
Es war eine Personalie, die auf der ansonsten harmonisch verlaufenden Jahreshauptversammlung des Würzburger Fußballvereins am Freitagabend kurzzeitig für Unruhe sorgte. Fast alle Posten waren bereits besetzt, da wurde für die Stelle des „Sportvorstandes“ Gerhard Liebler vorgeschlagen – und scheiterte bei der Abstimmung mit elf Nein-Stimmen, 34 Enthaltungen und 38 Ja-Stimmen. Dass die Stelle, die seit über einem Jahr vakant war, wieder besetzt werden sollte, überraschte viele der 86 anwesenden Mitglieder.
Martin Lang erstaunt
Auch Martin Lang war erstaunt, dass niemand vor der Veranstaltung das Gespräch mit ihm gesucht hatte. Als Sportdirektor ist er vom Verein, der aktuell rund 670 Mitglieder zählt, angestellt und hätte mit einem neu gewählten „Sportvorstand“ eng zusammenarbeiten müssen. „Das hat mich schon überrascht. Aber natürlich ist es legitim, jemanden für den Posten vorzuschlagen. Es kann sich ja jeder aufstellen lassen“, sagte Lang auf Nachfrage dieser Redaktion am Sonntag. Lang selbst hatte die Position bei seinem Kommen vor zwei Jahren „aus persönlichen Gründen“ abgelehnt. Wie es für ihn als Sportdirektor jetzt weitergeht? „Der neue Vorstand und ich werden in den nächsten Tagen Gespräche über die sportliche Perspektive führen. Dann sehen wir weiter“, so Lang.
Zum neuen Vorstandsvorsitzenden, nach dem die Zellerauer lange gesucht hatten, war am Freitagabend mit großer Mehrheit (vier Enthaltungen) der Polizeibeamte Manuel Matterstock gewählt worden. Dem 35-Jährigen zur Seite stehen die wiedergewählten Funktionäre Harald Breunig als „Vorstand Liegenschaften“ (einstimmig) und Oliver Heilmann als „Jugendvorstand“ (einstimmig). Zum „Vorstand Marketing“ wurde Matthias Zink (vier Enthaltungen) gewählt, die Finanzen wird in Zukunft der 26-jährige Bankkaufmann Michael Hemmerich übernehmen (eine Enthaltung). Matterstock, der nach eigenen Angaben bisher keine Erfahrung in der Führung eines Vereins hat, schwärmte von der momentanen sportlichen Stärke der Zellerauer, die die Tabelle der Bayernliga Nord anführen: „Das ist ein super Ausgangspunkt. Ich werde versuchen, den Weg des alten Vorstands fortzuführen und vielleicht sogar zu verbessern.“
Der bisherige Vorstandsvorsitzende Michael Freudenberger war aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr zur Wahl angetreten, hat dem Verein aber nach zweieinhalb Jahren im Amt zusammen mit seinem Team ein bestelltes Feld überlassen. Nicht nur sportlich läuft es beim WFV, der bei Freudenbergers Amtsantritt um den Klassenerhalt in der Bayernliga gebangt hatte, wieder rund.
Fester Boden unter den Füßen
Auch in finanzieller Hinsicht haben die Zellerauer inzwischen festen Boden unter den Füßen. So wurden die Schulden seit 2013 von 430 000 auf 261 000 Euro verringert, das Jahresergebnis 2016 lag bei minus 13 675,59 Euro. „Das kam daher, dass wir reagieren mussten, um den Klassenerhalt noch zu sichern“, sagte der bisherige Finanzvorstand Roland Metz, der für die Wahl nicht mehr zur Verfügung gestanden hatte. Er konnte aber auch ein positives Saisonergebnis von 4500 Euro präsentieren und berichten, dass sich die Girokonten mit knapp 3000 Euro im Plus befänden – nachdem das Minus am 1. Januar 2016 noch 24 000 Euro betragen hatte. Als Grund für die Konsolidierung nannte Metz eine gelungene Umschuldung.
Bei der Jahreshauptversammlung wurden auch die Mitglieder des Wirtschafts- und Verwaltungsrates neu gewählt, aus dem Vorsitzender Jochen Bähr ausschied. Das Gremium setzt sich neben Metz künftig aus Christoph Hille, Johann Schuster, Uwe Lehmann, Peter Lurz, Frank Krämer, Michael Freudenberger und Gerald Rudolph zusammen.