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Fußball: Bayernliga-Relegation
Der Wahnsinn von Würzburg: Dem TSV Großbardorf fehlen nur Sekunden zum Aufstieg in die Bayernliga Nord
Wer dabei war, wird das Spiel zwischen dem WFV und Großbardorf nie vergessen. In die Enttäuschung hinein gibt TSV-Kapitän Xaver Müller ein Versprechen.
Robin Zeitler hatte mit dem TSV Großbardorf den Aufstieg in die Bayernliga nah vor Augen. Es kam anders, der Würzburger FV setzte sich durch.
Foto: Julien Becker | Robin Zeitler hatte mit dem TSV Großbardorf den Aufstieg in die Bayernliga nah vor Augen. Es kam anders, der Würzburger FV setzte sich durch.
Daniel Rathgeber
 |  aktualisiert: 09.06.2024 02:30 Uhr

Wer dieses Spiel nicht gesehen hat, hat etwas verpasst. Wer dabei war an diesem Juni-Samstag an der Mainaustraße in Würzburg, den werden diese 120 Minuten Fußball nie mehr loslassen. Die Irrungen und Wirrungen, die das Relegationsspiel um einen Platz in der Bayernliga Nord zwischen dem Würzburger FV und dem TSV Großbardorf nahm – einfach irre.

Die Fakten: 5:3 (3:3, 2:1) nach Verlängerung gewann Würzburg und verteidigte nach dem 0:0 im Hinspiel in Großbardorf seinen Platz in der Bayernliga Nord, der TSV Großbardorf bleibt Landesligist. "Es tut sehr, sehr weh, so zu verlieren", sagte Trainer Mario Schindler. "Als Sportler reifst du aber an Erfahrungen wie dieser. Nicht nur Siege bringen einen weiter, sondern auch Niederlagen."

Die Großbardorfer spielten, 1:2 in Rückstand liegend, eine überragende zweite Halbzeit. Sie beherrschten den Bayernligisten, allein zwingende Torchancen fehlten. Mit den Einwechslungen von Jannik Binder (63.) und Alban Peci (78.) legte TSV-Trainer Mario Schindler den Schalter um für die Schlussoffensive.

Yasir Aldijawi (TSV Großbardorf, rechts) trifft per Kopf zum 2:2, Nico Wagner (Würzburger FV) kann nur zusehen.
Foto: Julien Becker | Yasir Aldijawi (TSV Großbardorf, rechts) trifft per Kopf zum 2:2, Nico Wagner (Würzburger FV) kann nur zusehen.

Kaum auf dem Platz flankte Peci von links und der starke Yasir Aldijawi köpfte ein zum 2:2 (80.). Es war nun erstaunlicherweise der TSV Großbardorf, der aktiv blieb, der weiter auf Sieg spielte und der sich auf die Künste von Torwart Simon Voll (88.) verlassen konnte. Die folgenden Minuten werden als der Wahnsinn von Würzburg im Gedächtnis bleiben.

In der Nachspielzeit trifft Alban Peci zum 3:2 für den TSV Großbardorf

Es lief bereits die Nachspielzeit, da spielten die Großbardorfer Peci frei, und der überwand WFV-Schlussmann André Koob zur 3:2-Führung für den TSV (90.+2). Das musste doch der Sieg sein. "Wir waren uns sicher, dass wir das Ding gedreht haben", sagte der Torschütze und seufzte: "So ist halt Fußball." Es war noch lange nicht vorbei. 

Würzburg rannte nach vorne und bekam einen berechtigten Elfmeter (90.+4). Kapitän Dennie Michel lief an und setzte den Strafstoß links am Tor vorbei. Das musste doch jetzt wirklich der Sieg sein für die Gäste. Es war aber immer noch nicht vorbei.

Der zweite Elfmeter für den Würzburger FV stößt auf Unverständnis

Die Uhr tickte, der WFV schlug den Ball hoch hinein in den Strafraum. Robin Zeitler und Michel gingen ins Kopfballduell, der Würzburger ging zu Boden, Schiedsrichter Thomas Stein pfiff erneut Strafstoß. Zeitler hatte im Sprung den Ellbogen hochgezogen und Michel erwischt.

"Das war kein hundertprozentiger Elfmeter, sondern eine 50:50-Entscheidung, wenn überhaupt", fehlte TSV-Kapitän Xaver Müller das Verständnis für diesen Pfiff. "Den zweiten Elfmeterpfiff verstehe ich nicht", fand auch Schindler. Jetzt schnappte sich Simon Schäffer den Ball und verwandelte sicher (90.+7): 3:3, Verlängerung.

"Wir waren schon mit einem Bein in der Bayernliga, uns haben nur ein paar Sekunden gefehlt."
Xaver Müller, Kapitän TSV Großbardorf

"Wir waren schon mit einem Bein in der Bayernliga, uns haben nur ein paar Sekunden gefehlt", sagte Müller und konstatierte: "Nach dem Ausgleich war das Momentum auf der anderen Seite und in der Verlängerung haben wir dann gleich ein blödes Gegentor bekommen. Danach war es verdammt schwer."

Moritz Gündling brachte Würzburg in der 94. Minute 4:3 in Führung und zog Großbardorf den Stecker. Allen Bemühungen zum Trotz war in der Verlängerung nichts mehr drin für die Grabfelder. Die letzten Minuten der regulären Spielzeit hatten zu viele Kräfte geraubt – physisch wie psychisch. Am Ende hieß es gar 5:3 für den WFV, doch das war letztlich unerheblich.

Nur vermeintlich der Siegtreffer: Alban Peci brachte den TSV Großbardorf im Relegationsspiel beim Würzburger FV mit 3:2 in Führung und wurde von den Mitspielern gefeiert.
Foto: Julien Becker | Nur vermeintlich der Siegtreffer: Alban Peci brachte den TSV Großbardorf im Relegationsspiel beim Würzburger FV mit 3:2 in Führung und wurde von den Mitspielern gefeiert.

"Die Enttäuschung ist jetzt erst einmal groß", sagte TSV-Kapitän Müller. Er wolle sie aber rasch abschütteln: "Wir sind im letzten Jahr eine richtige Einheit geworden. Dieses Erlebnis wird uns noch mehr zusammenschweißen. Zumal wir gemerkt haben, was wir zu leisten fähig sind. Jetzt heißt es regenerieren. Nächste Saison starten wir einen vollen Angriff auf den Aufstieg."

Fußball: Bayernliga-Relegation, 2. Runde, Rückspiel
Würzburger FV – TSV Großbardorf 5:3 nach Verlängerung (3:3, 2:1)

(Hinspiel: 0:0, nach Hin- und Rückspiel 5:3)
Würzburg: Koob – Obrusnik, N. Wagner, Imgrund, Gobbo (46. Vierneisel) – Lotzen (90.+1 Gündling), Illig – Krettek (78. Herbert), Röthlein (56. Schäffer), Michel – Wild (66. F. Hock).
Großbardorf: Voll – Schulz (78. Peci), Alawami, Zeitler, Schwab – Steinmetzer (60. S. Götz), Baum (106. Manninger) – Müller, Tahir (63. Binder), Aldijawi (116. Leicht) – Göller.
Schiedsrichter: Thomas Stein (Homburg/Main). Zuschauende: 1330. Tore: 1:0 Jan Krettek (11.), 1:1 Yasir Aldijawi (28.), 2:1 Moritz Lotzen (43.), 2:2 Yasir Aldijawi (80.), 2:3 Alban Peci (90.+1), 3:3 Simon Schäffer (90.+7, Foulelfmeter), 4:3 Moritz Gündling (94.), 5:3 Moritz Lotzen (109.). Bes. Vorkommnis: Dennie Michel (Würzburg) verschießt Foulelfmeter (90. + 4).

 
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