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Fußball: Regionalliga Bayern
Der Kapitän des FC 05 Schweinfurt geht von Bord: 7 emotionale Momente in der Karriere von Lukas Billick
Vor dem letzten Duell mit seinem Ex-Klub Würzburger Kickers verrät der 36-Jährige, welches Derby ihn an seinen verstorbenen Vater erinnert. Und warum ein Dalí-Azubi ihn porträtiert hat.
Dankt ab: Im Sommer beendet FC-05-Kapitän Lukas Billick seine Fußballer-Laufbahn. Seit 2016 war er in Schweinfurt, zuvor unter anderem auch bei den Würzburger Kickers.
Foto: Christoph Weiss | Dankt ab: Im Sommer beendet FC-05-Kapitän Lukas Billick seine Fußballer-Laufbahn. Seit 2016 war er in Schweinfurt, zuvor unter anderem auch bei den Würzburger Kickers.
Michi Bauer
 |  aktualisiert: 23.04.2024 02:46 Uhr

Im Sommer ist Schluss für den Kapitän des Fußball-Regionalligisten FC 05 Schweinfurt: Dann beendet Lukas Billick mit 36 Jahren seine Laufbahn, die einst beim SV Beerfelden und Eintracht Wald-Michelbach im Odenwald begonnen hat. Der gebürtige Erbacher spielte beim SV Wehen-Wiesbaden und beim SV Elversberg, ehe er 2014 zum FC Würzburger Kickers wechselte, mit dem der Verteidiger prompt in die Dritte und nur ein Jahr später in die Zweite Liga aufstieg. 2016 kam der verheiratete Familienvater nach einem kurzen Trier-Intermezzo zum FC 05. Insgesamt stehen in seiner Bilanz 78 Drittliga- und über 300 Regionalliga-Einsätze.

Am Freitagabend (19 Uhr, Akon Arena) steht für Lukas Billick das letzte Derby gegen die Kickers an. Vorher blickt er auf emotionale Momente seiner Karriere zurück – und voraus.

1. Das Drittliga-Debüt mit dem SV Wehen-Wiesbaden (29. August 2009 gegen Regensburg, 0:2)

"Das war der Startschuss für meine Laufbahn im richtigen Fußball. Als Wehen-Wiesbaden aus der Zweiten Liga abgestiegen war, habe ich mich reingekämpft in die erste Mannschaft. Für mich ein absoluter Höhepunkt, es so weit geschafft zu haben. Ich war ja nie in einem Nachwuchsleistungszentrum. Bis ich 19 war, habe ich im Odenwald gespielt, weit weg vom Profifußball. Dann bin ich das erste Mal in die Stadt gekommen, plötzlich Fußball mit Fans. Ich war privat nie in den Bundesliga-Stadien unterwegs. Was ich nie vergessen werde: Ein Wiesbadener Fan war der letzte lebende Azubi von Salvador Dalí. Er hat ein Porträt von mir gemalt."

Riesige Freude nach dem 3:1-Sieg über die Kickers 2018: Lukas Billick inmitten der Schweinfurter Spieler. Am Ende gewannen die Würzburger am Grünen Tisch.
Foto: Silvia Gralla | Riesige Freude nach dem 3:1-Sieg über die Kickers 2018: Lukas Billick inmitten der Schweinfurter Spieler. Am Ende gewannen die Würzburger am Grünen Tisch.

2. Der Drittliga-Aufstieg mit dem SV Elversberg (4. Juni 2013 gegen 1860 München II; 3:2, 1:1)

"Wir haben als Zweiter der Regionalliga Südwest gegen den Bayern-Meister TSV 1860 München II um den Aufstieg in die Dritte Liga gespielt. Das Hinspiel haben wir 3:2 gewonnen, zum Rückspiel kamen an einem Dienstagabend 14.500 Fans in die Allianz Arena. Wir haben kurz vor Schuss zum 1:1 ausgeglichen und sind aufgestiegen. Wir waren in der Kabine der Bayern-Profis und haben die komplett auseinandergenommen. Da hingen Bilder der Spieler, die hingen dann nicht mehr. Es gab unfassbaren Ärger. Bezahlen mussten wir hinterher nichts, man hat sich offenbar geeinigt."

3. Der Zweitliga-Aufstieg mit den Kickers (24. Mai 2016 gegen den MSV Duisburg; 2:0, 2:1)

"Die Aufstiegsspiele zur Dritten Liga gegen Saarbrücken waren schon groß, aber das Rückspiel beim MSV Duisburg vor ausverkauften Rängen war noch krasser. Auch wenn ich erst kurz vor Schluss eingewechselt worden bin. Wir hatten daheim 2:0 gewonnen, dort 2:1. Was wir da gerissen haben, war pervers. Unglaublich, was zurück in Würzburg abging. Da war eine Bühne, die ganze Innenstadt war rot. Alle jubeln dir zu, dir wird bewusst, was du für die ganze Region erreicht hast. Wir waren bei Wein am Stein eingeladen, mit Familie, Speis und Trank. Ich habe mit dem heutigen Präsidenten Michael Grieger eine dicke Zigarre geraucht. Danach ging's in die Stadt. Pure Ekstase. Egal, wo wir hin sind, wir wurden wie Rockstars gefeiert."  

Aufstiegsparty in Duisburg: Die Kickers feiern 2016 mit den Fans den Zweitliga-Aufstieg, Lukas Billick (dritter Spieler von rechts) ist mittendrin.
Foto: Roland Weihrauch/dpa | Aufstiegsparty in Duisburg: Die Kickers feiern 2016 mit den Fans den Zweitliga-Aufstieg, Lukas Billick (dritter Spieler von rechts) ist mittendrin.

4. Die Heimfahrt vom Regionalliga-Spiel mit dem FC 05 in Buchbach (11. März 2017; 1:1)  

"Unvergessen unser Spiel in Buchbach. Ich habe nach 13 Minuten Rot gesehen, wir haben ein enttäuschendes 1:1 geliefert. Und dann ging der Bus nicht. Wir haben zwei Stunden gewartet, mit den Buchbachern ein paar Biere getrunken. Dann kam ein Linienbus für die Heimfahrt. Das Ende vom Lied: Nach fünf Stunden kamen wir an, einige lagen in den Gepäckablagen. In Schweinfurt sind die Touren mit Busfahrer Norbert Kleider eh besonders. Vor allem waren sie das zu Zeiten von Trainer Gerd Klaus, Spielern wie Joe Bechmann und Physio Peter Hofmann. Da war nach Erfolgen alles erlaubt: Im Bus wurden Zigaretten ausgepackt, Schlager und Malle-Hits gesungen. Da habe ich gewusst: Hier bin ich richtig. Ich bin immer mit Adam Jabiri oder Steffen Krautschneider zum Treffpunkt gefahren, dann brauchte ich am Abend kein Auto mehr fahren. Das war unter uns Würzburgern klar kommuniziert."

5. Das am Grünen Tisch entschiedene Pokal-Derby zwischen dem FC 05 und den Kickers (12. September 2018)

"Unglaubliche Freude, Ärger und auch Trauer verbinde ich mit dem Derby von 2018. Wir hatten im strömenden Regen und unter Flutlicht mit 3:1 gegen die Kickers gewonnen. Das ganze Stadion hat gebebt. Am Abend war jedoch schon zu spüren, dass was nicht stimmt. Die Kickers wussten da schon, dass wir einen Formfehler bei der Aufstellung begangen hatten. Wenig später war klar, dass wir am Grünen Tisch verlieren. Nur: Für mich stand das plötzlich gar nicht im Vordergrund. Ich habe kurz nach Abpfiff die Nachricht bekommen, dass mein Vater während des Spiels gestorben ist. Als ich das Pokal-Aus richtig realisiert habe, war ich natürlich sauer. Fand es aber auch ungerecht, wie die ganze Schuld unser Sportleiter Gerd Klaus abbekommen hat. Das ist so ein feiner Mensch."  

Pokal-Erlebnis auf Schalke: Der Schweinfurter Lukas Billick (rechts) im Kopfballduell mit den Schalkern (von links) Malick Thiaw und Benjamin Stambouli.
Foto: Elmar Kremser/SVEN SIMON | Pokal-Erlebnis auf Schalke: Der Schweinfurter Lukas Billick (rechts) im Kopfballduell mit den Schalkern (von links) Malick Thiaw und Benjamin Stambouli.

6. Das DFB-Pokal-Spiel mit dem FC 05 Schweinfurt auf Schalke (3. November 2020; 1:4)

"Ich liebe Pokalspiele. Da empfinde ich ganz andere Emotionen. Ich hatte mit den Kickers Spiele gegen Düsseldorf, Braunschweig und Bremen. Mit Schweinfurt zweimal gegen Frankfurt, gegen Sandhausen und Schalke. Mit beiden Klubs bin ich mal eine Runde weitergekommen. Ein absoluter Höhepunkt war das Spiel in der Corona-Zeit mit dem FC 05 auf Schalke. Auch wenn keine Fans da sein durften: Wann spielt man schon mal in der Arena? Wir waren im Hotel, sind abends spazieren gegangen, haben das Stadion angeschaut. Das vermittelte ein Gefühl, als gehöre man zu den Großen. Dann führen wir da auch noch 1:0. Gänsehaut. So schade, dass wir dann den Elfmeter zum möglichen 2:2 verschießen. Trotzdem ein überragendes Erlebnis."  

Hat sich auch bei den Kickers wohlgefühlt: Lukas Billick nach dem Derby 2023 mit der Würzburger Teambetreuerin Rosi Orner.
Foto: foto2press/Frank Scheuring | Hat sich auch bei den Kickers wohlgefühlt: Lukas Billick nach dem Derby 2023 mit der Würzburger Teambetreuerin Rosi Orner.

7. Das Derby zwischen den Kickers und dem FC 05 am Freitagabend in Würzburg (19. April 2024) 

"In fünf Spielen ist meine Laufbahn beendet. Das Derby wird ein großer Moment für mich, auch, um mir selbst Servus zu sagen. Mit diesem Spiel kann ich mich bei beiden Vereinen und ihren Fans bedanken. Man wird mich bei beiden Klubs künftig immer mal im Stadion sehen, ganz ohne Fußball geht's bei mir nicht. Jetzt habe mit meinem Mitspieler Tom Feulner aber erst noch eine Wette laufen, muss einige Dinge abarbeiten. Dazu gehört ein Tor. Am Freitag gewinnt Schweinfurt mit 2:0, und ich schieße ein Tor."

 
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