus (74:55), da waren noch siebeneinhalb Minuten zu spielen. Auch wenn es dann eben noch einmal enger wurde – die Butter vom Brot ließen sich die Baskets nicht mehr nehmen.
Die Würzburger haben nun erst einmal zwei Wochen Pause, weil am nächsten Wochenende die Pokal-Viertelfinals ausgespielt werden (aus dem Wettbewerb hatten sich die Würzburger ja gegen Meister Ulm verabschiedet). Weiter geht's für die Baskets dann am Samstag, 16. Dezember (18.30 Uhr), gegen Champions-League-Sieger Telekom Baskets Bonn.