Wird es Christine Bötsch? Oder Judith Jörg? Die Namen der CSU-Kreisvorsitzenden und der Bürgermeisterin in Würzburg wurden zuletzt in der Gerüchteküche hoch gehandelt, wenn es um die Frage ging, mit wem die CSU in den nächsten Landtagswahlkampf gehen will.
Die Wahl ist zwar erst im September 2023, doch die Ausgangslage ist eine ganz besondere: Nur aus dem Stimmkreis Würzburg und aus einigen Münchner Stimmbezirken hat die CSU aktuell keinen Abgeordneten im Maximilianeum und tritt bei der nächsten Landtagswahl aus der Defensive an. 2018 hatte der CSU-Landtagsabgeordnete Oliver Jörg sein Mandat an Patrick Friedl verloren. Der Stimmkreis Würzburg wird seitdem erstmals von einem Abgeordneten der Grünen in München vertreten.
In der Folge zog Oliver Jörg aus Würzburg weg und die CSU-Stadträtin und Fraktionsvorsitzende Christine Bötsch übernahm 2019 seinen Posten als Kreisvorsitzende. Allerdings betonte die Kommunalpolitikerin schon damals, dass dieser Schritt nicht automatisch bedeute, dass sie auch die neue Landtagskandidatin ihrer Partei werden wolle.
Im Gespräch mit dieser Redaktion löst Bötsch jetzt alle Spekulationen um eine Landtagskandidatur auf. Der Vorstand des Würzburger CSU-Kreisverbandes habe sich bei seiner jüngsten Sitzung auf eine Kandidatin geeinigt hat, die für viele Beobachter der Würzburger Politik eine Überraschung sein dürfte: Andrea Behr.
Andrea Behr war von 2008 bis 2014 im Würzburger Stadtrat
Die 53-Jährige war bis 2014 Ortsvorsitzende der CSU-Sanderau und von 2008 bis 2014 für eine Wahlperiode im Stadtrat. Zur Kommunalwahl 2014 trat sie nicht mehr an, was sie damals damit begründete, dass sie als Zahnärztin mit eigener Praxis Beruf und Ehrenamt nur schlecht unter einen Hut brächte.
"Heute ist die Situation anders", sagt Behr. "In meinem Beruf habe ich alles erreicht und jetzt reizt es mich, etwas Neues auszuprobieren und mich wieder mehr politisch zu engagieren." Wenn sie in den Landtag gewählt werden würde, würde sie sich aus der Praxis, die sie gemeinsam mit ihrem Mann betreibt, zurückziehen.
"Unsere Mitglieder kennen Andrea Behr gut", meint Kreisvorsitzende Bötsch. Sie hätte in jüngster Zeit bei der CSU keine Funktion inne gehabt, sei aber aktives Mitglied gewesen. Bei der Kommunalwahl 2020 übernahm Behr einen hinteren Platz auf der CSU-Stadtratsliste. Seit 1997 ist die gebürtige Würzburgerin Mitglied der CSU.
"Meine Biographie ist anders als die von Berufspolitkern, die ab der Jungen Unionen in der Partei Karriere gemacht haben", sagt Behr. Sie habe stattdessen seit 25 Jahren Verantwortung für 20 Beschäftigte. Die Mutter von drei Kindern beschreibt sich als "offenen, sehr aufgeschlossenen Menschen". Sie sei werteorientiert aber nicht traditionell. "Ich bin bestimmt nicht die typische CSU-Tante."
Mittelstand, Hochschule, Frauenthemen
Dass sie als CSU-Kandidatin ausnahmsweise nicht einfach das Mandat eines Vorgängers "erbt", schreckt Behr nicht, es spornt sie eher an. "Der Wettbewerb reizt mich." Politisch will sie sich für den Mittelstand, für Würzburg als Hochschulstandort sowie "alle Frauenthemen" einsetzen.
Kreisvorsitzende Bötsch weiß, dass ein Wahlkampf aus der Defensive nicht leicht ist, glaubt aber an ein offenes Rennen. "Wir werden 2023 unsere Chancen ergreifen und nutzen", sagt sie. Da ist sie ganz bei CSU-Chef Markus Söder. "Uns schmerzt, dass wir in Würzburg kein Landtagsmandat mehr haben. Das müssen wir beim nächsten Mal wieder ändern", sagte der Ministerpräsident im Gespräch mit der Redaktion.
Im Herbst wollen die CSU-Delegierten Andrea Behr als Direktkandidatin für den Stimmkreis Würzburg offiziell nominieren.
Welche Dame aus der aktuellen CSU-Riege soll ich mir als typischen Vertreter dieser Partei vorstellen? Judith Jörg, Christine Bötsch, Dorothee Bär, …?
Die "typische CSU Tante" ist demnach:
- Hatte keine 25 Jahren Verantwortung für 20 Beschäftigte.
- Keine Mutter von drei Kindern
- kein offener, sehr aufgeschlossener Mensch
- nicht werteorientiert aber traditionell
;-)
in unseren Artikeln verwendet die Redaktion Titel wie Dr. oder Prof. nur, wenn die Titel inhaltlich relevant sind (und dann auch nicht zwingend). Ein Beispiel wäre, wenn eine Ärztin oder ein Arzt ein Interview zu einem medizinischen Thema gibt.
Viele Grüße, Tabea Goppelt (Onlineredaktion)
das liegt vielleicht daran, dass man sich solche Mühe gegeben hat, eine Vorlage zu finden, aus der es sich gelohnt hat abzuschreiben, um den Titel selber zu ergattern, und dann wird er nicht mal erwähnt. Skandal!!
Vorsicht - nicht ganz ernst gemeint, aber ich darf das und erklär bei Bedarf auch warum...
Kinder, Küche, Kirche?
nennen das Lebenserfahrung. Ich führe hier mal (auszugsweise) das Frauen:Männer-Verhältnis im Bundestag an (Quelle: https://www.bundestag.de/webarchiv/abgeordnete/biografien19/mdb_zahlen_19/frauen_maenner-529508)
CDU/ CSU 51 Frauen zu 195 Männer, SPD 67 zu 85, FDP 19 zu 61, Grüne 38 zu 29.
Das Verhältnis in der Bevölkerung (Deutschlands) liegt bei 42,13 mio zu 41,03 mio.
Da fragt man sich doch immer, wie es kommt, dass die Frauen offenbar in der Politik weniger vertreten sind als es ihrem Anteil an der Bevölkerung entsprechen würde (Gesamt-Frauenquote im Bundestag: ca. 31%). Sicher haben Sie auch dafür eine - unvoreingenommene, versteht sich - Begründung.
Sie sehen, Würzburg ist anders!
und dann wird Frau Dr. Behr sicher ihre Freude im Landtag haben, wo sie in der Fraktion zu ca. 80 % auf männliche Kollegen treffen könnte. Das war der Bayerischen Staatszeitung den hier:
https://www.bayerische-staatszeitung.de/staatszeitung/politik/detailansicht-politik/artikel/das-frauenproblem-der-csu.html#topPosition
zugänglichen Kommentar wert. Man kann also davon ausgehen, dass selbst noch so engagierte Frauen, die versuchen ihre Themen noch so engagiert einzubringen, nichts erreichen, wenn die Männer nicht auch dafür sind. Ideale Voraussetzungen, um eigene Anliegen durchzubringen. Oder? OK, warten wir mal ab, wieviele "CSU-Frauen" der nächste Landtag umfassen wird...