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HANDBALL
Milan Kütt spielt in drei Teams: Das Talent der Wölfe Würzburg ist ein Paradebeispiel für den Weg der Handballer
Mit der A-Jugend in der Bundesliga, mit den Jungwölfen in der Bayernliga und mit den Wölfen in der Dritten Liga: Der 17-Jährige steht für eine neue Rimparer Generation – mit alten Vorbildern. 
Milan Kütt, hier im Einsatz für die Wölfe Würzburg in der Dritten Liga, steht für den Weg, der den Rimparer Handball in die Zukunft führen soll. 
Foto: foto2press/Frank Scheuring | Milan Kütt, hier im Einsatz für die Wölfe Würzburg in der Dritten Liga, steht für den Weg, der den Rimparer Handball in die Zukunft führen soll. 
Natalie Greß
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:38 Uhr

Milan Kütt ist 17 Jahre jung. Er kommt aus Rimpar. Dort hat er als Kind angefangen, Handball zu spielen. Wie schon sein Opa, sein Papa und sein fünf Jahre älterer Bruder Silas. Milan Kütt ist mit den Wölfen – so nennt sich die erste Rimparer Männermannschaft seit 2011 – groß geworden. "Ich war bei so gut wie jedem Spiel von ihnen in der Halle", erzählt er an einem Novemberabend im Foyer der Dreifachsporthalle seines Heimatortes.

Groß geworden ist dabei durchaus wörtlich zu nehmen. Denn während Knirps Kütt älter und inzwischen 1,84 Meter hoch wurde, wurden Rimpars Handballer immer erfolgreicher. Zehn Jahre lang spielten sie in der Zweiten Bundesliga. Kein Wunder, dass Milan Kütt Spieler aus jener "Goldenen Generation" an Einheimischen als seine handballerischen Vorbilder nennt: "Basti Kraus, Julian Sauer, Stefan Schmitt, Max Brustmann." Die Freunde von damals schrieben eine einmalige Geschichte. Die nächste Generation träumt davon, neue Geschichten zu schreiben. Mit Rimparer Spielern wie Jonas Krenz (20). Und Milan Kütt.

Der Linksaußen ist das Paradebeispiel für den Weg, der den Verein nach dem Zweitliga-Abstieg der Wölfe Würzburg, wie sie seit eineinhalb Jahren heißen, in die Zukunft führen soll: mit selbst ausgebildeten Talenten hochklassigen Handball aus der Region für die Region anzubieten. "Milan ist einer unserer symbolträchtigsten Spieler", bestätigt Wölfe-Trainer Johannes Heufelder. "Er steht dafür, dass unser Konzept nicht nur auf Pappkameraden beruht, sondern tatsächlich gelebt wird."

Milan Kütt spielt abwechselnd in drei Mannschaften: mit der A-Jugend in der Bundesliga, mit der zweiten Männermannschaft, den Jungwölfen, in der Bayernliga und mit den Wölfen in der Dritten Liga. Mit welchem Team er jeweils trainiert und für welches er an den Spieltagen im Einsatz ist, entscheiden seine Trainer nach Absprache und Personalbedarf.

"Milan steht dafür, dass unser Konzept nicht nur auf Pappkameraden beruht, sondern tatsächlich gelebt wird."
Johannes Heufelder, Trainer Wölfe Würzburg

An diesem Sonntag (14.30 Uhr, Dreifachsporthalle) etwa ist der 17-Jährige gesetzt für das Kellerderby der SG DJK Rimpar II gegen den HC Erlangen III, wo es um wichtige Punkte im Kampf um den Klassenerhalt geht. Ob er dann am Samstagnachmittag in der tectake Arena zusätzlich für die A-Jugend gegen den VfL Potsdam (17 Uhr) oder am Abend (19.30 Uhr) für die Wölfe Würzburg (8. Platz/ 9:9 Punkte) gegen den VfL Waiblingen (15./3:15) auflaufen wird, entscheidet sich laut Heufelder erst kurz vorher. "Zum Schutz dürfen Jugendspieler nur zwei Partien an einem Wochenende bestreiten."

Das Risiko des Rimparer Konzepts

Der Vorteil des Rimparer Konzepts ist klar: Talente können in mehreren Mannschaften Spielpraxis sammeln – mit dem mittelfristigen Ziel, dass der Kader der Wölfe wieder mehr vom eigenen Unterbau profitiert. Der Nachteil wird allerdings auch ersichtlich: Die Verjüngung der Männer-Kader birgt aufgrund fehlender Erfahrung und oft noch schwankender Leistungen von Nachwuchsakteuren ein nicht unerhebliches sportliches Risiko. So stehen die Jungwölfe mit einem Altersdurchschnitt von 21 Jahren, wenngleich auch aufgrund verletzungsbedingter Ausfälle, mit 0:12 Punkten auf dem vorletzten Bayernliga-Rang. Ein Abstieg in die Landesliga wäre ein großer Rückschritt für das Projekt.

Jungwölfe-Trainer Bastian Krenz hatte vor der Saison den Mut zum Risiko begründet: Fördere man die gut ausgebildeten Talente nicht maximal, "verpassen wir die Gelegenheit, diese Spieler bereit für den Profi-Bereich zu machen. Dafür sind wir auch bereit, diesen doch radikalen Weg zu gehen und nicht auf neue, externe, erfahrene Spieler zu bauen". 

Ebenfalls punktlos und Bundesliga-Letzter ist die Rimparer A-Jugend. Sie muss nach Ende der regulären Saison in der Pokalrunde darum kämpfen, sich wieder für die höchste Jugendklasse zu qualifizieren. Heufelder meint, noch sei "nirgendwo etwas Schlimmes passiert. Die entscheidenden Spiele in der Bayernliga kommen jetzt erst, und die erneute Bundesliga-Quali der A-Jugend ist realistisch. Wir müssen eben schauen, dass wir uns mit den Mitteln, die wir zur Verfügung haben, mit allen drei Mannschaften so gut wie möglich durchrangieren."

Milan Kütt spielt am liebsten A-Jugend. "Da habe ich am meisten Verantwortung und kann am besten Einfluss nehmen", begründet er. "Außerdem spiele ich mit einem Großteil der Jungs seit vielen Jahren zusammen." Klingt wie der Haufen von Kumpels, die seine Vorbilder sind. Natürlich aber findet es der Lockenkopf "auch toll, mit der ersten Mannschaft unterwegs zu sein".

Milan Kütts "Wahnsinnsgefühl" in Konstanz 

Sein Drittliga-Debüt gab der 17-Jährige am 1. Oktober im Derby beim HC Erlangen II. Positionskollege Tim Bauder hatte sich davor verletzt. Als zwei Wochen später auch noch Linksaußen-Stammspieler Dominik Schömig ausfiel, wurde Milan Kütt am Bodensee ins kalte Wasser geworfen und durfte im Gastspiel bei der HSG Konstanz über 60 Minuten ran. "In dieser riesigen, vollen Halle zu spielen, war ein Wahnsinnsgefühl", gesteht er. Im folgenden Heimduell gegen den VfL Pfullingen wäre er mit seinem Tor zum 29:28 kurz vor Schluss sogar fast zum Matchwinner avanciert

"Milan hat sehr großes Potenzial", bescheinigt Heufelder dem Gymnasiasten, der nach seinem Abitur im nächsten Jahr gerne Sportwissenschaft oder Pharmazie studieren würde. Auch wenn er als ein Typ, der "im Wettkampf aufblüht und aus sich herausgeht" noch lieber sportlich durchstarten möchte. "Meine Eltern werden es nicht gerne lesen", meint Milan Kütt und lächelt: "Aber aktuell ist Handball das Wichtigste in meinem Leben."

 
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