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Basketball: Bundesliga
Die Würzburg Baskets zeigen in Crailsheim Comeback-Qualitäten
Die Begegnung am Abend vor Heiligabend glich einer Achterbahnfahrt: Nach dominantem Beginn und dann langem Rückstand drehten die Unterfranken die Partie in der Crunchtime zu ihren Gunsten.
Die Baskets feiern in Crailsheim mit ihrem Anhang den vierten Sieg in Serie.
Foto: Julien Becker | Die Baskets feiern in Crailsheim mit ihrem Anhang den vierten Sieg in Serie.
Thomas Brandstetter
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:37 Uhr

Schöne Bescherung! Und das nicht im ironisch-übertragenen Sinn gemeint, sondern ganz wörtlich. Am Abend vor Heiligabend beschenkte sich Basketball-Bundesligist Würzburg Baskets selbst – und seinen erkrankten Cheftrainer. Bei den Hakro Merlins Crailsheim gewannen die Unterfranken ein höchst unterhaltsames und spannendes Spiel mit 98:96 (48:44) und feierten nach dem Sieg beim MBC und den überraschenden Erfolgen gegen Vechta und gegen Bonn nun also bereits den vierten Sieg in Serie. Es war auch der vierte Erfolg im fünften Spiel in der Fremde in dieser Runde, weshalb sich die Baskets rühmen dürfen, nach Spitzenreiter Chemnitz und mit dem Zweiten Ulm aktuell das zweitbeste Auswärtsteam der Liga zu sein. Lohn des siebten Sieges in der elften Rundenpartie: der Sprung auf Platz fünf im Klassement.

Die Baskets mussten am Samstagabend ohne ihren Cheftrainer auskommen: Sasa Filipovski lag krank darnieder und konnte die Reise nach Hohenlohe nicht mit antreten. Dafür coachte sein Assistent Dejan Mihevc. Freilich ohne die Leistung des Co-Trainers der slowenischen Nationalmannschaft schmälern zu wollen: Anfangs musste er gar nicht groß eingreifen, weil die Baskets sehr gut eingestellt und hochkonzentriert begannen. Isaiah Washington sorgte im Alleingang für die ersten acht Würzburger Punkte (davon zwei Dreier) und die schnelle 8:2-Führung.

Würzburgs Darius Perry nach einem wichtigen Korberfolg in der Schlussphase.
Foto: Julien Becker | Würzburgs Darius Perry nach einem wichtigen Korberfolg in der Schlussphase.

Maurice Stuckey, einstiger Publikumsliebling in Würzburg und nun auch schon wieder seit 2019 in Crailsheimer Diensten, hatte noch vor dem Sprungball betont, wie wichtig ein "guter Start ins Spiel" wäre, was den Hohenlohern, die erst zwei ihrer elf Partien hatten gewinnen können, zuletzt nicht gelungen war. Sie sollten sich aber erst einmal treu bleiben: Nach gut vier Minuten und den Punkten vier und fünf von Javon Bess lagen die Baskets bereits mit acht Zählern in Führung (14:6), kurz später, nach Bess's zweitem Dreier, dann bereits mit zwölf Punkten (20:8). Mit neun vorne beendeten sie das Auftaktviertel (28:19).

So klar der erste Abschnitt war, weil die Gäste sehr dominant auftraten und die Gastgeber auf der Suche nach ihrem Rhythmus waren, so wild wurde dann der zweite. Die Baskets gingen die Sache etwas laxer an, die Merlins erhöhten in der Defensive den Druck und fanden auch in der Offensive nun besser zueinander, während die Gäste das Wurfglück etwas abhanden kam. So hamsterten sich die Hausherren auch dank eines 8:2-Laufs recht flott wieder bis auf drei Punkte heran (27:30), und nachdem Brandon Childress dann nach gut drei Minuten des zweiten Viertels seinen ersten Dreier zum 30:32 versenkt hatte, sah sich Mihevc zum Handeln gzwungen.

"Ihr bewegt den Ball nicht mehr", hatte auch der Baskets-Coach erkannt und wurde ziemlich laut. Richtig aufgewacht sind die Würzburger dann aber dennoch nicht. Wenig später verwandelte Rene Kindzeka einen Dreier zum ersten Gleichstand seit dem Sprungball (42:42). Dank Owen Klassen, Darius Perry und Collin Welp gingen die Gäste dann mit vier Zählern Vorsprung in die Pause.

Und dann sollte die Achterbahnfahrt so richtig beginnen. Crailsheims Keandre Cook sorgte mit zwei Dreiern hintereinander, den ersten aus der rechten Ecke, den zweiten aus der linken, für den 55:55-Ausgleich, ehe Stuckey mit seinem zweiten Dreier die erste Führung der Merlins überhaupt herauswarf (58:55). Die Hausherren nutzten ihre gute Phase konsequent, und die Baskets drohten Gefahr zu laufen, vollständig die Orientierung zu verlieren, lagen zwischenzeitlich mit zehn Zählern hinten (66:76) und gingen mit acht Rückstand in den Schlussabschnitt (68:76). Nach drei Vierteln hatten die Würzburger mehr Punkte kassiert als in dieser Spielzeit durchschnittlich in einer gesamten Partie.

Mihevc griff in die Trickkiste: In den letzten zehn Minuten verzichtete er weitestgehend auf die Dienste seiner Center Owen Klassen und Maximilian Ugrai – und es sollten die Minuten des Collin Welp schlagen. Mit unerwartbar großem Selbstvertrauen ging der 25-Jährige, der sein bestes Saisonspiel für die Würzburger zeigte, zu Werke, erzielte innerhalb von 104 Sekunden alleine sieben seiner insgesamt 15 Zähler und trug wesentlich dazu bei, dass die Baskets sich erst wieder heranpirschten, um dann in der Crunchtime die Partie zu ihren Gunsten zu drehen.

Zwei Minuten und 33 Sekunden waren noch auf der Uhr, als Darius Perry zum 91:91-Ausgleich korblegte, 35 Sekunden später sorgte Otis Livingston wieder für die Führung (93:91), die die Baskets in den verbleibenden 118 Sekunden nicht mehr hergaben. "Es war ein hartes Spiel, aber wir haben gezeigt, dass wir zurückkommen können", sagte der einmal mehr sehr starke Javon Bess. "Wir haben zusammengehalten", meinte der Amerikaner, der sich und seinen Kollegen zwar gestattete, "heute ein wenig zu feiern, aber ab morgen geht es weiter".

Collin Welp zeigte in Crailsheim seine beste Saisonleistung und erzielte 15 Punkte.
Foto: Julien Becker | Collin Welp zeigte in Crailsheim seine beste Saisonleistung und erzielte 15 Punkte.

Groß über die Stränge schlagen werden die Baskets nun bestimmt nicht. Auch über die Feiertage stehen Übungseinheiten an, denn bereits nächsten Mittwoch, 27. Dezember (20 Uhr), geht's zum Gastspiel nach Bamberg, ehe nicht einmal 48 Stunden später am Freitag, 29. Dezember (18.30 Uhr), Play-off-Kandidat Oldenburg in Würzburg vorspielt.

Basketball, Bundesliga, Männer:
Hakro Merlins Crailsheim - Würzburg Baskets 96:98 (19:28, 25:20, 32:21, 20:30)
Crailsheim: Cook 22 (6/8 Dreier), Childress 16, Baggette 13, Stuckey 11 , Smith 10, Murray-Boyles 10, Kindzeka 8, Bleck 6, Oduro, Wulff, Zejdl (nicht eingesetzt).
Würzburg: Washington 21 (4/6 Dreier), Livingston 20, Bess 14 (9 Rebounds, 3/5 Dreier), Welp 15, Perry 13, Seljaas 7, Klassen 6, Ugrai 1, Hoffmann, Ndi (nicht eingesetzt).
Rebounds: 35 - 39
Vorlagen: 21 - 8
Ballverluste: 15 - 9
Treffer aus dem Feld: 35/66 (53 %) - 31/71 (44 %)
Dreier: 13/31 (42 %) - 11/33 (33 %)
Freiwürfe: 13/15 (87 %) - 25/30 (83 %)
Zuschauende: 3200 (ausverkauft)
Quelle: BBL
 
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