Letztlich hätte ein einziger Satz gereicht, das Regionalliga-Derby zwischen dem FC Würzburger Kickers und dem FC 05 Schweinfurt einzuordnen: "Wir waren von Beginn an bereit dafür." Gesagt hätte ihn gerne 05-Trainer Marco Reitmaier. Gesagt hat ihn Kickers-Coach Marco Wildersinn. Dass es ein auch in der Höhe verdientes 3:0 (2:0) für die Würzburger geworden ist, lag an der klassischen Derby-Galligkeit – die ausgerechnet nur die Mannschaft auf den Platz brachte, die das aufgrund ihrer immens höheren Qualität gar nicht gebraucht hätte.
Es war schon erschreckend, wie die Kickers die an sich auf Sicherheit bedachten Nullfünfer in der ersten halben Stunde in Grund und Boden rannten. "Wir haben Zweikämpfe nicht angenommen und waren zu weit weg vom Geschehen", so Reitmaier. "In Sachen Zweikampfverhalten muss ich die Mannschaft als Kollektiv in die Pflicht nehmen." Noch schärfer formulierte es Kapitän Lukas Billick, der zum Saisonende aufhört, nach seinem letzten, insgesamt nur mäßig packenden Derby: "Wir haben uns eingeschissen."
"Wir müssen in den letzten vier Spielen anders auftreten", forderte Reitmaier. Andernfalls droht den Schweinfurtern nach zuletzt fünf sieglosen Partien, in denen sie abgesehen vom Türkgücü-Spiel (3:3) kein Tor geschossen haben, ein Null-Punkte-Finale. Qualität, Tempo und Kaderbreite hat nämlich nicht nur, aber zuvorderst der nächste Gegner: Am kommenden Samstag, 27. April (14 Uhr, Sachs-Stadion), ist das der Tabellendritte TSV Aubstadt. Der FC 05 lädt dazu Jugendmannschaften der Region ein. Über ein Formular auf der Homepage des Vereins können Stehplatzkarten im Heimbereich kostenlos bis Donnerstag bestellt werden.
Marc Reitmaier will die nackten Zahlen nicht schönreden
Überraschend ist der Einbruch nach der Winterpause nicht. Neben dem knappen Sieg über an jenem Tag extrem schwache Augsburger steht da nur noch ein weiterer aus zehn Partien für das Team, das zum Jahreswechsel Fünfter war: Ein mühsames 1:0 gegen Bamberg, das aktuell schwächste Team der Liga, das am Samstag jedoch mit einem 2:0 über Schalding-Heining das Absacken auf einen direkten Abstiegsplatz abgewendet hat. Nur: Viel besser präsentiert sich der FC 05, bei dem sich am Dallenberg zu allem Überfluss Nils Piwernetz und Adrian Istrefi mit der jeweils fünften Gelben eine Sperre eingehandelt haben, derzeit nicht.
Was dem reellen Leistungsvermögen der reamateurisierten Mannschaft entspricht. "Wir haben in der Vorrunde über die Verhältnisse gelebt und wussten, dass so eine Phase kommen wird", mag Reitmaier die Zahlen nicht schönreden. Zu desillusionierend war das, was er nach der Pause zu sehen bekam. Selbst als die Schweinfurter mit etwas Moral auf ein Tor hinarbeiteten, brachten sie eine Kickers-Elf, die nach zwei englischen Wochen einen Gang zurückschaltete und keineswegs mehr übermächtig war, nicht ansatzweise in Bedrängnis.
Umgekehrt machten die Gäste es dem Liga-Primus leichter, als der es nötig gehabt hätte. Bei anfangs zahlreichen Vorstößen über die linke Schweinfurter Abwehrseite, wo Piwernetz frisch blondiert, aber an Geschwindigkeit limitiert chancenlos Benjika Caciel hinterherhechelte. Beim 1:0, als Saliou Sané Fabrice Montcheus Hereingabe wie im Training verwandeln durfte, schaute Dominik N'gatie zu.
Kapitän Lukas Billick blickt wehmütig zum feiernden Kickers-Block
Und beim 2:0 profitierte Ex-05er Tim Kraus, zuvor Retter gegen Severo Sturm bei der einzigen Gäste-Chance, von Istrefis und Fabio Bozesans Tatenlosigkeit sowie Torhüter Nico Stephans Fehlgriff. Letzterer zeigte allerdings auch starke Paraden und war beim 3:0 durch Pascal Moll, einem weiteren früheren Schweinfurter, nach Ivan Franjics Zuckerpass machtlos.
Und so stand Billick, der Kraus und Moll die Erfolge gönnte ("Sie haben sich weiterentwickelt und den nächsten Schritt gemacht") am Ende mit seinen Töchtern auf dem vom ausgiebigen Regen aufgeweichten Rasen, lugte wehmütig rüber zum Fanblock der Kickers: "Ich höre mir die Gesänge gerne an. Ich genieße ein letztes Mal diese Derby-Stimmung." Von seinem Ziel, ein Tor zu erzielen, war der 36-Jährige weit entfernt geblieben.
Der FC 05 hat elf Punkte Polster auf die Relegationsränge bei vier ausstehenden Spieltagen. Und einem Programm, in dem noch die fünftplatzierten Nürnberger, die im Abstiegskampf jeden Punkt brauchenden Ansbacher sowie die im Hinspiel 3:0 siegreichen Bayreuther stehen. Am Ende wird es reichen, aber ähnlich knapp wie Sportleiter Andreas Brendler es vor der Saison angekündigt hatte und sich dessen am Freitagabend erinnerte: "Wir stehen nicht da, wo wir es erwartet, sondern wo wir es erhofft haben." Gleichzeitig ein Ausblick: Mehr individuelle Qualität wird Reitmaiers Nachfolger Victor Kleinhenz angesichts des anhaltenden Sparkurses nicht zur Verfügung stehen.
Fußball: Regionalliga Bayern, Männer
FC Würzburger Kickers - FC Schweinfurt 05 3:0 (2:0)
Würzburg: Hipper - Montcheu (87. Scholz), Kraus (67. Hägele), Wegmann, Hemmerich - Franjic, Meisel (76. Karimani), Wessig - Caciel (87. Junge-Abiol), Sané, Moll (90.+5 Fischer).
Schweinfurt: Stephan - Mahmuti (90.+2 Landeck), Trslic, Billick, Piwernetz (72. Anapak-Baka) - Böhnlein, Istrefi (68. Fery) - Sturm, Bozesan (90.+6 Wehner), N'gatie (90.+9 Doktorczyk) - Jabiri.
Schiedsrichter: Felix Grund (Haidlfing). Zuschauende: 4712. Tore: 1:0 Saliou Sané (9.), 2:0 Tim Kraus (38.), 3:0 Pascal Moll (90.+4).