Nach einer durchaus turbulenten Saison mit der Trainerentlassung und dem Ausstieg des Hauptsponsors Mitte Dezember haben die Würzburger Baskets das Ruder im Februar, März und April rumgerissen. Der Klassenerhalt von Basketball-Bundesligist s.Oliver Würzburg, der letztlich Rang zwölf belegte, war an Ostern perfekt, und mit sieben Siegen am Stück stellte der Klub einen Vereinsrekord auf. Im Interview spricht der 38-jährige Geschäftsführer Steffen Liebler über seinen zwischenzeitlich sehr schwierigen Job, seine Aufgaben im Sommer und den Kader für die nächste Saison.
Steffen Liebler: Coach Sasa Filipovski wollte unbedingt zwei deutsche Center, und wir hoffen natürlich, dass sich Philipp Hartwich so entwickelt wie Filip Stanic. Um die Spielersuche kümmern sich Kreso Loncar und der Coach. Ich führe dann die abschließenden Verhandlungen und mache die Verträge mit den Spielern beziehungsweise ihren Agenten.
Liebler: Wir mussten Mitte April einen Mindestetat von 2,75 Millionen Euro, ab 2023 sind es dann wieder drei Millionen Euro, vorlegen. Das und alle anderen Anforderungen erfüllen wir, sonst hätten wir die Lizenz nicht ohne Auflagen bekommen. Es ist zwar nicht ganz einfach, aber wir kriegen das hin. Bis zum 15. Juli müssen wir nachgewiesen haben, dass mindestens 80 Prozent der Sponsoreneinnahmen gedeckt sind. Das ist gerade die Hauptaufgabe von mir und Philipp Reinhart, dem Assistenten der Geschäftsführung.
Liebler: Wir gehen im Moment davon aus, dass wir ohne Haupt- und Namenssponsor in die neue Saison starten werden. Wenn sich daran noch etwas ändern würde, wäre das natürlich super.
Liebler: Wahrscheinlich wieder Würzburg Baskets. Wir bereiten das im Hintergrund vor, es gibt auch schon erste Entwürfe für das Logo. Wir wollen mit einer Namensänderung aber so lange wie möglich warten. Es kann ja sein, dass sich bis Ende Juli doch noch ein großer Sponsor finden lässt. Stand jetzt ist aber der Gedanke, dass es wieder der neutrale Klubname wird.
Liebler: Das kann ich mit größter Wahrscheinlichkeit ausschließen, mir ist aktuell zumindest nichts Anderes bekannt. Die Hoffnung ist natürlich immer da, aber dafür gibt es keinerlei Anzeichen. Ich habe auch keine Gerüchte oder Andeutungen gehört, dass es da bei s.Oliver ein Umdenken geben würde. Stand jetzt gehen wir ohne Namenssponsor an den Start und hoffen, dass sich das im Verlauf der nächsten Saison ändern wird.
Liebler: Die Gespräche sind total angenehm, mal abgesehen von der schwierigen Lage in der Welt mit Corona und dem Krieg in der Ukraine. Von unserer Performance in der Rückrunde sind alle begeistert, das hilft. Aber es wäre gut, wenn wir uns in der nächsten Saison so schnell wie möglich so gut in der Tabelle positionieren, dass wir nicht wieder bis zum Schluss um den Klassenerhalt kämpfen müssen. Verbunden mit der Hoffnung, dass sich dann ein Unternehmen bereit erklärt, sich stärker zu engagieren.
Liebler: Es wäre unvernünftig, diese Möglichkeit nicht wahrzunehmen. Diese Agentur sucht für uns nach überregionalen Sponsoren und wird nur im Erfolgsfall bezahlt. Im Bereich Mikrosponsoring arbeiten wir übrigens auch mit einer Agentur zusammen. Alles dazwischen machen wir über unsere Kontakte selbst.
Liebler: Die Liga hat den Klubs empfohlen, mit zwei Dritteln der Komplettauslastung zu planen, und das tun wir. Unser Etat ist wieder eher defensiv geplant.
Liebler: Ich finde, man muss auf dem Boden bleiben. Wir waren im März noch Tabellenletzter. Dann haben wir zwar unsere beste Rückrunde in der Klubgeschichte gespielt. Es wäre aus meiner Sicht aber trotzdem vermessen zu sagen, dass wir enttäuscht sind, weil wir nicht in die Play-offs gekommen sind. Ich bin mehr als zufrieden damit, dass wir fünf Spieltage vor Schluss den Klassenerhalt gesichert haben. Wenn mir das einer im Februar gesagt hätte, hätte ich ihn für einen sehr optimistischen Franken, die ja naturgemäß eher pessimistisch sind, gehalten. Wir gehen mit einem sehr guten Gefühl in die Sommerpause.
Liebler: Ja. Anders wäre es nicht möglich gewesen, den Trainer zu halten.
Liebler: Im Basketball gibt es viele kurzfristige Verträge, was schade ist, aber andererseits wegen der kleinen Kader unabdingbar und durch die Sponsorenverträge auch nicht anders planbar. Jetzt kam noch dazu, dass während Corona alles schnelllebiger und schwieriger war. Aber das Schöne ist, dass wir einen Kern haben. Mit Cameron Hunt . . .
Liebler: Er hat einen Vertrag für die kommende Saison. Er kann raus, aber in diesem Fall beglückwünsche ich ihn und uns. Und deshalb glaube ich, dass er bleibt. Wenn er gehen sollte, muss es erst einmal jemanden geben, der die Ablöse bezahlt. Da würde er dann viel Geld verdienen, aber wir würden auch davon profitieren.
Liebler: Unter Vertrag haben wir außerdem noch Felix Hoffmann und Filip Stanic, der viele Angebote hatte, aber Filip wollte hier bleiben. Dazu kommen Julius Böhmer und Elijah Ndi als zwölfter Mann. Der Kern ist also da.
Liebler: Coach Sasa Filipovski und Kreso Loncar haben mit ihm gesprochen. Wir haben ihm ein Angebot gemacht und ihm seine mögliche Rolle im Team erläutert. Er dürfte aber auch Kontakt zu anderen Vereinen haben, deshalb ist da alles offen.
Liebler: Desi Rodriguez hat einige sehr gut dotierte Angebote. Er müsste auf sehr viel Geld verzichten, wenn er weiter hier spielen würde. Und bei William Buford hat sich die Knieverletzung leider als relativ schwer erwiesen.
Liebler: Er ist auch lange verletzt, könnte aber zum Saisonstart wieder fit sein. Da stellt sich die Frage, ob wir dieses Risiko eingehen wollen und ob wir uns das leisten können. Wir haben da in den Vorjahren ja nicht immer gute Erfahrungen gemacht. Natürlich wollen wir ihn alle wieder hier haben, kurz vor der Verletzung hatte er sich sogar schon mit Sasa getroffen. Zu Zeiten, in denen es uns finanziell besser ging, hätten wir uns das geleistet und dann vielleicht einen Spieler zu viel im Kader gehabt. Das können wir uns aktuell aber nicht erlauben, weil es auch schwieriger ist, deutsche Spieler zu ersetzen. Unser Trainer ist außerdem sehr vorsichtig bei Spielern mit Verletzungshistorie, weshalb wir auch nicht versuchen werden, Nicolas Carvacho zurückzuholen.
Liebler: Ja, das wäre sicher interessant gewesen. Aber er will den nächsten Schritt machen. Wir konnten auf die Forderungen einfach nicht eingehen. Er hat ja auch in einem Interview mit Ihnen klar gesagt, dass es ihm ums Geldverdienen geht. Das finde ich dann auch gar nicht so schlimm, weil von Anfang an klar ist, was Sache ist.
Liebler: Ja. Er überlegt, ob er hier in der Region bleibt, und er bereitet sich gerade darauf vor, ins Berufsleben zu starten. Mit seinem Abschluss an der amerikanischen Elite-Uni in Yale hat er da sicher keine schlechten Voraussetzungen. Das Kapitel Profi-Basketball ist aber abgeschlossen für ihn.
Liebler: Das sehe ich ganz entspannt. Es gab verschiedene Ansichten unter den Gesellschaftern, die das dann auf professioneller Ebene gelöst haben. Ich habe mit Christian Schenk und Holger Heusinger (Anmerk. d. Red.: die ihre Anteile an die anderen beiden Gesellschafter abgaben) weiter ein sehr gutes Verhältnis. Und sie bleiben ja auch Sponsoren. Für mich waren sie immer gute Ansprechpartner, deshalb ist es aus persönlichen Gründen schade. Aber das sind die anderen beiden Gesellschafter auch. Das ging alles sehr geräuschlos über die Bühne.
Liebler: Nein, das hat wirklich gar nichts damit zu tun. Christian Schenk wohnt dort, seine Söhne spielen dort, und er unterstützt den Verein.
Liebler: . . . und alle vier sind drin geblieben.
Liebler: Wir sprechen jeden Sommer darüber, auch über mögliche weitere Kooperationen mit Vereinen aus der Region. Fakt ist, dass wir eine JBBL- und eine NBBL-Mannschaft haben. Darüber hinaus läuft ein großer Teil unserer Jugendarbeit in Kooperation mit und durch Unterstützung von anderen Vereinen in und um Würzburg. Fakt ist auch: Um richtig gute Jugendarbeit zu betreiben, müssten wir viel mehr Geld investieren, das aber im Moment nicht zur Verfügung steht. Wir hatten auch schon mal vier oder fünf hauptamtliche Jugendtrainer. Aktuell haben wir zwei, hoffentlich bald einen dritten. Es geht gerade nicht mehr, wir bewegen uns im Rahmen unserer Möglichkeiten. Deshalb kann es nicht darum gehen, Meisterschaften zu gewinnen, sondern die individuelle Entwicklung der Spieler muss im Vordergrund stehen. Wir versuchen, aus unseren Mitteln das Beste zu machen.
Liebler: Es gibt Interesse von Firmen, die bei uns VIP-Tickets möchten. Ob das mit dem Abstieg der Kickers zu tun hat, weiß ich nicht. Letztlich ist es vor allem ein Beweis dafür, dass Profisport in Würzburg nicht so einfach ist. Ich habe die Kickers aber nie als Gegner betrachtet. Wir haben drei Profi-Sportklubs in Würzburg. Für mich gilt: Je mehr Aufmerksamkeit der Sport in der Region bekommt, desto besser ist es für alle. Für mich waren die Kickers in der 2. oder 3. Liga also keine Konkurrenten, es war ein guter Wettbewerb.
Liebler: Wir waren mit tectake schon in Gesprächen, bevor sie das Namenssponsoring der Halle übernommen haben und hoffen, sie als Partner zu gewinnen. Wir werden sehen, ob und in welcher Höhe das klappt. Namenssponsor werden sie aber nach aktuellem Stand nicht.
Liebler: Eine deutliche Mehrheit der Bundesligisten war dafür. Es macht finanziell für die Klubs einen Unterschied, aber das war nicht der Hauptgrund. Die Liga und die Klubs haben mit S-Nation jetzt sechs Jahre Planungssicherheit. Basketball ist die erste große Sportart, die der neue Streamingdienst unter Vertrag hat. Sie wollen möglichst viele Liga-Sportarten außer Fußball in Deutschland übertragen. Die Volleyball- und Tischtennis-Bundesliga haben sie schon im Boot. Anfangs könnte der Wechsel uns etwas an Reichweite kosten, weil sie ja bei Null anfangen müssen. Es ist ein reizvoller Deal und ein Weg, eine neue Zielgruppe zu erreichen, weil über die Kooperationen mit der ARD und den Medien der Axel-Springer-Gruppe das Potenzial da ist, mehr Menschen zu erreichen. Die Liga hat auch ihre Empfehlung dafür abgegeben. Außerdem werden die Zweitverwertungsrechte nicht mehr so eingeschränkt sein. Wer sich mit Basketball beschäftigt, wird es also leichter haben, an Bewegtbilder zu kommen.
Liebler: Nein, an den Gerüchten ist nichts dran.
Liebler: Insgesamt macht es mir immer noch sehr viel Spaß, ja. Aber diese Saison war zwischendurch natürlich hart. Im Dezember, Januar und Februar ging es mir nicht gut, da war ich ziemlich angeschlagen. Ich mache meinen Job jetzt nicht anders als in der ersten Hälfte der Saison, aber meine Arbeit wird natürlich immer auch am sportlichen Erfolg der Mannschaft gemessen. Ich mache das inzwischen seit elf Jahren, aber es findet einfach sehr viel im Hintergrund statt. Unter dem Strich mache ich es immer noch sehr gerne und hänge natürlich mit sehr viel Herzblut an diesem Verein.
es geht sicher besser
Netzwerk um den nächsten Schritt nach vorne zu machen .
Es müsste doch absolute Chefsache sein einen Haupt- und Trikotsponsor zu finden und auch
die Planungen voran zu treiben von unten eine breitere Basis aufzubauen. Man kann ja ruhig
etwas defensiver finanziell planen , aber man muss doch sich in der Öffentlichkeit endlich auch einmal positiver verkaufen und sich auch dort so darstellen. Dieses nur versteckte
Arbeiten hinter den Kulissen und nichts nach außen dringen zu lassen zeigt in der heutigen
Zeit von keiner professionellen Auffassung im Umgang mit Medien und dem Umfeld.