Da isser, der erste Sieg des Jahres: kein glanzvoller, aber ein emotionaler und höchst verdienter. Obendrein ein wichtiger: Denn mit dem 1:0 (0:0) beim FC Eintracht Bamberg hat sich der FC 05 Schweinfurt ein Stückchen zurück in den 2023er Flow geschossen und darf nun erheblich entspannter in die verbleibenden elf Partien in der Fußball-Regionalliga Bayern gehen. Nach Abstiegskampf sieht das bei jetzt 14 Punkten Polster auf die Relegationsplätze nun wirklich nicht mehr aus. Aber wonach schaut es denn aus?
Trainer Marc Reitmaier, dessen Verbleib in Schweinfurt immer noch offen ist, spricht seit Wochen von abzuklärenden Rahmenbedingungen. Und dürfte nicht nur die um die eigene Person meinen. "Man muss einfach sehen, was in der kommenden Saison möglich ist", spielt er auf die von Geschäftsführer und Hauptsponsor Markus Wolf im Interview mit dieser Redaktion angedeuteten weiteren finanziellen Einschränkungen an. Die entscheidende Frage wird sein: Kann der FC 05 dieser als Außenseiter gestarteten Mannschaft, die im bisherigen Saisonverlauf phasenweise über sich hinaus gewachsen ist und in der einige Spieler sich in den Fokus anderer Klubs gespielt haben, Perspektiven bieten?
Eine Rolle, wohlgemerkt eine immaterielle, wird spielen, wie sich die Mannschaft selbst sportlich verkauft bis Rundenende. Reicht die Qualität, auch ohne den ganz großen Druck an oder über eigene Grenzen zu gehen, könnte sie sich mit einem einstelligen Platz, vielleicht gar einem vierten oder fünften selbst eine Perspektive geben. Nämlich die, dass man kommende Spielzeit –ungeachtet der Gefahr eines nicht minder realistischen brutalen Abstiegskampfs –im Dunstkreis der Spitzenplätze mitmischen könnte, in einer Liga ohne die womöglich aufgestiegene Übermannschaft Würzburger Kickers.
Fabio Bozesan erlöst den FC 05 mit einem kuriosen Tor
Der Sieg vom Samstagnachmittag verschafft den Schweinfurtern immerhin annähernd Planungssicherheit für ein weiteres Regionalliga-Jahr. Andererseits waren genau jene Akteure, die Begehrlichkeiten wecken, Protagonisten des Erfolgs. Beim ersten "zu null" seit Oktober (2:0 in Aschaffenburg) waren Innenverteidiger Kevin Frisorger und Luca Trslic "mit Tempo und Zweikampfstärke" (Reitmaier) eine Bank. Severo Sturm (12 Tore) und Fabio Bozesan (8) waren am 1:0-Siegtor beteiligt. Letzterer kugelte mit dem Ball über die Linie (66.). Fakt ist: Verträge für die kommende Saison haben derzeit neben Kristian Böhnlein und Kevin Fery quasi nur Nachwuchsspieler.
Es war für den FC 05 ein Geduldspiel im Fuchs-Park-Stadion gegen erschreckend harmlose und extrem defensive Bamberger. Das 1:0 der Gäste schien nur eine Frage der Zeit. Obwohl es etlichen Angriffen an Präzision fehlte und das Flügelspiel kaum durch kam, führte die Flut an hohen Bällen zu Großchancen. Adam Jabiri verfehlte dreimal (1., 17., 39.) haarscharf, Severo Sturm einmal (24.). "In der Pause haben wir uns eingeschworen, das Tor irgendwie zu erzwingen. Symptomatisch, wie es gefallen ist", so Reitmaier. Der befreit wirkte: "Wir hatten in den letzten Wochen nicht die beste Phase der Saison. Wir wollten aktiver nach vorne verteidigen, das ist uns gelungen. Ich bin stolz auf das zu null."
Zaun-Party mit rund 300 mitgereisten Schweinfurter Fans
Frisorger, mit starkem Stellungsspiel als Innenverteidiger mitverantwortlich daran, schwebte nach der ausgiebigen Zaun-Party mit den rund 300 mitgereisten Fans, auf Wolke 7: "Wir haben unser Bestes gegeben, nichts zugelassen, geil, ein Derby gewonnen, extra geil." Dieses Glücksgefühl ging freilich ein gutes Stück auf einen Stürmer: Wer weiß, wie das Spiel ausgegangen wäre, hätte Jabiri nicht den Kopfball von David Lang von der Linie gekratzt (56.).
200 überwiegend jugendliche Gäste wussten da nicht so recht, ob sie sich freuen sollten oder nicht: Auf Einladung der Bamberger waren die Nachwuchs-Mannschaften der Dreiberg Kickers aus Knetzgau in den Fuchs-Park gekommen – und standen im Zwiespalt, ob sie ihren Gastgebern oder, als Unterfranken, dem FC 05 die Daumen drücken sollten. Gewinner war zumindest einer der Kickers: Beim Lattenschießen in der Halbzeitpause staubte er für die Eltern ein Wochenende im Cabrio-Flitzer und für seine Mannschaft eine Spezi-Kiste ab.
Adam Jabiri fehlt am Dienstag in Fürth
Ob die Schweinfurter Spieler am Abend noch mit dem ein oder anderen Bierchen auf ihren Sieg angestoßen haben, wollte Reitmaier nicht publik machen: "Das behalten wir intern bei uns" –Augenzwinkern. Dann redete er noch etwas von "schnellstmöglich regenerieren" und vom nächsten Spiel. Das findet bereits am Dienstag (19 Uhr) im Sportpark Ronhof im Nachholspiel bei der SpVgg Greuther Fürth II statt. Ohne Adam Jabiri; der sah kurz vor Schluss nach einem Foulspiel seine fünfte Gelbe, ist gesperrt und wirkte über die kleine Pause, ehe es am kommenden Samstag gegen Augsburg II schon wieder weitergeht, gar nicht so unglücklich.
Fußball, Regionalliga Bayern:
FC Eintracht Bamberg - FC 05 Schweinfurt 0:1 (0:0)
Bamberg: Olschewski - Valdez (75. Popp), Kettler, Schmitt - Kollmer (72. Görtler), Reischmann - Ljevsic, Reck (57. Baumgartl), Schneider (57. Linz) - Lang (72. Strasser), Hack.
Schweinfurt: Wenzel - Mahmuti, Frisorger, Trslic, Piwernetz - Fery (83. Feulner), Böhnlein - Aksu (68. N'gatie), Bozesan (86. Istrefi), Sturm (89. Tonzi) - Jabiri.
Schiedsrichter: Markus Huber (Wurmannsquick). Zuschauende: 1636. Tore: 0:1 Fabio Bozesan (66.).