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Fußball
6 Talente aus Unterfranken mit dem Ziel Fußball-Profi: Wer den Sprung in die Bundesliga geschafft hat
Einer spielt mit seinem Klub in der Conference League, vier stehen in der zweiten Liga regelmäßig auf dem Platz. Und einer hat sein Glück wieder in der Heimat gefunden.
Unterfränkische Talente im höherklassigen Fußball (von links): Damion Downs beim 1. FC Köln, Devin Angleberger beim FC 05 Schweinfurt, Jan Reichert beim 1. FC Nürnberg, Aaron Zehnter beim SC Paderborn, Maximilian Breunig beim FC Heidenheim und Louis Breunig beim SSV Jahn Regensburg.
Foto: Moritz Müller, imago; Ryan Evans; Daniel Marr, imago; Stefan Brauer, imago;  Laci Perenyi, imago; Daniel Karmann, dpa | Unterfränkische Talente im höherklassigen Fußball (von links): Damion Downs beim 1. FC Köln, Devin Angleberger beim FC 05 Schweinfurt, Jan Reichert beim 1.
Frank Kranewitter
,  Jürgen Sterzbach
 und  Michi Bauer
 |  aktualisiert: 06.11.2024 02:40 Uhr

Vor sechs Monaten hatte sich diese Redaktion angeschaut, welche Fußballer aus Unterfranken das Zeug zum Erst- oder Zweitliga-Profi haben. Denn gerade mal ein Prozent aller Talente, die in den Nachwuchsleistungszentren der deutschen Spitzenvereine ausgebildet werden, landet später tatsächlich einmal in den Elite-Ligen. Wir haben die damals ausgewählten sechs Unterfranken verfolgt. Was inzwischen aus ihnen geworden ist:

1. Damion Downs (20 Jahre, 1. FC Köln)

Damion Downs vom 1. FC Köln
Foto: Moritz Müller, imago | Damion Downs vom 1. FC Köln

Tendenz aufsteigend hatte die Redaktion im April prognostiziert. Und Recht behalten. Der in Werneck (Lkr. Schweinfurt) geborene Damion Downs, der seinen ersten Bundesliga-Treffer im März beim 3:3 gegen Möchengladbach euphorisch auf Instagram gefeiert hatte ("einfach nur eine himmlische Erfahrung"), ist inzwischen ans Toreschießen gewöhnt. Wenn auch in der 2. Liga, in die der 1. FC Köln abgestiegen ist. Für den 20-jährigen Mittelstürmer scheint das genau das Umfeld, sich zu entwickeln: Er fehlte nur zuletzt erkrankt gegen Paderborn, wurde zuvor in zehn von elf Spielen eingesetzt und traf vier Mal. 

Downs, amerikanischer Staatsbürger und für die US-Auswahl gesichtet, startete bei der DJK Schwebenried/Schwemmelsbach, wechselte zum FC 05 Schweinfurt und 2018 nach Ingolstadt, im zweiten U 17-Jahr zu den Kölnern, wo er sich über die U 21 für den Profikader empfahl. Sein Doppelpack beim 4:4 gegen Karlsruhe Ende September war für ihn Konsequenz der Entwicklung: "Der Trainer hat gesagt, dass ich einfach so weitermachen soll und die Tore dann von alleine kommen." Und die Bedeutung seiner Rückennummer 42? "Ich bin, seit ich ein kleines Kind bin, großer Fan von Spiderman. Da gibt es diesen Zeichentrick-Film, in dem sich alles im Jahr 2042 abspielt."

2. Jan Reichert (23, 1. FC Nürnberg)

Jan Reichert jubelt nach dem 8:3-Sieg mit dem 1. FC Nürnberg gegen den SSV Jahn Regensburg.
Foto: Daniel Marr, Sportfoto Zink, imago | Jan Reichert jubelt nach dem 8:3-Sieg mit dem 1. FC Nürnberg gegen den SSV Jahn Regensburg.

Es war ein historischer Erfolg, den Jan Reichert am vergangenen Freitag mit dem 1. FC Nürnberg feiern konnte: ein 8:3 im Heimspiel gegen den SSV Jahn Regensburg. Acht Tore hatten die Cluberer noch nie in einem Bundesliga-Spiel, ob in der ersten oder zweiten Liga, geschossen. Reichert, der aus dem Dittelbrunner Ortsteil Holzhausen kommt und in der Jugend beim TSV Pfändhausen, bei der SpVgg Hambach sowie bei der FT und beim FC 05 Schweinfurt gespielt hat, hatte am letzten Spieltag der vergangenen Saison in der zweiten Liga debütiert und stand seitdem auch in allen zehn Partien in dieser Runde im Tor. Nach zuvor drei Jahren und 84 Spielen in der Regionalliga-Mannschaft hat Reichert die Chance zum persönlichen Aufstieg genutzt.

Als der 23-Jährige im Sommer als Trainingstorhüter zur deutschen Nationalmannschaft, die sich auf die Fußball-Europameisterschaft 2024 in Herzogenaurach vorbereitete, geholt worden war, hatte sich schon angedeutet, dass ihm demnächst auch beim Club höhere Aufgaben zugedacht sein könnten. Was wohl auch die Verantwortlichen im Blick hatten, als sie vor einem Jahr den Vertrag mit dem 1,91 Meter großen Torhüter um vier Jahre bis 2027 verlängerten. "Jan hat uns nicht nur mit seinen Leistungen überzeugt, sondern auch mit seiner Persönlichkeit neben dem Platz", kommentierte Sportdirektor Olaf Rebbe damals. Nicht nur aufgrund seiner Rückennummer darf Jan Reichert mit Fug und Recht als aktuelle Nummer eins beim FCN gelten.

3. Aaron Zehnter (19, SC 07 Paderborn)

Aaron Zehnter ist für den SC Paderborn im Auswärtsspiel beim 1. FC Köln am Ball.
Foto: Stefan Brauer, Brauer-Fotoagent, imago | Aaron Zehnter ist für den SC Paderborn im Auswärtsspiel beim 1. FC Köln am Ball.

Seit Anfang dieses Jahres spielt Aaron Zehnter, der aus Sonderhofen (Lkr. Würzburg) kommt und in der Jugend für den Würzburger FV und die Würzburger Kickers aufgelaufen ist, für den SC Paderborn. Der noch 19-Jährige, der am 31. Oktober Geburtstag feiert, hatte den Bundesligisten FC Augsburg, bei dem er seinen ersten Profi-Vertrag unterschrieben hatte, verlassen – auch weil er dort für Einsätze kaum vorgesehen war. Das hat sich seitdem grundlegend geändert. Zehnter kommt inzwischen auf 24 Zweitliga-Spiele und hat zwei Tore für die Ostwestfalen geschossen: in der vergangenen Saison gegen den FC Schalke 04 und erst vor kurzem gegen den SSV Jahn Regensburg.

Glaubt man den Zahlen des Online-Portals transfermarkt.de, so hat Zehnter seinen Marktwert in den zehn Monaten an der Pader auf zwei Millionen Euro verfünffacht. Bundestrainer Hannes Wolf berief ihn Anfang September für zwei Spiele zur U 20 und setzte ihn gegen Rumänien und Italien für je eine Halbzeit ein. Auch zu den Länderspielen Mitte Oktober hätte Wolf ihn gerne mitgenommen, doch sagte Zehnter diese wegen einer Verletzung am Sprunggelenk ab, wegen der er auch das einzige Mal in dieser Saison ein Zweitliga-Spiel verpasste. Ansonsten stand Zehnter beim SC Paderborn in neun Partien von der ersten bis zur letzten Minuten auf dem Platz. Wie im offensiven linken Mittelfeld, so läuft es derzeit auch mit Zehnters Karriere: geht steil.

4. Devin Angleberger (21, FC 05 Schweinfurt)

Devin Angleberger vom FC 05 Schweinfurt
Foto: Ryan Evers, PresseFoto Evans | Devin Angleberger vom FC 05 Schweinfurt

Es hatte sich im ersten Halbjahr 2024 abgezeichnet, dass die Karriere von Devin Angleberger stocken würde. Bei der SpVgg Greuther Fürth hatte der Dettelbacher (Lkr. Kitzingen), der als 13-Jähriger vom Würzburger FV zum Kleeblatt gewechselt war, zwar 2022 einen Profi-Vertrag unterschrieben – war dann aber zurück in die Regionalliga-U 23 versetzt worden. Im Sommer wechselte er daraufhin zum FC 05 Schweinfurt und blieb dadurch in der vierten Liga. Seine Spielweise beschreibt der reiselustige ("am liebsten USA") Rap-Fan als klassischer Bälle-Verteiler: "Ich habe eine gute Übersicht, will das Spiel an mich reißen."

Zahlreiche Verletzungen hatten Angleberger immer wieder zurückgeworfen. Somit blieb es bei einem Zweitliga-Einsatz im September 2022 gegen den SC Paderborn. In Schweinfurt, wo er überwiegend an der Seite von Kevin Fery auf der Doppel-Sechs spielt, zeigt seine Formkurve wieder nach oben. Der 21-Jährige, dessen Lockenpracht inzwischen einer Kurzhaarfrisur gewichen ist, stand in allen Liga-Spielen auf dem Platz, oft über die volle Distanz, und erzielte in seinen vier Pokal-Einsätzen einen Treffer. Mit dem FC 05 hat er viel vor: "erfolgreich sein, am liebsten aufsteigen".

5. Louis Breunig (20, SSV Jahn Regensburg)

Aufstiegsjubel: Louis Breunig schaffte mit Jahn Regensburg im Sommer den Sprung in die 2. Bundesliga. Dort tut sich der Klub aus der Oberpfalz schwer.
Foto: IMAGO, Sportfoto Zink, Wolfgang Zink | Aufstiegsjubel: Louis Breunig schaffte mit Jahn Regensburg im Sommer den Sprung in die 2. Bundesliga. Dort tut sich der Klub aus der Oberpfalz schwer.

Keine einzige Spielminute hat Louis Breunig in dieser Zweitliga-Saison verpasst. Insofern hat es sich für den 20-Jährigen gelohnt, nachdem er als Leihspieler eine starke Drittliga-Saison gespielt und mit Jahn Regensburg in der Relegation den Aufstieg in die 2. Bundesliga geschafft hatte, fest vom 1. FC Nürnberg in die Oberpfalz zu wechseln. Ob bei der 3:8-Niederlage am vergangenen Freitag gegen seinen Ex-Klub in der Noris auch einmal andere Gedanken aufkamen? "Schweren Herzens" habe man Breunigs Wechselwunsch entsprochen, wurde Nürnbergs Sportdirektor Olaf Rebbe im Sommer zitiert.

Der in Theilheim im Landkreis Würzburg aufgewachsene Innenverteidiger, der bereits mit 17 Jahren für die Würzburger Kickers in der Dritten Liga spielte, hat in Regensburg einen Vertrag bis 2027 unterschrieben. Dort war und ist die Aussicht, sich zu etablieren, deutlich größer. Diese Zweitliga-Saison aber verläuft für Breunigs Mannschaft sehr schwierig. Dem Team scheint schlichtweg die Klasse zu fehlen, um in der zweiten Liga mitzuhalten. Aufstiegstrainer Joe Enochs, der in beiden Spielzeiten auf Breunig setzte, wurde nach der Klatsche in Nürnberg am Wochenende entlassen.  

6. Maximilian Breunig (24, 1. FC Heidenheim)

Maximilian Breunig hat mit 24 Jahren den Sprung zu Erstligist 1. FC Heidenheim geschafft.
Foto: IMAGO, Laci Perenyi | Maximilian Breunig hat mit 24 Jahren den Sprung zu Erstligist 1. FC Heidenheim geschafft.

Der Bruder von Louis ist der älteste Spieler in dieser Reihe und kann als Vorbild für die anderen dienen. Als Beispiel, dass es sich lohnt, nie den Glauben an sich zu verlieren. Genau fünf Jahre, nachdem ein Autounfall beinahe die Karriere des gebürtigen Würzburgers beendet hätte, hat der Angreifer dieses Jahr beim 1. FC Heidenheim einen Erstliga-Vertrag unterschrieben. Dabei lief sein Weg nach oben alles andere als gerade: die Leihe nach Österreich zu Admira Wacker während der Corona-Zeit, der Zweitliga-Aufstieg, aber auch der Abstieg in die Regionalliga, mit den Würzburger Kickers und der Umweg über die zweite Mannschaft des SC Freiburg. Womöglich waren es gerade die vielen unterschiedlichen Erfahrungen, die Breunig für die Heidenheimer so interessant machten.

Der 1,94 Meter große Stürmer bekommt von Trainer Frank Schmidt immer wieder Einsatzzeit und dankt es mit Treffern. Im DFB-Pokal-Wettbewerb gelang ihm in Runde eins ein Dreierpack gegen den FC Villingen. In der Bundesliga feierte er seine Torpremiere im Heimspiel gegen den FC Augsburg. Das Auswärtsspiel bei Borussia Dortmund war trotz der 2:4-Niederlage ein besonderer Höhepunkt. Breunig verwandelte direkt vor der pfeifenden Südtribüne einen Elfmeter zum zwischenzeitlichen 2:3. Am Sonntag dann vergab er beim 0:0 gegen Hoffenheim die große Siegchance, als Nationaltorhüter Oliver Baumann Breunigs Abschluss aus kurzer Distanz noch an die Latte lenkte. Aber auch das dürfte den Angreifer, der in seiner Karriere schon ganz andere Situationen gemeistert hat, nicht mehr umwerfen. 

 
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Kommentare
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  • Peter Meichsner
    Frage an die Autoren Frank, Jürgen und Michi: Gibt es bei den Frauen keine Talente aus der Region, die es in die Bundesliga haben, oder kommt dazu ein separater Artikel?
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  • Thomas Horling
    Frage an Herrn Meichsner: vor wie vielen Zuschauern spielen die Damen, auf die Sie anspielen? Für mich sind diese Zahlen das entscheidende Kriterium, ob in den Medien darüber berichtet werden soll.
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  • Peter Meichsner
    Das weiß ich nicht - ich kenne mich weder im Männer- noch im Frauenfussball aus. So wie Sie sich mit der einseitigen Berichterstattung zufrieden geben, würde ich mich auch über einen ähnlichen Artikel über die Frauen freuen.
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