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Fußball: Relegation
Fliegende Tonne, Bengalos, Aperol-Partys und eine faire Geste: Das war die Fußball-Relegation 2024
Auch wenn das Wetter nicht immer frühsommerlich war: Die Amateurkicker freuten sich über prächtige Kulissen. Sieben Momente aus gut zwei Wochen voll spannender Entscheidungsspiele.
Aufstiegseuphorie bei den Fans der (SG) Waigolshausen/Theilheim/Hergolshausen. Weil Rauch und Bengalos auf dem Sportgelände statt daneben gezündet wurde, wird es wohl eine Geldstrafe für den Verein geben.
Foto: Michi Bauer | Aufstiegseuphorie bei den Fans der (SG) Waigolshausen/Theilheim/Hergolshausen. Weil Rauch und Bengalos auf dem Sportgelände statt daneben gezündet wurde, wird es wohl eine Geldstrafe für den Verein geben.
Daniel Rathgeber
,  Felix Mock
,  Jürgen Sterzbach
,  Michi Bauer
 und  Uli Sommerkorn
 |  aktualisiert: 13.06.2024 02:44 Uhr

Es waren faszinierende 16 Tage. Die Fußball-Relegation in Unterfranken war einmal mehr ein Publikumsmagnet mit Kulissen von bis zu 1700 Fans. Es gab Tränen der Freude und der Enttäuschung. Rührende Szenen, aber auch ein paar weniger schöne. Ein Rückblick auf sieben Momente. 

1. Die fliegende Tonne

Ein Mülleimer, der da eigentlich nichts zu suchen hat: Weil sich Fans der SG Lendershausen/Ostheim mächtig über einen Foulelfmeter in der 120. Minute aufgeregt hatten, flog die Tonne samt Inhalt aufs Spielfeld. Ein Wurf, der wohl Folgen haben wird für den Verein.
Foto: PresseFoto Evans | Ein Mülleimer, der da eigentlich nichts zu suchen hat: Weil sich Fans der SG Lendershausen/Ostheim mächtig über einen Foulelfmeter in der 120. Minute aufgeregt hatten, flog die Tonne samt Inhalt aufs Spielfeld.

In der Kreisklassen-Relegation zwischen dem TSV Westheim und der SG Lendershausen/Ostheim brauchte es die Verlängerung, um zu ermitteln, welches der beiden Teams aus dem Landkreis Haßberge sich den Platz sichert. Die Antwort: Westheim. Die Art und Weise: dank eines Foulelfmeters zum aus Sicht der SG wohl bittersten Zeitpunkt.

Als Schiedsrichter Maximilian Tischer – völlig zurecht – in seine Pfeife blies, lief die 120. Minute. Weil Kevin Melchior die Nerven behielt und den 1:0-Siegtreffer erzielte, kochten beim Gegner am Seitenrand die Emotionen über. "Schieber, Schieber"-Rufe schallten über den Rasen des FC Haßfurt – und es flog ein ordentlich gefüllter Mülleimer aufs Feld.

Einzelne kletterten über die Bande, um den Schiedsrichter, der nach Abpfiff unter Aufsicht einiger FC-Ordner in die Kabine begleitet wurde, zur Rede zu stellen. Ordner griffen ein, rangen eine Person nieder. Eine unschöne Aktion, die wohl Folgen haben wird für die SG Lendershausen/Ostheim. Laut Kreisspielleiter Gottfried Bindrim steht ein Urteil noch aus.

2. Die Ultras vom Dorf

Ein Fanblock wie selbst in der Regionalliga nicht überall: Die Anhänger der SG Ettleben/Werneck sind als feierfreudig bekannt und waren auch in Bergrheinfeld beim Relegationsspiel gegen Gädheim zahlreich vertreten.
Foto: Michi Bauer | Ein Fanblock wie selbst in der Regionalliga nicht überall: Die Anhänger der SG Ettleben/Werneck sind als feierfreudig bekannt und waren auch in Bergrheinfeld beim Relegationsspiel gegen Gädheim zahlreich vertreten.

Fan-Gruppen gehören zur Relegation. Dann werden Spruchbänder gemalt, Lieder gelernt und Tröten eingepackt. Dieser Support ist für Amateurfußballer unvergesslich. Beim Bezirksligisten TSV Ettleben ist man das gewohnt: Der wird oft von 100 stimmgewaltigen Fans unterstützt.

Die sich in der Schweinfurter Kreisliga-Relegation nicht lumpen ließen, als in Bergrheinfeld die SG Ettleben/Werneck II gegen Gädheim/Untereuerheim spielte. Trotz der 0:4-Niederlage schmetterten die blau-gelb gewandeten Fans pausenlos ein beachtliches Repertoire an umgetexteten Fan-Songs aus dem Fundus von Dresden, Nürnberg oder Wien. Dank einiger Vorsänger mit Ultra-Erfahrung.

Auch vom FC 05 Schweinfurt. Schnüdel-Ultras tauchten bei ihren Heimatklubs auf und bereicherten das Liedgut. Beispielsweise bei der SG Waigolshausen/Theilheim/Hergolshausen und der FT Schweinfurt II – beide stiegen auf. Nur: Die "Waigos" zündelten zu viel. Kreisspielleiter Gottfried Bindrim bestätigte, dass das Sportgericht tagen wird, ein Urteil aber noch ausstehe.    

3. Die faire Geste

Zum zweiten Mal nach 2022 ist der SV Sendelbach-Steinbach in der Kreisliga-Relegation gescheitert. Der Zweite der Kreisklasse Würzburg 3 unterlag am zweiten Relegations-Dienstag in Steinfeld dem TSV Duttenbrunn mit 1:2. Wobei das Duttenbruner Siegtor in der 55. Minute durch Benedikt Balds Kopfball im Anschluss an einen Eckstoß bemerkenswert war.

Den vorausgehenden Eckball hätte es gar nicht geben sollen, denn Referee Burkard Böhm hatte zunächst auf Abstoß entschieden. Doch SVS-Verteidiger Michael Gerling-Kolbe intervenierte und gab zu, in der Szene davor als Letzter am Ball gewesen zu sein, worauf Referee Böhm die Entscheidung von Abstoß in Eckball korrigierte.

"Ehrlichkeit, die bestraft wird", kommentierte dies SV-Spielertrainer Davide Gargano. Lob gab es vom Duttenbrunner Spielertrainer Johannes Gold: "Hut ab vor dem Gegner. Ein so faires Verhalten habe ich in solch einem Spiel noch nicht erlebt, und ich spiele schon lange Fußball."

4. Der Spielabbruch

Schiedsrichterassistent Lukas Kafara machte in Hofheim den Platztest. Fazit: Der Platz war nicht mehr bespielbar, die Partie zwischen Rödelmaier und Ebelsbach wurde abgebrochen.
Foto: Ralf Naumann | Schiedsrichterassistent Lukas Kafara machte in Hofheim den Platztest. Fazit: Der Platz war nicht mehr bespielbar, die Partie zwischen Rödelmaier und Ebelsbach wurde abgebrochen.

Überflutungen, vollgelaufene Keller und ein abgebrochenes Relegationsspiel zwischen dem SV Rödelmaier und dem SV Rapid Ebelsbach: Das war die Bilanz eines regnerischen Mai-Dienstags in Hofheim.

Während der ersten Halbzeit hatten sich Pfützen auf dem Rasen gebildet, in denen der Ball liegenblieb. Selbst langjährige Hofheimer Fußballfans konnten sich nur an eine Partie unter ähnlichen Bedingungen ("Danach war der Platz kaputt") erinnern. Auch das Herbeireden von schönem Wetter ("In Reckertshausen klart es auf") brachte nichts. In der Pause hatte das Schiedsrichterteam ein Einsehen und machte Schluss.

Drei Tage später ging es vor 520 Zuschauerinnen und Zuschauern in Hofheim wieder rund. Das bei null neu angesetzte Spiel gewann Rödelmaier 2:1. Überhaupt regnete es in den zwei Relegationswochen in Unterfranken oft und ergiebig, am letzten Wochenende mussten drei Partien abgesagt und Mitte der Woche nachgeholt werden.

5. Der große Andrang

Volle Ränge bei der Bezirksliga-Relegation zwischen dem TSV Großbardorf und dem FC Thulba: 1170 Zuschauerinnen und Zuschauern sahen die Partie in Münnerstadt.
Foto: Anand Anders | Volle Ränge bei der Bezirksliga-Relegation zwischen dem TSV Großbardorf und dem FC Thulba: 1170 Zuschauerinnen und Zuschauern sahen die Partie in Münnerstadt.

Selbst bei Regen strömten die Massen: Die Relegation 2024 war Publikumsmagnet. Zu 14 von 64 Partien kamen mehr als 1000 Zuschauerinnen und Zuschauer. Die mit Abstand größte Menschenmenge (1721, in Elfershausen) gab es in der Rhöner Kreisliga-Relegation zwischen dem SV Aura und dem SV Garitz.

Auch im Fußball-Kreis Würzburg kassierten die Schatzmeister der Klubs gleich sechsmal eine vierstellige Besucherzahl ab (Rhön: fünfmal, Schweinfurt: dreimal). TSV Aidhausen gegen FC Zeil (1489, in Schonungen) sowie Würzburger FV gegen TSV Großbardorf (1330, in Würzburg) waren die am meisten besuchten Partien der Kreise Schweinfurt und Würzburg.

Besonders beliebt waren die Ansetzungen an Fronleichnam: Vier der fünf Spiele am Feiertag hatten eine Tausender-Kulisse, die andere lag nur knapp darunter. Auch ablesbar: Wenn eine Relegation in mehreren Runden stattfand, passierten zunächst weniger Menschen die Eingangstore der Sportplätze. Erst als es auch da um alles oder nichts ging, schossen die Zuschauerzahlen in die Höhe.

Fehlt noch die ultimative Zahl, um die Strahlkraft der Relegation zu belegen: Insgesamt sahen mehr als 49.000 Zuschauerinnen und Zuschauer die Duelle von der Bayernliga- bis zur A-Klassen-Relegation.

6. Die Aperol-Party

Bei der SG Hendungen-Sondheim/Grabfeld war nach der Niederlage gegen die SG Burgwallbach/Leutershausen Aperol gefragt.
Foto: Daniel Rathgeber | Bei der SG Hendungen-Sondheim/Grabfeld war nach der Niederlage gegen die SG Burgwallbach/Leutershausen Aperol gefragt.

"Ich trink' heut', das ist kein Witz, Aperol, Aperol, Aperol Spritz", trällert derzeit ein Schlägersänger in den sozialen Netzwerken. Er scheint mit seinem Liedchen einen Nerv getroffen zu haben. Die Zeiten, in denen auf Fußballplätzen und bei Relegationsspielen nur Wasser, Spezi und Bier verkauft werden, sind längst vorbei.

In Waldberg etwa oder in Ostheim wurde auch Aperol angeboten – und nachgefragt. Die Spieler der SG Hendungen-Sondheim/Grabfeld jedenfalls spülten ihren Frust über den verpassten Aufstieg mit dem italienischen Likör hinunter. Der stand auch beim VfL Volkach auf der Tafel. Der Schweinfurter Kreisligist war Gastgeber für die SG Castell-Wiesenbronn und den FC Garstadt – und servierte zum bunten Gesöff einen süßen Happs: an der Cookie-Bar.

7. Die Ausweichtrikots

Jürgen Tripp von der SG Burgwallbach/Leutershausen trägt den Koffer mit den blauen Ausweichtrikots in die Kabine.
Foto: Daniel Rathgeber | Jürgen Tripp von der SG Burgwallbach/Leutershausen trägt den Koffer mit den blauen Ausweichtrikots in die Kabine.

"Wir hatten uns mit dem Gegner abgestimmt und dachten, es wird schon gehen", sagte Maximilian Kindlein von der SG Burgwallbach/Leutershausen. Die wollte beim Relegationsspiel in Ostheim in brauner Spielkleidung antreten, die SG Hendungen-Sondheim/Grabfeld in schwarzer. Schiedsrichter Konstantin Schaab fürchtete jedoch eine zu große Verwechslungsgefahr.

Burgwallbach/Leutershausen als nomineller Heimverein musste also die Trikotfarbe wechseln. Mit der Entscheidung begann ein Rennen gegen die Zeit. Die Frau von Betreuer Jürgen Tripp machte auf halbem Weg nach Ostheim kehrt, holte zu Hause den Koffer mit dem blauen Ausweichsatz und schaffte es tatsächlich rechtzeitig zum Spielort. Ganz in Blau feierte Burgwallbach/Leutershausen dank eines 7:5-Erfolgs im Elfmeterschießen den Klassenerhalt in der Kreisklasse Rhön.

 
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  • Bernd Burgis
    Die Verantwortlichen der "Waigolshäuser usw." bekamen bestimmt glänzende Augen über ein "Zubrot" von 1000-1500 Euro in diesem Reli-Spiel. Und jetzt spricht das Kreissportgericht SW hoffentlich eine empfindliche Geldstrafe aus, damit die "Büromanen" (frängisch) mal spüren, was sie für einen Unsinn anrichten. Ob die Verantwortlichen ihre "Pappenheimer", die sie bestimmt kennen, dann haftbar machen und zur Kasse bitten für diesen Schwachsinn? Ich glaube es nicht und so wird dieses sinnlose Treiben weitergehen, weil diese Chaoten - die sich fälschlicherweise "Fußballfans" nennen - sowieso hoffnungslos unbelehrbar sind!
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  • Holger Brätz
    bei den 3 Relegationsspielen der FT Schweinfurt 2 waren es einzig und allein die überragenden Fans der Turner, die ihre Mannschaft angefeuert und zum Aufstieg geführt haben, Ultras des FC 05 Schweinfurt haben sich bei diesen Spielen nicht bemerkbar gemacht
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