Die Kluft zwischen Wunsch und Wirklichkeit bei den Wölfen Würzburg spiegelte sich am Sonntagnachmittag symbolträchtig auf dem Hof der tectake Arena wider. Da parkte zum einen der Mannschaftsbus des Bundesliga-Spitzenreiters Füchse Berlin, mit dem dessen A-Jugend-Bundesliga-Team angereist war, um dem Nachwuchs der SG DJK Rimpar die siebte Niederlage im siebten Saisonspiel beizubringen (32:43); dadurch bleibt der Unterbau der Wölfe Schlusslicht in der Mitte-Staffel.
Im Mittelfeld der Drittklassigkeit
Wenige Meter dahinter parkte zum anderen der Bus eines Reiseunternehmens aus Reutlingen. Der hatte die Handballer des VfL Pfullingen gebracht, die im Anschluss die Drittliga-Partie bei den Würzburgern bestritten. Die Tabellennachbarn trennten sich nach umkämpftem Spiel mit 29:29 (13:15). So bleiben die Wölfe zu Hause zwar ungeschlagen, geben dort aber den ersten Punkt ab.
Der Bus der Füchse stand symbolisch dafür, wohin sich die Unterfranken wieder wünschen: zurück in die Bundesliga, wenn auch "nur" in die zweite. Der namenlose Bus der Pfullinger indes verdeutlicht, wo sich die Würzburger aktuell tatsächlich befinden: im Mittelfeld der Drittklassigkeit. Ihr Weg zurück ins Unterhaus des Handballs erscheint aktuell ungefähr so weit wie der aus der schwäbischen Provinz in die Hauptstadt.
Trainer Johannes Heufelder haderte nach dem Remis mit "unglücklichen" Schiedsrichter-Pfiffen in der Schlussphase, sagte aber auch: "Wenn du 59 Minuten nicht in Führung gehst, kannst du am Ende auch nicht erwarten zu gewinnen."
Wölfe rennen lange einem Rückstand hinterher
Die Gastgeber rannten lange einem Rückstand hinterher. In der Abwehr fehlte mitunter der Zugriff; vor allem der stämmige Kreisläufer mit dem Fernsehkrimi-Täter-tauglichen Namen Paul Prinz erschwerte den Wölfen die Arbeit.
Im Angriff hatten sie im Gegenzug Mühe, die kompakte Deckung der Gäste zu knacken – und leisteten sich erneut einige technische Fehler. Spielmacher Joel Mauch fand mit dynamischen Eins-gegen-Eins-Aktionen dann einen Hebel. Den ersten Ausgleich stellte der A-Jugendliche Milan Kütt, der auf Linksaußen die ausfallenden Stammkräfte Dominik Schömig und Tim Bauder vertrat, mit seinem dritten Tor her: 11:11 (22.). Zur Pause lagen die Wölfe wieder hinten.
Auch in zweiten Halbzeit sorgte zunächst wieder der Gäste-Kreisläufer für Treffer. Der rheinländische Karnevalsausruf "Der Prinz kütt" hätte auch in der Würzburger Abwehr helfen können, das ein oder andere Abstimmungsproblem zu beheben. Im Zentrum umtänzelte der flinke Pfullinger Felix Zeiler seine Gegenspieler teils wie Slalomstangen. Die Umstellung Heufelders, der den kompletten zweiten Abschnitt auf Kapitän Patrick Schmidt verzichtete, auf eine 3:2:1-Abwehr kam ihm dabei zunächst zupass.
Erste Führung der Wölfe Würzburg in der 59. Minute
Luis Franke hatte beim 25:25 zehn Minuten vor Schluss die Chance zur ersten Führung für die Wölfe, scheiterte vom Strich aber am VfL-Torwart. Fünf Minuten später setzte Mauch seinen Strafwurf neben das Tor. Felix Karles Siebenmeter bugsierte Pfullingens Keeper mit der Zehenspitze in den Hallenhimmel.
In der 59. Minute war es schließlich der 17-jährige Kütt, der eine der oft ungenutzten Überzahlsituationen cool verwertete und zur ersten Führung für seine Farben traf: 29:28. "Ich hab nicht nachgedacht, sondern einfach nach Gefühl geworfen", beschrieb er die Szene hinterher. Fast wäre Kütt (Heufelder: "Der Junge wird uns noch viel Freude machen") zum Matchwinner geworden. Doch Pfullingen kam im Gegenzug noch zum verdienten Ausgleich. Die letzte Aktion der Würzburger wurde abgepfiffen.
Die Statistik des Spiels
Wölfe Würzburg – VfL Pfullingen 29:29 (13:15)