Leon Enrique Montero ist ein schwarzer Student, der kürzlich auf Einladung der Grünen Jugend in Würzburg einen kritischen Vortrag über seine Erfahrungen mit Studentenverbindungen gehalten hat. Dabei zitierte er aus einem Schreiben, das ihm aus Würzburger Verbindungskreisen zugespielt worden ist. In diesem bezeichnet der Arbeitskreis Würzburger Studentenverbindung (AKWV) Montero als linksradikalen Aktivisten und rief Verbindungsmitglieder dazu auf, sich bei seinem Vortrag "einzuschleusen" und Fotos und Videos zu machen.
Als Ansprechpartnerin ist in der Mail, die der Redaktion vorliegt, Andrea Behr, voraussichtliche Landtagskandidatin der CSU in Würzburg, genannt. Die Würzburgerin ist stellvertretende Vorsitzende des AKWV und Mitglied der Akademischen Damenverbindung Salia.
Schreiben kritisiert Vortrag zu Verbindungen als "linksradikal" und warnt: "Wehret den Anfängen"
In der Rundmail, kündigt der AKWV den Vortrag in drastischen Worten an. Der Redner sei "schon seit seiner Schulzeit Mitglied der Antifa und hat sich als Maulwurf in einige, seiner Meinung nach, rechtsextreme Verbindungen eingeschleust, um jetzt sein linksradikales Resumee zu veröffentlichen".
Weiter heißt es, es sei "ein Anliegen der Grünen, Studentenverbindungen per se zu verbieten oder vom Verfassungsschutz beobachten zu lassen". Das sei zwar momentan "sicherlich noch kein Thema". Das Schreiben endet mit den Worten "Wehret den Anfängen – es geht uns alle etwas an". Unterzeichnet ist die Mail von AKWV-Vorsitzenden Norbert Täuber. Auf Anfrage der Redaktion erklärt er, sie aber nicht verfasst, sondern von Andrea Behr bekommen und weitergeleitet zu haben.
Wer hat das Rundschreiben an Würzburger Verbindungen verfasst?
Die Redaktion hat Andrea Behr kontaktiert und sie gefragt, ob sie die Mail geschrieben hat. In ihrer schriftlichen Antwort erklärt Behr, dass das Schreiben vom "Vorstand des AKWV" verfasst wurde.
Laut Behr ist die Mail "mit der Bitte um Korrektur" an die Mitglieder versendet worden. Zwei Mitglieder hätten, laut Behrs Aussage, daraufhin zwei Punkte des Schreibens – die angebliche Forderung nach einem Verbindungsverbot, sowie die Bitte um Foto- und Video-Aufnahmen – beanstandet. Das Schreiben sei dann allerdings "vor der Korrektur" und "unbefugt an Herrn Enrique weitergeleitet" worden.
Was sagt Andrea Behr zu den im Schreiben verwendeten Formulierungen?
Zur Formulierung, wonach sich Mitglieder in die Veranstaltung "einschleusen" sollten, erklärt Behr, die selbst nicht beim Vortrag anwesend war, dass dies "wahrscheinlich" die Aufforderung an die Verbindungsmitglieder war, "nicht in Vollcouleur", also nicht offensichtlich identifizierbar, zum Vortrag zu gehen.
In ihrer Antwort auf die Frage nach dem Kontext des Spruchs "Wehret den Anfängen" zitiert sie aus einem Online-Beitrag. Unter anderem: "In verschiedenen Beiträgen, meist zum Gedenktages an die Opfer des Holocausts, wird bemängelt, dass die deutsche Bevölkerung aus der Vergangenheit wohl zu wenig gelernt habe." Auf den Kontext des Satzes am Ende eines Schreibens, das einen Vortrag kritisiert, in dem es unter anderem um Rassismus in Burschenschaften geht, geht Behr nicht ein. Von den Vorwürfen gegenüber Montero distanziert sie sich nicht.
Lebendige Diskussion mit Beteiligung von Verbindungsmitgliedern am Vortragsabend
In seinem Vortrag mit dem Titel "Reise nach Germania. Von Füchsen, Burschen, Alten Herren." berichtete Montero von seinen Erlebnissen als Anwärter und Bewohner einer katholischen Studentenverbindung und seinen Erfahrungen mit Rassismus bei Bünden des Dachverbands "Deutsche Burschenschaft".
Trotz der Schärfe in der Mail des AKWV entstand im Anschluss an den Vortrag eine lebendige Diskussion. Mitglieder verschiedener Würzburger Verbindungen würdigten den Vortrag als informativ und versöhnlich. Eine Teilnehmerin, selbst Verbindungsmitglied, äußerte ihre Verwunderung über den Inhalt der Rundmail. Außerdem wurde die öffentliche Diskussion und die nachvollziehbare Kritik Monteros als hilfreich für ein positiveres Außenbild der Verbindungen eingeschätzt.
Frau Behr scheint offensichtlich ungeeignet, die bayerische Bevölkerung im Landtag angemessen zu vertreten.
höchst überflüssig und für eine demokratische Gesellschaft auch gefährlich,
denn das Prinzip bei allen derartigen Vereinigungen ist doch letztlich :
Filz,
Mauschelei,
Vetternwirtschaft,
Korruption,
Ausgrenzung aller Anderen
und Lobbyismus.
Und dass diese Vereinsfrau Behr für die CSU antritt, das verwundert mich in diesem Kontext leider überhaupt nicht.
Sie unterscheiden alle zwischen Mitglieder und nicht-Mitglieder!
Un dalle Vereine werden Empfehlungen immer in erster Linie innerhalb der Mitgliedschaft weitergeben! Ob Geflügelzüchter oder Greenpeace!
Das ist nun mal das Wesen des Menschen!
Jetzt ist mir auch klar warum die Parteispitze von einer Frauenquote abrückt. Mit solch einem Personal tut man sich nämlich keinen Gefallen.
@Frau Behr: meiner Meinung nach sind sie die typische Quotenfrau die trotz aller Schwächen antreten darf!
Gerade in einer alten Universitätsstadt wie Würzburg, in der es viele Verbindungen gibt, wäre es schön, wenn der Diskurs um dieses Thema von allen Seiten sachlich und unaufgeregt geführt würde. Ich fühle mich indes bestätigt, mein Abonnement bei der Mainpost gekündigt zu haben.
Hier wird Clickbait betrieben, Worte aus dem Zusammenhang gerissen um eigene politische Meinungen zu befeuern!
Wenn diese CSU schlau ist, was bezweifelt werden darf, lässt sie das Blatt komplett links liegen, wo es ja eh liegt und gibt weder Interview noch Stellungnahme oder PM an diesen Verein an!
Wieso hatten Sie solche Sorge hinsichtlich des Vortrages. Was hätte dabei Neues und evtl. für Verbindungen Schädliches herauskommen sollen?
Wer hat in dunkler Zeit seine Mitglieder zu Veranstaltungen des politischen Widersachers geschickt um die Versammlung aufzumischen? Diese Gesichte sollte sich nicht wiederholen. Hier gilt wirklich: Wehret den Anfängen!
Wer hat die Vorgänge im AKWV als Teil des Vorstandes offensichtlich nicht unter Kontrolle?
Glücklicherweise haben sich die beim Vortrag Anwesenden Verbindungsmitglieder als seriös und als Demokraten erwiesen.
Frau Behr, eigenen Sie sich als Mitglied des Landtages oder sollte Ihr Demokratieverständnis noch eine Weile reifen?