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Abschluss-Interview
Geschäftsführer Steffen Liebler: Die Würzburg Baskets können sich aktuell noch nicht sehr viel leisten
Im Interview berichtet Liebler über die finanzielle Situation, personelle Veränderungen und Corona-Hilfen. So soll es bei den Würzburg Baskets weitergehen.
Skeptischer Blick, aber der geht nach vorne. Steffen Liebler, Geschäftsführer der Würzburg Baskets, schaut mit gemischten Gefühlen in die Zukunft.
Foto: Heiko Becker | Skeptischer Blick, aber der geht nach vorne. Steffen Liebler, Geschäftsführer der Würzburg Baskets, schaut mit gemischten Gefühlen in die Zukunft.
Thomas Brandstetter
 und  Tim Eisenberger
 |  aktualisiert: 08.02.2024 12:01 Uhr

Die Würzburg Baskets spielten eine der erfolgreicheren Saisons ihrer jüngeren Geschichte. Am Ende fehlte nur ein Sieg zum Einzug in die Play-offs. Geschäftsführer Steffen Liebler (39) spricht über seinen Hilferuf vom Februar und die Versuche, den Etat für nächste Saison zu erhöhen, über die Gesellschafter und Trainer Sasa Filipovski. 

Sind Sie froh, dass es am Ende mit den Play-offs doch nichts wurde?

Steffen Liebler: Nein, das auf keinen Fall. Wir hätten gerne die Play-offs erreicht, obwohl wir wussten, dass der Kader am Ende dünn besetzt war und alle auf dem Zahnfleisch gingen. Vor allem die Mannschaft hätte es sich verdient gehabt, weil wir eigentlich fast das ganze Jahr über auf einem Play-off-Platz standen.

So haben Sie viel Geld gespart.

Liebler: Es wäre machbar gewesen, auch wenn wir wahrscheinlich einen kleinen Betrag draufgezahlt hätten. Mit einem zweiten Heimspiel wäre es ein deutliches Plus geworden, aber dafür hätten wir ein Spiel gegen Bonn gewinnen müssen. Wir wollten die Play-offs aber nicht vermeiden, auch weil man dann im neuen Pokal-Format in der kommenden Saison in der ersten Runde nicht gegen ein Team aus der ProA oder der BBL spielen muss. Die ersten acht der BBL erhalten ein Freilos. Die restlichen zehn Bundesligisten und die ersten sechs aus der ProA treffen in der ersten Runde aufeinander.

Hätte da eine Nachverpflichtung nicht geholfen, in die Play-offs zu kommen?

Liebler: Wir haben dem Trainerteam ein Budget gegeben, das in diesem Fall nicht ausgeschöpft wurde. Wir haben Sasa Filipovski auch angeboten, nachzuverpflichten. Er hat nach passenden Spielern Ausschau gehalten. Je länger die Suche gedauert hat, desto mehr hat er gesehen, wie gut die Teamchemie ist. Wir haben ja trotzdem Spiele gewonnen. Deshalb wollte er Spielern wie Collin Welp, O'Showen Williams und Julius Böhmer mehr Chancen geben.

Ihr habt Euch also Geld für nächstes Jahr gespart?

Liebler: Ja, das müssen wir aber auch.

Wie unglücklich finden Sie es, dass die Baskets in der Abschlusstabelle nun doch hinter Bamberg stehen, trotz gleich vieler Siege und gewonnenem direkten Vergleichs?

Liebler: Das finde ich schade, aber am Ende des Tages ist es so. Für mich persönlich ist der direkte Vergleich deutlich wichtiger, und den haben wir gegen Bamberg gewonnen. Aber alles in allem sind wir mehr als zufrieden. Ich finde, die Saison lief überraschend erfolgreich.

Im Januar wechselte Xeyrius Williams zu Hapoel Haifa, die Ablösesumme ist aber noch nicht eingegangen. Was passiert jetzt?

Liebler: Das stimmt. Haifa hat uns informiert, dass sie nicht mehr bezahlen können. Wir haben über unsere Anwälte eine Frist gesetzt. Sollte diese nicht eingehalten werden, gehen wir vor das 'Basketball Arbitral Tribunal'(BAT), das ist das Schiedsgericht des Basketball-Weltverbands Fiba. Die rechtliche Lage ist aus unserer Sicht eindeutig.

Kommt so etwas häufiger vor?

Liebler: Bei uns in Deutschland kommt ein Verfahren vor dem BAT eher selten vor, aus anderen Ländern hört man so etwas häufiger.

Das muss man sich erst mal leisten können. Was könnt Ihr Euch denn nächstes Jahr so leisten?

Liebler: Stand jetzt: Noch nicht sehr viel. Aber wir arbeiten weiter intensiv daran, unseren Etat zu erhöhen. Aktuell hätten wir ein Budget, mit dem es wahrscheinlich sehr schwierig wird, den Klassenerhalt zu schaffen. Wir hoffen, dass wir den Trainer halten können, der aber auch berechtigte und realistische Forderungen ans Spielerbudget hat. Wir versuchen das hinzukriegen und suchen nach weiteren Sponsoren und Gesellschaftern.

Es gibt ein neues Bündnis, das 700.000 Euro einbringen möchte. Wissen Sie, wie viel die Unterstützer davon schon haben?

Liebler: Wir sind zuversichtlich, dass die ersten Ergebnisse dieser Bemühungen bald sichtbar sein werden. Aber wir müssen abwarten, weil einige Angebote noch offen sind. Es stehen Beträge im Raum, die uns sehr helfen würden, die aber noch nicht gesichert sind. Unabhängig davon konnten wir als Klub schon mehrere neue Sponsoren hinzugewinnen, jeder Euro hilft uns.

Eine große Hilfe beim Etat der vergangenen Saisons waren die Corona-Hilfen vom Staat. Stimmt es, dass Sie nun einen Teil davon zurückzahlen müssen?

Liebler: Ein Teil der Überbrückungshilfe 4 wurde uns nicht genehmigt. Da geht es um einen niedrigen sechsstelligen Betrag. Das betrifft aber nicht nur uns, sondern auch andere Teamsportarten. Wir haben Widerspruch eingelegt, und die BBL und die Initiative Teamsport Deutschland versuchen, auch politisch Einfluss zu nehmen.

Ihr habt die Lizenz für die kommende Saison nur mit einer auflösenden Bedingung erhalten. Woran liegt das?

Liebler: Es ist eine auflösende Bedingung aus dem finanziellen Bereich. Wie schon öfter erwähnt, sind wir auf dem richtigen Weg. Fakt ist aber weiterhin, dass uns auch noch eine ganze Menge Geld fehlt.

Wann erwarten Sie denn eine Entscheidung von Trainer Sasa Filipovski, ob er bleibt?

Liebler: Das ist schwer zu sagen. Er wird jetzt Angebote bekommen und hat eine Frist in seinem Vertrag, bis zu der er wechseln kann. Dann kriegen wir aber eine Ablösesumme.

Beschäftigen Sie sich schon mit einem Nachfolger?

Liebler: Nein. Unser einziges Ziel ist es, ihn zu halten.

Welche Signale empfangen Sie vom Trainer?

Liebler: Ich habe das Gefühl, dass er unbedingt bleiben möchte. Dafür müssen wir ihm aber ausreichend Budget für Spieler zur Verfügung stellen. Davon sind wir nach aktuellem Stand noch deutlich entfernt, auch wenn die Erhöhungen einiger Partner in den letzten Wochen natürlich super für uns sind.

Wie hilfreich ist es dann, wenn ein Sponsor wegen persönlicher Meinungsverschiedenheiten mit einem der Gesellschafter aussteigt?

Liebler: Klar hilft uns das nicht weiter. Es ist ärgerlich, aber das ist es auch bei jedem anderen Sponsor, der aussteigt.

Wie hoch ist denn der Anteil an Sponsorengeldern vom geplanten Etat von vier Millionen.

Liebler: Etwa zwei Drittel unserer Einnahmen bekommen wir von Sponsoren.

Es gab zuletzt einige öffentliche Auftritte, bei denen Sie im Mittelpunkt standen. Hätten Sie sich da Unterstützung von den Gesellschaftern gewünscht?

Liebler: Unsere beiden Gesellschafter tun im Rahmen ihrer Möglichkeiten alles, um den Klub zu retten und zusätzliche Gelder zu beschaffen. Wir haben aber bereits bei ihrem Eintritt als Gesellschafter einvernehmlich verabredet, dass sie nicht in der Öffentlichkeit auftreten, sondern durch mich als Geschäftsführer sprechen.

Aktuell hört man viel Negatives und, dass Geld fehlt. Könnte eine positivere Kommunikation nicht helfen, neue Sponsoren zu überzeugen?

Liebler: Wir können die Situation nur so darstellen, wie sie tatsächlich ist. Dazu gehört übrigens auch, dass wir als Klub absolut schuldenfrei sind. Ich kann doch nicht sagen, dass es weiter geht, wenn wir noch eine große Lücke zu schließen haben. Wir sind auf dem richtigen Weg, zuversichtlicher und optimistischer geht es in diesen Tagen leider nicht.

Die Würzburger Kickers konnten im Dezember ein erstes Rettungspaket schnüren und brauchen nun ein zweites. Wie beobachten Sie die Lage am Dallenberg?

Liebler: Wenn sich da ein Investor findet, kann man sie nur beglückwünschen. Wir haben ihn bisher noch nicht gefunden.

Es ist also kein Problem, dass nun zwei Profivereine der Stadt gleichzeitig auf der Suche nach viel Geld sind?

Liebler: Es gibt eine begrenzte Anzahl an Geldgebern in der Region. Es gab hier aber auch schon gleichzeitig Zweitliga-Fußball, die Handballer, die fast in die Bundesliga aufgestiegen wären, und uns mit einem deutlich höheren Etat als heute. Es ist also möglich. Ich kann nur noch einmal betonen, dass man bei uns in die Zukunft investiert und keine Altlasten begleichen muss. Wir nehmen Gewinn mit ins nächste Jahr.

Sie haben im Februar einen Hilferuf an die Region gesendet. Woher kommt denn das Loch im Etat des Vereins?

Liebler: Man kann große Partner wie s.Oliver, BVUK. und Brose nicht einfach so ersetzen, andere haben deutlich reduziert. Von unseren fünf größten Sponsoren ist mit Knauf nur noch einer übrig. Ich würde gerne andere Klubs sehen, die überleben, wenn ihnen nacheinander die vier größten Sponsoren abspringen.

Kann man diese Partner nicht auch zurückholen?

Liebler: Das versuchen wir regelmäßig jedes Jahr, aber wir müssen aktuell ohne sie planen. Es gibt aber auch positive Nachrichten. Zum Beispiel haben wir mit Wolf Möbel einen ehemaligen Partner zurückgewonnen. Andere, wie Edeka, Sparkasse, Riedel Bau, um nur einige zu nennen, haben ihr Engagement deutlich ausgebaut. Allerdings reicht das noch nicht, um die Verluste durch den Rückzug der großen Sponsoren auszugleichen.

Sie suchen seit fast eineinhalb Jahren nach einem Namenssponsor. Gibt es neue Perspektiven?

Liebler: Wir haben bereits Gespräche geführt und tun das auch weiterhin, aber wir können aktuell nicht mit einem neuen Hauptsponsor planen. Dafür sind die Gespräche noch zu weit weg von einem Ergebnis.

Wie weit sind Sie noch in die sportliche Planung involviert?

Liebler: Um die Auswahl neuer Spieler kümmern sich hauptsächlich die Trainer und unser Sportmanager Kresimir Loncar. Ich gebe ab und zu noch meinen Senf dazu und bin vor allem bei den Vertragsverhandlungen und den finanziellen Dingen involviert.

Trotz eines noch gültigen Vertrags kann man von einem Verbleib bei Stanley Whittaker nicht ausgehen, aber auch Julius Böhmer, Collin Welp, O'Showen Williams und Elijah Ndi haben noch einen Vertrag für kommende Saison.

Liebler: Es wird definitiv Wechsel geben, wahrscheinlich auch bei Spielern, die noch einen Vertrag haben. Stanley Whittaker zu halten, wird sehr schwer. Wir haben schon von Angeboten gehört, die unsere absolute Schmerzgrenze weit überschreiten. Er wird im Herbst 29 Jahre alt und muss ja auch sehen, wo er bleibt. Was andere Vereine, auch aus der Bundesliga, Spielern bieten können, ist schon spannend.

C.J. Bryce ist aktuell verletzt. Wäre es nicht clever, ihm nun einen neuen Vertrag zu geben, weil er aktuell womöglich günstiger zu haben wäre?

Liebler: Trotzdem wäre er immer noch ein größerer Kostenfaktor im Budget, deshalb wäre es ein Risiko. Wir müssten seine verletzte Schulter genau checken. Ich würde ihn gerne halten, wir stehen in Kontakt. Das kann gut gehen, wie bei Nico Carvacho, oder schiefgehen, wie bei Justin Sears im Vorjahr. Wir kennen C.J.'s hervorragende Arbeitseinstellung. Auch mit seiner Vorbildfunktion kann er dem Team helfen.

Kommen wir zum Abschluss noch zum Lieblingsthema vieler Würzburger Basketball-Fans. Tut sich was beim Thema Multifunktionsarena?

Liebler: Ja, ich habe das Gefühl, es tut sich was. Oberbürgermeister Christian Schuchardt und sehr viele Stadträtinnen und Stadträte waren bei unserem letzten Heimspiel auf der Tribüne. Zwei Wochen vorher haben sie sich die Halle in Ludwigsburg angesehen. Ich gehe davon aus, dass die Zukunftsstiftung und der Oberbürgermeister die neue Arena weiter wollen. Ich bin bei diesem Thema aber nur Lobbyist für den Klub und habe keine Einblicke.

 
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Kommentare
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  • gartenamt@stadt.wuerzburg.de
    Ich glaube es fehlt an Intensität und Know how bei der Sponsorensuche. 10 Jahre in der Position und keine außergewöhnliche Erfolgsmeldung. Nur Wasserstandsmeldungen abgeben reicht in dem Job nicht. Sorry nichts gegen die Person nur gegen die Position.
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  • hiaslb
    Welcher Sponsor hat sich denn wegen einer Meinungsverschiedenheit mit einem der Gesellschafter von seinem Engagement verabschiedet?
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  • michael-stenger@t-online.de
    Sprints müsste sein, Christian Schenk war ja auch Gesellschafter
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  • hiaslb
    Aber dann war er ja Sponsor und Gesellschafter in Personalunion. Ich hatte das so verstanden, dass ein Sponsor (der aber nicht Gesellschafter ist) aufhört, weil er sich mit einem Gesellschafter verkracht hat. Und das wäre natürlich… bisschen doof. Aber stimmt schon, es könnte schon Sprintis gemeint sein.
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  • info@softrie.de
    Namessponsor: Nowitzki, aber der verleugnet ja laut Instagram seine Heimat. Sollte sich von Dennis Schröder ein Beispiel nehmen. Solchen Personen will man auch noch einen Straßennamen geben.
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