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Würzburg
Zwei Jahre bei den Würzburg Baskets: Was Sasa Filipovski sich für die Zukunft wünscht und wie er zurückblickt
Der Trainer des Würzburger Basketball-Bundesligisten verfolgt große Ziele, fordert dafür aber vom Verein auch mehr Unterstützung: Sasa Filipovski spricht im Interview über Wunder und Probleme.
Es ist eine Geste von Sasa Filipovski, die am Spielfeldrand häufig zu sehen ist. Meistens will der Trainer der Würzburg Baskets seinen Spielern damit zeigen, dass sie Platz für einen einzelnen Akteur machen sollen.
Foto: Heiko Becker | Es ist eine Geste von Sasa Filipovski, die am Spielfeldrand häufig zu sehen ist. Meistens will der Trainer der Würzburg Baskets seinen Spielern damit zeigen, dass sie Platz für einen einzelnen Akteur machen sollen.
Stefan Mantel
,  Thomas Brandstetter
 und  Tim Eisenberger
 |  aktualisiert: 08.01.2024 02:59 Uhr

Am 17. Dezember 2021 unterschrieb Sasa Filipovski seinen Vertrag beim Basketball-Bundesligisten Würzburg Baskets. Zehn Tage später stand er als Cheftrainer gegen Göttingen zum ersten Mal an der Seitenlinie. Gut zwei Jahre ist das nun her. Die Ära Filipovski begann mit sechs Niederlagen und dem Abrutschen auf Platz 18 der Bundesliga, dem letzten Platz. Mittlerweile hat der 49-Jährige die Baskets zu einem veritablen Play-off-Kandidaten geformt, der in der aktuellen Saison mit neun Siegen und vier Niederlagen auf Rang fünf steht und die letzten sechs Partien gewonnen hat.

Am Freitagabend setzten sich die Baskets mit 83:78 (33:31) gegen die EWE Baskets Oldenburg durch. Erneut führte Otis Livingston das Team mit 19 Zählern an. In einer zunächst an Punkten recht armen Partie waren die Würzburger in der zweiten Halbzeit sehr dominant und mussten nicht, wie gegen Bamberg und Crailsheim im Schlussviertel einen Rückstand wettmachen. Zum Jahreswechsel ist es deshalb Zeit für einen Blick zurück auf 34 Siege und 34 Niederlagen in der Bundesliga (und zwei Niederlagen gegen Oldenburg und Ulm sowie einen Sieg gegen Karlsruhe im Pokal) unter Filipovski und einen Blick in seine Zukunft mit den Würzburg Baskets.

Frage: Herr Filipovski, wir sprechen am Morgen nach dem Spiel gegen Oldenburg. Wie fühlt sich der Sieg an, nachdem Sie eine Nacht darüber geschlafen haben?

Sasa Filipovski: Sehr gut, ich habe eben schon einen Teil des Spiels angesehen und mir Notizen gemacht zu Dingen, an denen wir noch härter arbeiten müssen.

Harte Arbeit. Etwas, das Sie seit unserem ersten Gespräch predigen. Sie sind damals mit sechs Niederlagen gestartet. Hat sich die harte Arbeit der ersten Wochen bis heute ausgezahlt?

Filipovski: Im Leben ist nichts einfach. Es ist wie die Geburt eines Kindes. Zuerst bedeutet das Schmerzen für eine Frau. Wenn man etwas Gutes schaffen will, gehört das zu Beginn nun mal dazu.

Wie haben Sie Ihre ersten Wochen vor zwei Jahren erlebt?

Filipovski: Es war ein großes Risiko, den Job anzunehmen, weil das Team nur drei Siege und viele verletzte Spieler hatte. Ich musste entscheiden, ob ich damals möglichst schnell ein paar Spiele gewinnen will oder ob wir eine Vorbereitung machen und hart trainieren, auch wenn wir dann ein paar Spiele verlieren. Wir haben damals Zweiteres gemacht. Wenn man dann hart trainiert, werden die Spieler müde sein. Nach diesen zwei Wochen kam die Corona-Isolation. Also mussten wir nach den 14 Tagen Pause noch mal zwei Wochen hart trainieren.

Haben Sie in dieser Zeit auch daran gezweifelt, was Sie da tun?

Filipovski: Ich habe bei vielen Vereinen trainiert, und ich vertraue darauf, dass harte Arbeit und Disziplin Erfolg bringen. Aber anfangs glaubt das dem Trainer keiner. In dieser Phase war ich allein. Es ist ein bisschen wie in der Landwirtschaft. Man setzt einen Samen und muss hart arbeiten, bis die Pflanze wächst und man den Erfolg ernten kann. Ich war froh, dass Kreso Loncar (Anm. der Red.: Sportdirektor der Baskets) als Ex-Spieler wusste, wie das Geschäft läuft und mir das Vertrauen geschenkt hat.

Nicht jeder Bundesligist leistet sich einen Sportdirektor wie Loncar. Wie wichtig ist seine Rolle?

Filipovski: Er war ein erfolgreicher Spieler, der weiß, wie es ist, Profi zu sein. Er kennt die Prozesse des Geschäfts und ist deshalb sehr wichtig für den Verein als Bindeglied zu den Fans und Sponsoren. Auch für ihn war es zu Beginn schwierig, mich zu verteidigen.

Wie wichtig ist es, dass Sie die gleiche Basketball-Philosophie teilen?

Filipovski: Erfolg ist immer das Ergebnis von Zusammenarbeit im Team. Auch mein Co-Trainer Dejan Mihevc und Paco Scekic als Athletiktrainer und die Physiotherapeuten und Ärzte gehören dazu. Nur so kann sich der Klub jeden Tag, jeden Monat verbessern. Der ganze Verein, mit dem gesamten Office, hat verstanden, dass sie den Spielern dienen müssen. Wenn die Spieler sich nur mit Basketball beschäftigen können und nicht über Essen, Wohnung oder Auto nachdenken müssen, haben sie genug Energie fürs Training und die Spiele. Ich bin auch den freiwilligen Helfern wie Wolfgang und Monika Courte sehr dankbar, weil sie den Spielern überall helfen.

Das sind sehr viele positive Aspekte. Wo gibt es noch Raum zur Verbesserung?

Filipovski: Es ist ein Problem, dass wir noch immer keinen Hauptsponsor haben. Ich weiß, dass daran gearbeitet wird. Es ist auch ein Problem, dass wir seit eineinhalb Monaten mit acht Spielern trainieren müssen. Mit zehn Spielern im Kader kann man normalerweise nicht auf diesem Niveau mithalten. Es ist ein Wunder, was wir da gerade schaffen. Wenn wir jetzt neue Spieler integrieren müssen, machen wir zwei Schritte zurück. Deshalb würde ich lieber mit 14 Spielern in die Saison starten. Das geht aber nicht, weil wir immer noch einen der kleinsten Etats in der Liga für die Mannschaft haben. Damit haben wir wahrscheinlich keine Chance, Spieler wie Otis Livingston oder Zac Seljaas langfristig zu binden, damit sie Identifikationsfiguren für den Verein werden können. Das muss sich für die Zukunft ändern. Es ist ein Budget zum Überleben, nicht um vorwärtszukommen. Wir können nicht jedes Jahr ein Wunder vollbringen.

Ist das alles?

Filipovski: Nein, ich frage mich auch, warum wir immer noch keine neue Halle haben. Wie kann eine kleinere Stadt wie Bamberg eine Euroleague-Halle haben und wir nicht? Wir müssen in Würzburg die Mentalität einer Großstadt bekommen. 

Was erwarten Sie vom kommenden Jahr?

Filipovski: Mich interessiert die Zukunft nicht, weil sie davon abhängt, was ich jetzt dafür tue. Jetzt müssen wir besser trainieren, als Organisation wachsen und nicht von der Zukunft träumen. Mit vier gegen vier im Training können wir unsere Träume nicht erreichen. Natürlich will ich in die Play-offs, aber ich will nicht der sein, der jedes Jahr ein Wunder schaffen will. Wenn mir jemand fünf Euro gibt, kann er nicht verlangen, dass ich das beste Essen im Restaurant bekomme.

34 Siege mit den Würzburg Baskets. Haben Sie einen Lieblingserfolg?

Filipovski: Jeder Sieg ist für mich besonders, weil jedes Spiel seine eigene Geschichte schreibt.

Auch nicht der damals in Bayreuth, als Sie den Klassenerhalt geschafft haben?

Filipovski: Ja, der war wichtig. Da gebe ich Ihnen recht. Wir haben neun von zehn Spielen gewonnen, und alle haben angefangen von den Play-offs zu träumen. Dann haben wir nur noch verloren. Nach Siegen sollte man nicht zu hoch fliegen, sonst fällt man hart. Nach Niederlagen sollte man nicht panisch werden, sondern weiterarbeiten.

Sasa Filipovski bedankt sich nach dem Sieg in Bayreuth im April 2022 bei den Fans. 
Foto: Julien Becker | Sasa Filipovski bedankt sich nach dem Sieg in Bayreuth im April 2022 bei den Fans. 
Vor zwei Jahren haben wir Sie nach ihrem bevorzugten Spielstil gefragt. Damals erklärten Sie uns, dass der Stil vom Spielermaterial abhängt. Gilt das immer noch, obwohl Sie in den letzten beiden Jahren sehr viel aufs Eins-gegen-Eins gesetzt haben?

Filipovski: Spielstil ist mehr als eine Sache. Wenn ich einen Pullover von Hugo Boss trage, kann man trotzdem nicht sagen, mein Stil wäre Hugo Boss, aber vielleicht trage ich ja eine Hose von s.Oliver. Die Philosophie hängt von den Spielern ab und davon, was einem Erfolg bringt. Es ist so viel mehr als Eins-gegen-Eins. Wenn jemand Eins-gegen-Eins spielt, ist es eigentlich Fünf-gegen-Fünf, weil die anderen Vier dem Spieler Platz geben müssen. Es ist mir egal, was die Leute von unserem Spielstil halten, weil sowieso jeder Basketball durch seine eigene Brille sieht.

Zum Schluss: Haben Sie einen Wunsch für das Jahr 2024?

Filipovski: Ich wünsche jedem ein frohes neues Jahr und dass er im Moment lebt, denn dann wird die Zukunft schön sein. Das wünsche ich allen.

 
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  • Gunder Kluge
    Ein toller Trainer voll Empathie, der den Basketball liebt. Es wäre eine Schande wenn es keinen Vorschritt für eine neue Halle geben würde. Die Fans, Zuschauer und Spieler, sowie die ganze Basketballgemeinde wären hier extrem dankbar dafür , auch für die Jugend wäre es eine Möglichkeit für die Zukunft zu lernen.
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