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Fußball: Regionalliga Bayern
Für die Würzburger Kickers zählt nur der Aufstieg in die 3. Liga
Der amtierende Regionalliga-Meister geht trotz eines großen Umbruchs und einer kurzen Vorbereitung mit einem neuen Trainer und einem klaren Ziel in die Saison.
Das Bild zeigt das neue Team der Würzburger Kickers vor dem letzten Testspiel in Mainz. Ein offizielles Mannschaftsfoto können wir an dieser Stelle nicht zeigen. Aus verschiedenen Gründen, unter anderem wurden neue Trikots noch nicht geliefert, konnte dieses trotz der Anfragen aus der Redaktion bislang nicht erstellt werden.
Foto: Markus Römer | Das Bild zeigt das neue Team der Würzburger Kickers vor dem letzten Testspiel in Mainz. Ein offizielles Mannschaftsfoto können wir an dieser Stelle nicht zeigen.
Frank Kranewitter
 |  aktualisiert: 24.07.2024 02:49 Uhr

Genau 48 Tage nach dem Drama von Hannover starten die Würzburger Kickers den nächsten Anlauf. Im Elfmeterschießen waren am 2. Juni im Rückspiel um den Aufstieg in der niedersächsischen Landeshauptstadt gegen die zweite Mannschaft des dortigen Zweitligisten alle Würzburger Hoffnungen zerplatzt. Die Kickers, die alles auf diese eine Karte gesetzt hatten, zwei Jahre nach dem Abstieg mit aller Macht die Drittliga-Rückkehr schaffen wollten, scheiterten am Ende einer über weite Strecken herausragend guten Saison und der mit 13 Punkten Vorsprung errungenen Regionalliga-Meisterschaft wegen eines einzigen Fehlschusses. Ein Tiefschlag, den der Klub mit seinen Verantwortlichen und Fans erst einmal wegstecken musste. Aber genau dafür blieb kaum Zeit.

Wenn die Rothosen an diesem Samstag, 20. Juli, um 14 Uhr in Heimstetten mit einem Auswärtsspiel gegen Türkgücü München in die neue Saison der Fußball-Regionalliga Bayern starten, hat der Klub einen Umbruch im Schnelldurchlauf hinter sich. Mit dem gebürtigen Berliner Markus Zschiesche steht ein neuer Trainer am Rand, auf dem Feld dürften schon sieben bis acht Neuzugänge in der Startelf stehen. Dazu kommt: Peter Kurzweg und Daniel Hägele, die beiden Führungsspieler der vergangenen Jahre, fallen erst einmal verletzt aus. Trotzdem ist der Anspruch ist geblieben. "Für uns geht es ausschließlich darum, den Aufstieg in die 3. Liga diesmal zu schaffen", sagt Trainer Zschiesche. Schließlich würde Platz eins in Bayern nun reichen, anders als in den letzten beiden Spielzeiten.

Die Vorbereitung

Der neue Kickers-Trainer Markus Zschiesche will von seinem Team viel Offensivgeist sehen.
Foto: Markus Römer | Der neue Kickers-Trainer Markus Zschiesche will von seinem Team viel Offensivgeist sehen.

Aus den bisherigen Testspielen lassen sich nur wenige Rückschlüsse ziehen. Beim 4:2 über Bayernligist Abtswind bestand das Team noch zu einem großen Teil aus Testspielern, die wohl nie mehr für die Kickers auflaufen werden. Das 23:0 bei A-Klassist Kleinochsenfurt/Frickenhausen war ein munteres Preisschießen. Blieben gerade einmal zwei ernstzunehmende Proben: das 1:3 gegen Greuther Fürth II und das 3:1 beim FSV Mainz 05 II, bei dem sich das Team deutlich verbessert zeigte.

Das aber aus einem anderen Grund verhängnisvoll war: Der Ausfall von Peter Kurzweg, der sich wenige Minuten vor Schluss das Kreuzband riss, schmerzt vor allem, weil der Kapitän als Führungsspieler und Integrationsfigur unter all den Neuzugängen kaum zu ersetzen ist. Die Zeit, um zusammenzuwachsen, war viel zu knapp. Die Kickers werden sich im laufenden Ligabetrieb einspielen müssen.

Für die Würzburger Kickers zählt nur der Aufstieg in die 3. Liga

Die Mannschaft

Es ist ein echter Neuanfang. Unter den 14 Spielern, die den Klub verlassen haben, sind mit Top-Vorbereiter Ivan Franjic, Top-Torjäger Saliou Sané, Mittelfeld-Stratege Maximilian Zaiser, Flügeldribbler Benjika Caciel und Kopfball-Ungeheuer Marius Wegmann Akteure, die das Team in den vergangenen Spielzeiten geprägt haben. Sie eins zu eins zu ersetzen, dürfte schlichtweg unmöglich sein. Die Kickers müssen sich neu sortieren.

Die Mischung der bislang elf Neuzugänge ist vielversprechend: eine Prise Erfahrung, ein Schuss jugendliche Unbekümmertheit und ganz viel Potenzial – da kommt schon einiges zusammen. Nimmt man die neun verbliebenen Akteuren hinzu, ergibt sich daraus eine Ansammlung an Spielern, die stark genug ein sollte, die hohen Ziele zu verwirklichen. Zumal der Kader noch mit ein paar finalen Transfers weiter aufgehübscht werden soll. Nun ist es an Trainer Zschiesche, aus der bunten Mischung eine schlagkräftige Einheit zu formen.

Das System

"Unser Vorteil ist, dass man uns und unsere Art Fußball zu spielen hier nicht kennt", sagte Neu-Trainer Zschiesche bei seiner Vorstellung. Er und sein Assistent Ronny Ermel, der zusammen mit dem Chefcoach vom Nord-Ost-Regionalligisten SV Babelsberg an den Main gewechselt ist, setzen also auf den Überraschungseffekt.

An der unter Zschiesches Vorgänger Marco Wildersinn – inzwischen in der Regionalliga Südwest bei den Stuttgarter Kickers tätig – gewohnten 4-3-3-Grundordnung wird sich erst einmal wenig ändern. Bei Ballbesitz lässt sich meist ein Mittelfeldspieler in die Abwehrreihe fallen, um den Spielaufbau zu organisieren. Viel Pressing und frühe Ballgewinne weit in der gegnerischen Hälfte gehören auch dazu, wenn Zschiesches Strategie aufgeht.

Für die Würzburger Kickers zählt nur der Aufstieg in die 3. Liga

Die Torhüter

Es ist ein offenes Rennen um den Stammplatz im Kasten zwischen Vincent Friedsam und Johann Hipper, das zum Saisonstart noch längst nicht entschieden ist. Es sei unfair, nach der kurzen Vorbereitung bereits ein Urteil zu fällen, sprich sich auf eine Torhüter-Rangfolge festzulegen, sagt Zschiesche. Während Friedsam, in der vergangenen Saison die Nummer eins, beim 1:3 gegen Fürth im Kasten stand, durfte Hipper, der im Januar von Türkgücü München nach Würzburg gewechselt ist, bei der Generalprobe in Mainz 90 Minuten ran.

Auch der neue Torwarttrainer dürfte bei der Entscheidung, wer den Posten zwischen den Pfosten einnimmt, eine Rolle spielen. Niko Sternberg stieß erst spät in der Vorbereitung zum Team. Er war bis vor einem Jahr bei den Frauen von RB Leipzig für das Torwarttraining zuständig.

Die Abwehr

Erfahrung für das Abwehrzentrum: Noah Awassi wechselte vom FSV Frankfurt zu den Würzburger Kickers.
Foto: Markus Römer | Erfahrung für das Abwehrzentrum: Noah Awassi wechselte vom FSV Frankfurt zu den Würzburger Kickers.

Mit Noah Awassi (26/FSV Frankfurt), Elija Härtl (22/DJK Vilzing) und Fatih Baca (24/Viktoria Berlin) kamen gleich drei Innenverteidiger mit Stammplatz-Ansprüchen. Routinier und Vize-Kapitän Daniel Hägele wird nach seiner im Aufstiegsspiel erlittenen Verletzung im Hüftbereich in den ersten Saisonwochen noch fehlen.

Gesucht wird ein neuer Linksverteidiger, der die Rolle von Peter Kurzweg übernehmen kann. Allerdings hat Rechtsfuß Fabrice Montcheu einst unter Trainer Zschiesche bei TeBe Berlin auch schon auf der linken Außenbahn agiert. Er dürfte beim Saisonstart auf der Kurzweg-Position starten. Rechts führt nach der Vorbereitung kein Weg an Neuzugang Jonas Wieselsberger (SpVgg Bayreuth) vorbei, der einen sehr starken Eindruck hinterließ.

Das Mittelfeld

Kickers-Dauerbrenner Dominik Meisel übernimmt im Mittelfeld inzwischen eine Führungsfunktion.
Foto: Markus Römer | Kickers-Dauerbrenner Dominik Meisel übernimmt im Mittelfeld inzwischen eine Führungsfunktion.

Wer ersetzt Zaiser und Franjic? So lautet eine der meistgestellten Fragen unter den Kickers-Fans. Die Antwort lautet: keiner. Letztlich werden die Kickers wohl mit anderem Personal eine andere Spielweise an den Tag legen müssen als in der jüngeren Vergangenheit.

Tim Kraus, der einen Großteil der Vorbereitung wegen einer Schambein-Entzündung verpasst hat, wird aus der Abwehr, wo er in der Vorsaison aushelfen musste, wieder ins Mittelfeld wandern. Auch Fabian Wessig dürfte mehr Verantwortung übernehmen wollen. Beide sind Kandidaten für die Schaltstelle im defensiven Mittelfeld.

Unumstritten dürfte Kickers-Dauerbrenner Dominik Meisel sein, der sich längst zum Führungsspieler entwickelt hat. Mit Rückkehrer Enes Küc, der in der Vorbereitung meist als Außenstürmer eingesetzt wurde, hätten die Kickers auch einen Mann im Kader, der in zentraler Position hinter den Stürmern agieren könnte.

Der Sturm

Theo Harz (hier links im Zweikampf mit dem Mainzer Jean-Marie Nadjombe) deutete bereits in der Vorbereitung sein Können an.
Foto: Markus Römer | Theo Harz (hier links im Zweikampf mit dem Mainzer Jean-Marie Nadjombe) deutete bereits in der Vorbereitung sein Können an.

Mit Benjamin Girth (MSV Duisburg) haben die Kickers einen Mittelstürmer verpflichtet, der bislang auf allen Stationen in vielen Spielklassen Tore erzielt hat. Alem Japaur (FC Augsburg II) scheint als körperlich größerer und jüngerer Stürmer die ideale Alternative oder auch Ergänzung zu sein. Theo Harz (Hamburger SV II) zeigte auf dem Flügel speziell beim Test in Mainz, dass er unter den Kickers-Neuzugängen womöglich der aufgrund seiner Spielweise spektakulärste sein könnte.

Und dann ist da ja auch noch Benyas Junge-Abiol. Auch er dürfte in erster Linie als Außenstürmer eingeplant sein. Gerade er hat den Ehrgeiz, seine Trefferquote zu verbessern, nachdem ihm zuletzt oft die schwache Chancenverwertung vorgehalten wurde.

Das Ziel

Bei den Kickers redet man nicht drumherum: Es geht in dieser Saison, in der der bayerische Regionalliga-Meister direkt aufsteigt, einzig und alleine um Platz eins und die in den vergangenen beiden Jahren verpasste Drittliga-Rückkehr. Der Druck ist groß – das Potenzial auch. Bereits in den ersten Wochen der Saison könnte sich entscheiden, ob Unruhe aufkommt oder eine neue Euphorie entsteht.

 
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