
Nach dem Rücktritt von Peter Büttner werden die Mitglieder des FV 04 Würzburg an diesem Donnerstag, 17. November, auf einer außerordentlichen Versammlung einen neuen Vorstandsvorsitzenden wählen – oder zum ersten Mal nach 41 Jahren eine Vorstandsvorsitzende.
Die Mitgliederversammlung, auf deren Tagesordnung neben der "Vorstellung Kandidaten" und der "Neuwahl Vorstandsvorsitzende/r" nur die üblichen Punkte "Begrüßung", "kurzer Rückblick" sowie "Anträge und Verschiedenes" stehen, findet ab 19 Uhr in der FV-Gaststätte an der Mainaustraße statt. Ein Antrag sei im Vorfeld eingegangen, teilt Vorstandsmitglied Uwe Lehmann mit.
Büttner war aus gesundheitlichen Gründen zurückgetreten
Büttner, der im Juli 2021 als Nachfolger von Roland Metz an die Spitze des aktuell fast 700 Mitglieder starken Vereins gewählt worden war, hatte, nach etwas mehr als einem Jahr im Amt, einen Tag nach der Mannschaftsvorstellung und vor dem ersten Saisonspiel seinen Rücktritt aus gesundheitlichen Gründen bekannt gegeben. Die Vorstandsmitglieder hatten seitdem "mehrere Gespräche" mit möglichen Nachfolgern geführt.
Dem FV-Vorstand gehören ebenfalls Marco Scheder (Sport), Armin Holzhäuser (Jugend), Uwe Lehmann (Liegenschaften) und Bianka Fischer (Marketing) an. Der Aufsichtsrat des Vereins besteht daneben aus Peter Lurz (Vorsitzender), Stefan Riepel, Hannes Schuster, Christian Götz, Uwe Röhrig, Eva Wenzlik, Stefan Wasser, Frank Krämer und Matthias Lotzen.
Als Kandidatin wird sich Andrea Behr an diesem Donnerstag den FV-Mitgliedern zur Wahl stellen. Sie stellte sich beim Heimspiel gegen den ATSV Erlangen den Zuschauerinnen und Zuschauern der Bayernliga-Partie vor.
Ihr "sehr guter Freund und Kollege" Martin Schoch habe ihren "Hut in den Ring geworfen". Sie selbst sei eine "Ur-Grombühlerin", wo ihr Großvater und Vater eine Zahnarztpraxis hatten, in der sie "im Wartezimmer nur Blaue gesehen" habe: "Bis ich aufs Gymnasium gegangen bin, habe ich gar nicht gewusst, dass es in Würzburg noch einen anderen Fußball-Verein gibt."
Andrea Behr ist Direktkandidatin der CSU bei der Landtagswahl
Behr absolvierte eine Ausbildung zur Zahntechnikerin, studierte Zahnmedizin an der Uni Würzburg und übernahm 1997 mit ihrem Mann André Trojanski die Praxis ihres Vaters, die sich heute in der Sanderau befindet. Die Mutter von drei Kindern engagiert sich ebenso für die Organisation "Ärzte ohne Grenzen".
Im Oktober wurde Andrea Behr von der Delegiertenversammlung der CSU als Direktkandidatin für die Landtagswahl 2023 im Stimmkreis Würzburg-Stadt, Rottendorf und Gerbrunn gewählt. Bereits im Frühjahr hatte sich der Kreisvorstand auf Behr als Direktkandidatin geeinigt. In der Politik war die 53-Jährige bis 2014 Ortsvorsitzende der CSU Sanderau und von 2008 bis 2014 für eine Wahlperiode im Stadtrat. Aus beruflichen Gründen trat sie danach nicht mehr zur Wahl an.
Im Vorstand eines Sportvereins war Behr bereits beim Post-SV Sieboldshöhe als stellvertretende Vorsitzende aktiv. Über die Schützen-Abteilung sei sie ins Amt gekommen. "Ich bin damals durch ganz Deutschland gefahren und habe mir Kunstrasenplätze angeschaut", erinnert sie sich. Behr sieht sich als "sportlicher Mensch", spielt Tennis bei Weiß-Blau und war 2007 Schützenkönigin der HSG. Sie ist ferner stellvertretende Vorsitzende im Arbeitskreis Würzburger Verbindungen.
Seit 1981 standen bislang acht Männer an der Spitze des Vereins
Das Thema Ehrenamt liege ihr "sehr am Herzen". Behr betont: "Für mich steht an erster Stelle, über dieses Ehrenamt den Verein zu unterstützen." Vor kurzem als Landtagskandidatin nominiert worden zu sein, spiele dafür "überhaupt keine Rolle". Zum FV habe sie viele Verbindungen: Unter anderem habe sie in ihrer Ausbildung von Harald Breunig gelernt und mit Reinhard Peter sei sie zur Schule gegangen. Beide waren lange im FV-Vorstand aktiv.
Als ihre Aufgabe bezeichnet sie, "über ein gutes Netzwerk solvente Sponsoren zu finden, dass der gute Weg beim FV fortgesetzt wird". Sie wünsche sich, dass sich im Verein eine Frauen-Mannschaft gründe und der Klub sein Vereinsgelände "energetisch unabhängig" von Gas- und Stromnetz betreiben könne. Für sie sei es ebenso wichtig, "die gute Stimmung in Vorstand, Aufsichts- und Verwaltungsrat fortzusetzen", da dies neue Mitglieder anspreche und in den Mannschaften positiv wahrgenommen werde.
Grundsätzlich erst mal Respekt dafür, sich für ein Ehrenamt zur Verfügung zu stellen, wahrlich keine Selbstverständlichkeit mehr in der heutigen Zeit!