Würzburg gegen Gießen, Klappe, die Zweite! Vor 15 Tagen waren die Mittelhessen bereits umgezogen und zum Warmwerfen in der s.Oliver Arena gewesen. Wegen eines positiven Corona-Tests bei einem Baskets-Spieler mussten sie jedoch kurzfristig und unverrichteter Dinge wieder die Heimreise antreten. An diesem Mittwoch (19 Uhr) unternehmen Basketball-Bundesligist s.Oliver Würzburg (15. Platz/10:22 Punkte) und Tabellenschlusslicht JobStairs Gießen 46ers (18/6:30) einen erneuten Anlauf, die formal letzte Partie der Hinrunde nachzuholen. Antworten auf die fünf drängendsten Fragen rund um das Duell gegen den Ex-Klub des Baskets-Trainer-Gespanns Denis Wucherer und Steven Key.
Der Trainingsalltag wurde durch den positiven Corona-Test am 8. Februar dank der sogenannten Kohorten-Quarantäne kaum beeinflusst. Einzig der positiv getestete Spieler selbst durfte bei den Übungseinheiten nicht mittun. "Wir hatten offenbar das große Glück, dass das Würzburger Gesundheitsamt dem Gesundheits- und Hygienekonzept der Liga Rechnung getragen und uns ermöglicht hat, weiter in der Bubble unseren Beruf auszuüben", sagt Denis Wucherer, der wie das gesamte Team täglich mit Schnelltest überprüft wurde. Seit vergangenem Donnerstag, 18. Februar, ist die Quarantäne wieder aufgehoben, auch die des Spielers mit positivem Test-Ergebnis.
Man habe "so manchen Kommentar mit leicht ironischem Unterton aus Gießen und Weißenfels" ob der Spielabsagen sehr wohl vernommen, sagt Wucherer. Tatsächlich könnte man auf die Idee kommen, dass die Verlegungen den Würzburgern durchaus in die Karten gespielt haben könnten. Schließlich standen zu diesem Zeitpunkt nur drei US-Importspieler zur Verfügung. Und die 82:87-Heimniederlage gegen Göttingen kurz zuvor offenbarte, dass der von Verletzungen gebeutelte Kader in dieser Besetzung nur bedingt ligatauglich war. "Aber wir waren im Rhythmus und haben unser Training auf die drei Spiele aufgebaut. Wir hatten uns da auch so etwas ausgerechnet", betont der 47-Jährige.
"Es ist nicht ganz einfach, wenn du seit Monaten immer wieder daran arbeiten musst, neue Spieler auf das Level der anderen zu bringen. Was auf der Strecke bleibt, ist endlich mal mit der Mannschaft an Inhalten zu arbeiten und als Team den nächsten Schritt zu gehen", sagt Wucherer. Dennoch dürfte ihm die zehntägige Länderspielpause nicht ganz ungelegen gekommen sein, um die beiden letzten Neuverpflichtungen - Center Holloway und Spielmacher Lowery – an die Abläufe zu gewöhnen. Von den beiden US-Amerikanern erwartet der Cheftrainer, "dass sie uns mehr Substanz und Tiefe geben werden." 113-Kilogramm-Kraftpaket Holloway feierte am Samstag beim 76:76 beim Testspiel in Bonn mit sechs Punkten, fünf Rebounds und vier Assists seinen Einstand. Lowery ist am Montag ins Mannschaftstraining eingestiegen.
Davon ist auszugehen. Zwei negative Corona-Tests vorausgesetzt – der letzte 48 Stunden vor Spielbeginn -, steht dem Einsatz des 33-Jährigen gegen Gießen nichts im Wege. "Rob hat sich in Bonn von außen angeschaut, wie wir spielen wollen. Er ist einer, der das Spiel versteht und 'ne Menge Energie mitbringt. Er wird keine große Eingewöhnungszeit benötigen und schnell Impulse setzen können", ist Wucherer überzeugt von den Qualitäten des Ex-Guards von Alba Berlin, das er zusammen mit dem heutigen Baskets-Sportmanager Kresimir Loncar und Wieder-Teamkollege Alex King 2016 zum Pokalsieg führte.
Nicht nur wegen der kurzfristigen Spielabsage vor gut zwei Wochen hat die Partie eine gewisse Brisanz. Auch der Blick aufs Tableau verrät, dass beiden Klubs ein Sieg gut zu Gesicht stehen würde. Die Baskets könnten mit einem Erfolg den Abstand auf die beiden Abstiegsränge wieder auf drei Siege vergrößern. "Es kann für beide ein wegweisendes Spiel sein, aber egal, wie es ausgeht, wir haben danach noch immer 17 weitere Begegnungen", sagt Wucherer und versucht so, nicht zu viel Druck aufkommen zu lassen. Die Gäste überraschten zuletzt mit einem 97:93-Erfolg in Oldenburg, und verfügen mit den beiden US-Veteranen Brandon Thomas und Brandon Bowman (beide 36), Ex-NBA-Nachverpflichtung Diante Garrett (32) sowie natürlich Center-Koloss John Bryant (33) über jede Menge Erfahrung. "Wir müssen sie müde spielen und aus ihren Komfortzonen bringen", gibt Wucherer als Devise aus.