Nur ein Prozent der Fußballer, die in den Nachwuchsleistungszentren der deutschen Spitzenvereine ausgebildet werden, landen später tatsächlich einmal in der 1. oder 2. Bundesliga. Von einem Profivertrag träumen auch vielversprechende Talente aus Unterfranken. Schließlich haben es immer wieder einmal Spieler aus der Region in die 1. Liga geschafft, wie beispielsweise Bernd Hollerbach, Bernd Korzynietz oder Johannes Geis. Die Redaktion hat sich sechs Unterfranken angeschaut, die derzeit einen Profivertrag haben, und ihre Karrierechancen bewertet.
1. Damion Downs (19 Jahre, 1. FC Köln, Sturm)
Vierter Kurzeinsatz, erstes Bundesliga-Tor: Der in Werneck geborene (Lkr. Schweinfurt) Damion Downs wird den 9. März 2024 so schnell nicht vergessen. Sein Treffer zum 3:3-Endstand gegen Möchengladbach bescherte dem 1. FC Köln einen Punkt im Bundesliga-Abstiegskampf. "Einfach nur eine himmlische Erfahrung, mein erstes Tor in einem Derby zu erzielen", schrieb der 19-jährige Stürmer anschließend auf Instagram. Inzwischen bringt er es auf sieben Einsätze.
Downs, der amerikanischer Staatsbürger ist, startete bei der DJK Schwebenried/Schwemmelsbach, wechselte zum FC 05 Schweinfurt und mit 13 zum FC 04 Ingolstadt, im zweiten U-17-Jahr schließlich zu den Kölnern, für die er in der aktuellen Saison zunächst vor allem in der Regionalliga-U-21 zum Einsatz kam. "Downs ist ein Junge, der Tore schießt. Er bringt enorm viel Potenzial mit, muss aber noch aus sich herauskommen und im Erwachsenen-Fußball ankommen", sagt Trainer Timo Schultz. Tendenz: aufsteigend.
2. Jan Reichert (22 Jahre, 1. FC Nürnberg, Tor)
Seine Laufbahn ist geradlinig: Vom Heimatverein TSV Pfändhausen (Lkr. Schweinfurt) ging es für Torhüter Jan Reichert über lokale Zwischenstationen zeitig zum FC 05 Schweinfurt und von da im Juli 2021 zum 1. FC Nürnberg. Zunächst für die U23 vorgesehen, erhielt der heute 22-Jährige zur Saison 2022/23 einen Profivertrag – und wartet seitdem auf seine ersten Zweitliga-Minuten. Zweimal, gegen Rostock und Paderborn, stand er zum Ende seiner ersten Profi-Spielzeit im Kader; zweimal, gegen Fürth und den Hamburger SV, bis dato in der aktuellen Saison – jeweils ohne Einsatz.
"Ich gehe meine Karriere mit Ruhe und Geduld an und arbeite daran, dass meine Zeit kommt", sagt Reichert. "Ich bin mir bewusst, dass der große Durchbruch noch nicht geschafft ist und die Karriere schnell wieder vorbei sein kann. Es liegt an mir, das Beste aus meinen Möglichkeiten zu machen." Im Regionalliga-Team ist er die Nummer eins. Tendenz: stagnierend.
3. Aaron Zehnter (19 Jahre, SC Paderborn, Mittelfeld)
Von seinem Heimatverein SV Sonderhofen (Lkr. Würzburg) kam Aaron Zehnter über den Würzburger FV und die Würzburger Kickers zum Nachwuchs des FC Augsburg. Im Mai 2022 unterschrieb er beim FCA seinen ersten Profi-Vertrag. Für die Augsburger kam der heute 19-Jährige in der vergangenen Saison aber nur einmal in der Bundesliga gegen Bayer Leverkusen und in der ersten DFB-Pokal-Runde gegen Blau-Weiß Lohne zum Einsatz. Durchsetzen konnte er sich in der ersten Mannschaft nicht. Vor allem sammelt er Regionalliga-Minuten.
Zehnters Vertrag in Augsburg wäre im Sommer ausgelaufen, verlängern wollte er diesen trotz Angebot nicht. In der Winterpause der aktuellen Saison wechselte Zehnter zum Zweitligisten SC Paderborn, weil er sich dort mehr Spielzeit erhoffte. Tatsächlich kam er dort seitdem zehnmal zum Einsatz. Sein erstes Tor erzielte er vor 60.000 Zuschauerinnen und Zuschauern beim 3:3 gegen Schalke 04. Seither ist Zehnter beim SC auf links defensiv oder offensiv gesetzt. Tendenz: aufsteigend
4. Devin Angleberger (21 Jahre, Greuther Fürth, Mittelfeld)
Mit 13 Jahren wechselte Devin Angleberger aus Dettelbach (Lkr. Kitzingen) vom Würzburger FV in den Nachwuchs von Greuther Fürth. Mit 18 absolvierte er 27 Regionalliga-Spiele für die U23. Im Sommer 2022 unterschrieb Angleberger seinen ersten Profivertrag beim Kleeblatt, Laufzeit zwei Jahre. Die gehen in wenigen Wochen zu Ende. Seit der Winterpause der laufenden Saison gehört er nicht mehr zum Profi-Kader, sondern trainiert wieder mit der zweiten Mannschaft. 15 Regionalliga-Einsätze stehen in der aktuellen Saison für ihn zu Buche.
Zahlreiche Verletzungen (Sprunggelenksverletzung, muskuläre Probleme, Handbruch) warfen Angleberger in den vergangenen zwei Jahren immer wieder zurück. Somit ist derzeit nicht in Sicht, dass zu seinem einen Zweitliga-Einsatz im September 2022 gegen den SC Paderborn noch ein weiterer dazukommt. Die Tür sei für ihn weiterhin offen, betonte Sport-Geschäftsführer Rachid Azzouzi gegenüber den Nürnberger Nachrichten, die aber vermutete, dass es eher unwahrscheinlich sei, dass sein Vertrag in Fürth verlängert werde. Tendenz: stagnierend.
5. Louis Breunig (20 Jahre, SSV Jahn Regensburg, Abwehr)
"Ein Mega-Erlebnis" war für Louis Breunig sein Debüt im Deutschland-Trikot. Der aus Theilheim (Lkr. Würzburg) stammende Abwehrspieler durfte zuletzt bei zwei Testspielen der U-20-Nationalmannschaft gegen Frankreich in der Startelf auflaufen. Dass der 20-Jährige ins Blickfeld der DFB-Trainer gerückt ist, verwundert nicht. Schließlich ist Breunig in dieser Saison beim Drittliga-Topteam Jahn Regensburg eine Stammkraft, aus der Innenverteidigung gar nicht mehr wegzudenken.
Bereits mit 17 debütierte er in Liga drei für die Würzburger Kickers. Nach dem Abstieg der Rothosen zog es Breunig 2022 zum 1. FC Nürnberg, bei dem er sein Zweitliga-Debüt gab. Im vergangenen Sommer ging es dann auf Leihbasis weiter nach Regensburg. Ein Wechsel, der sich für Breunig ausgezahlt hat. Die Regensburger besitzen eine Kaufoption, um den gebürtigen Würzburger nach der Saison fest zu verpflichten, dann womöglich für die 2. Bundesliga. Tendenz: aufsteigend
6. Maximilian Breunig (23 Jahre, SC Freiburg, Sturm)
Der 4. Mai ist im Kalender der Familie Breunig in Theilheim (Lkr. Würzburg) dick angestrichen. Dann könnte es zum zweiten Mal in dieser Drittliga-Saison zum Bruder-Duell von Louis und Maximilian Breunig kommen. Ob der Ältere der beiden bei dieser Partie aber überhaupt im Kader des SC Freiburg II gegen Jahn Regensburg steht, bleibt abzuwarten. Denn er hat sich auch bei der Bundesliga-Mannschaft der Breisgauer ins Blickfeld gespielt. Trainer Christian Streich attestierte dem Angreifer schon nach einer starken Vorbereitung "ein Näsle". Beim 1:0 in Darmstadt am vergangenen Samstag wurde Breunig kurz vor Schluss eingewechselt – sein zweiter Erstliga-Einsatz.
In der zweiten Mannschaft der Breisgauer spielt der 23-Jährige derzeit seine bislang beste Drittliga-Saison, erzielte in 23 Einsätzen zehn Tore. Sein Vertrag in Freiburg läuft nach Saisonende aus. Gerüchteweise wurde der Ex-Kickers-Angreifer, den am Ende seiner Juniorenzeit eine schwere Verletzung infolge eines Verkehrsunfalls zurückgeworfen hatte, auch schon mit dem Karlsruher SC in Verbindung gebracht. Tendenz: aufsteigend