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Fußball: Regionalliga
"Streng, aber cool": So tickt der neue Trainer der Würzburger Kickers Markus Zschiesche
Der Kickers-Coach erklärt im Interview, warum er keinen Alkohol trinkt und wieso er in Würzburg keinen bösen Blick mehr aufsetzen muss – anders als in seiner Heimatstadt Berlin.
Trainer Markus Zschiesche soll die Würzburger Kickers in der kommenden Saison zur Meisterschaft in der Regionalliga Bayern und zum Aufstieg in die 3. Liga führen.
Foto: Markus Römer | Trainer Markus Zschiesche soll die Würzburger Kickers in der kommenden Saison zur Meisterschaft in der Regionalliga Bayern und zum Aufstieg in die 3. Liga führen.
Frank Kranewitter
 |  aktualisiert: 21.07.2024 02:34 Uhr

Die Überraschung war groß, als die Würzburger Kickers nach dem denkbar knapp verpassten Drittliga-Aufstieg Markus Zschiesche als neuen Trainer präsentierten. Der 42-jährige gebürtige Berliner war bis dato als Chefcoach zumeist in der Hauptstadt und im benachbarten Brandenburg tätig gewesen – zuletzt beim Fußball-Regionalligisten SV Babelsberg. In dieser Saison nun soll er die Kickers in der Regionalliga Bayern zur Meisterschaft und der damit verbundenen Rückkehr in die 3. Liga führen.

Viel Zeit zur Vorbereitung blieb ihm nicht. Dreieinhalb Wochen nach Trainingsstart steht am kommenden Samstag, 20. Juli (14 Uh), bei Türkgücü München bereits das erste Ligaspiel an. Locker, aber sehr konzentriert wirkt der neue Coach im Gespräch mit dieser Redaktion im Foyer des Teamhotels während des Trainingslagers im Jagsttal.

Frage: Berliner Weiße oder fränkischer Weißwein?

Markus Zschiesche: Weder noch. Ich trinke keinen Alkohol.

Überhaupt nicht?

Zschiesche: Nein. Tatsächlich noch nie in meinem Leben. Mal am Sektglas genippt an Silvester, um zu probieren. Aber es hat mir nie geschmeckt. Ich habe schon früher immer lieber Multivitaminsaft getrunken. Dann kamen der Sport und mein Ehrgeiz dazu. Ich habe auch an einzelnen Beispielen gesehen, was Alkohol so anrichten kann. Dass er nicht gesund ist, wissen wir auch alle. Von daher nehme ich frecherweise mal eine Cola Zero.

Hintergrund der Frage war auch: Sie haben für den Job bei den Würzburger Kickers ihre Heimatstadt Berlin verlassen. Ein Schritt raus aus der Komfortzone?

Zschiesche: Komfortzone? So sehe ich das nicht! Das ist kein passendes Wort. Während meiner Spielerkarriere war ich mehr außerhalb als in Berlin unterwegs. Okay, ich habe dort bei Union gespielt. Aber ich war auch in Paderborn oder Neumünster, damals in der 3. Liga. In Neuruppin, bei den Sportfreunden Siegen, beim Torgelower SV – das ist alles nicht Berlin. Mir ist schon immer klar, dass man offen sein muss, wenn man seinen Weg gehen möchte. Irgendwann sind ja selbst in einer Stadt wie Berlin die Perspektiven eingeschränkt. Für den einen Verein will man nicht unbedingt arbeiten, beim anderen Verein kann man sich es gut vorstellen, aber da passt dann irgendetwas anderes nicht. Ich habe die Fußballlehrer-Ausbildung gemacht, und damit habe ich mich auch entschieden, offen zu sein für viele Aufgaben. Für mich gibt es jetzt eine neue Komfortzone außerhalb von Berlin.

Inwiefern?

Zschiesche: Würzburg ist doch eine tolle Stadt! Der Klub ist sympathisch, die Leute sind sehr freundlich. In Berlin hast du das Gefühl, dass du immer erst einmal einen bösen Blick aufsetzen musst. Hier geht es mir ganz anders.

"In Berlin hast du das Gefühl, dass du immer erst einmal einen bösen Blick aufsetzen musst."
Markus Zschiesche, Trainer der Würzburger Kickers
Sind Sie schon umgezogen?

Zschiesche: Das wird in dieser Woche passieren. Allerdings bleibt meine Familie in Berlin, meine Frau und meine beiden Kinder. Die sind zwölf und 16 Jahre alt und kommen mich demnächst auch besuchen. Jetzt sind ja große Ferien. Ich werde auch öfter in Berlin sein, aber sicherlich nicht ständig hin- und herpendeln. Meine Frau unterstützt mich da voll und ganz. Wir sind alle vier ein sehr eingespieltes Team – eine klasse Familie.

Ein eingespieltes Team: Mit Co-Trainer Ronny Ermel (rechts) arbeitet Markus Zschieche bereits im siebten Jahr zusammen.
Foto: Frank Scheuring | Ein eingespieltes Team: Mit Co-Trainer Ronny Ermel (rechts) arbeitet Markus Zschieche bereits im siebten Jahr zusammen.
Warum Würzburg? Weshalb die Kickers? Sie haben sich da keine leichte Aufgabe ausgesucht.

Zschiesche: Aussuchen muss man in diesem Zusammenhang immer in Anführungszeichen setzen. Aber klar, ich hatte auch andere Optionen. So ist das manchmal im Fußball: Da stockt es mal in Gesprächen. Da scheinen Dinge schon klar zu sein und sind dann plötzlich doch nicht mehr so ganz klar. Ja, und da kam die Anfrage aus Würzburg. Ich wollte mir das unbedingt anhören. Dann ging es relativ fix. Die Perspektive, die es hier gibt. Die erfolgreichen letzten beiden Spielzeiten, die gezeigt haben, was möglich ist. Aber auch die besondere Herausforderung, der knappe zeitliche Rahmen. Das hat mich alles gereizt. Hier ist ein Verein, der in die 3. Liga will. Ich bin ein Trainer, der in die 3. Liga will, den nächsten Schritt machen möchte. Es hat bei den Kickers einfach für alle Seiten gepasst.

Die Vorbereitung ist kurz. Wie weit sind Sie auf dem Weg, den Sie sich vorgenommen haben, bereits gekommen?

Zschiesche: Wir sind noch immer am Anfang. Eine neue Spielidee zu implementieren, damit man sagen kann: Wir sind hier richtig angekommen – so etwas braucht seine Zeit. Eine üblich lange Vorbereitung von sechs, sieben Wochen wäre dafür ganz gut. Aber den Feinschliff bekommt man sowieso erst über die Spiele. Jetzt ist es eben ein sehr grober Schliff. Das ist uns klar. Wir wissen, dass die Geduld von außen nicht groß sein kann. Wir brauchen Ergebnisse. Aber wir müssen intern mit uns selbst und den Spielern Geduld haben. Dinge immer wieder trainieren und wiederholen, damit jeder Spieler genau weiß: Das ist meine Aufgabe. Ich denke, das haben wir bisher schon ganz gut hinbekommen. Ich würde sagen: Wir sind derzeit bei 50 Prozent. Wir müssen uns über die Punktspiele einspielen und schnell finden. Das ist uns bewusst.

Muss man also damit rechnen, dass der Aufstiegsfavorit Würzburger Kickers am Anfang der Saison der Konkurrenz hinterherhinkt?

Zschiesche: Das mag man vielleicht annehmen. Aber es ist unser Ziel, genau das nicht zuzulassen. Vielleicht hinken wir, was die Kaderzusammenstellung angeht, ein bisschen hinterher. Das hat ja auch Gründe, mit den späten Aufstiegsspielen und der späten Klarheit, in welcher Liga die Kickers an den Start gehen. Aber der grobe Rahmen steht jetzt, und damit können wir auch gut arbeiten. Ich finde es gar nicht schlecht, dass es jetzt schnell losgeht. Denn zu Saisonbeginn weiß doch so oder so kein Team wirklich, wo es steht. Natürlich haben Mannschaften, in denen sich die Spieler schon lange untereinander kennen, jetzt einen kleinen Vorteil. Aber wir wollen und werden deshalb nicht jammern.

"Wir wissen, dass die Geduld von außen nicht groß sein kann. Wir brauchen Ergebnisse."
Markus Zschiesche, Trainer der Würzburger Kickers
Der Kader ist noch nicht komplett. Auf welchen Positionen wollen Sie noch nachlegen?

Zschiesche: Ich werde jetzt sicher keine einzelnen Positionen nennen. Aber wir werden gucken, dass wir vielleicht in jedem Mannschaftsteil noch zuschlagen.

Sie starten als Trainer in die Saison mit einem klaren Auftrag: Sie sollen Meister werden und aufsteigen. Eine neue Situation für Sie?

Zschiesche: Natürlich. Aber genau das wollte ich ja auch. Ich wollte zu einem Verein, der ambitioniert ist und Ziele hat. Und der Verein wollte einen Trainer, der Ziele hat. Ich sehe das positiv: Das ist eine Challenge. Das werde ich den Spielern auch so vermitteln. Die Verantwortung dafür, dass wir unsere gemeinsamen Ziele erreichen, tragen wir alle zusammen. Nicht die Trainer alleine, auch nicht die Spieler alleine, nicht der Sportdirektor alleine, sondern der komplette Verein. Die Unterstützung ist da. Und das muss so bleiben. Denn die Saison ist lang. Wenn wir gut starten, heißt das nicht automatisch, dass wir bis zum Schluss oben bleiben. Wenn wir nicht so gut starten, haben wir noch genügend Spiele, um aufzuholen.

'Ich denke, ich kenne die Sprache der Spieler schon noch', sagt Markus Zschiesche (hier im Gespräch mit Neuzugang Enes Küc).
Foto: Markus Römer | "Ich denke, ich kenne die Sprache der Spieler schon noch", sagt Markus Zschiesche (hier im Gespräch mit Neuzugang Enes Küc).
Wie würden Sie sich als Trainer charakterisieren: Kumpeltyp oder harter Hund?

Zschiesche: Ich habe ein Motto. Das lautet: streng, aber cool. Was das Geschehen auf dem Platz angeht, bin ich ein strenger, ein manchmal aus Spielersicht auch ekliger und immer fordernder Trainer. Ich verlange im Spiel und im Training 100 Prozent von jedem. Es kann nicht sein, dass zwei, drei, Pässe am Mitspieler vorbeigehen. Da braucht es einfach Konzentration. Die Perfektion muss für jeden die Motivation sein. Man wird sie wahrscheinlich nie schaffen, aber dazwischen erreicht man eben seine individuelle Höchstleistung. Cool bedeutet: Man kann immer zu mir kommen, mit mir reden und bekommt immer eine ehrliche Antwort. Ich denke, ich kenne die Sprache der Spieler schon noch.

Kennen Sie die Regionalliga Bayern schon so gut, um einschätzen zu können, wer die schärfsten Konkurrenten sein werden?

Zschiesche: Nein. Das kann ich nicht. Und ganz ehrlich: Das ist derzeit überhaupt nicht in meinem Kopf. Wir müssen uns voll auf uns konzentrieren. Wichtig ist, was wir machen und was wir vorhaben. Wer sich am Ende als Konkurrent herauskristallisiert, wird man dann sehen. Illertissen wird oft genannt oder die U-23-Mannschaften, Bayreuth vielleicht. Aber das ist alles nur Hörensagen. Ich freue mich, die Regionalliga Bayern kennenzulernen und zu erfahren, was hier wichtig ist.

 
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Kommentare
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  • Richard Müller
    Es ist für Kickers als Verein extrem wichtig, aufzusteigen! Herzlich willkommen in Würzburg, Herr Zschiesche. Ich wünsche Ihnen alles Gute und viel Erfolg. Ich würde mich riesig freuen, wenn der Aufstieg klappt.
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  • Michael Kreißig
    Dann erst mal Alles Gute.
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