Was bedeutet nun diese erste Pflichtspiel-Niederlage der Würzburger Kickers in dieser Saison? "Gar nix", war die Antwort von Trainer Marco Wildersinn auf die Frage, was das 1:3 (1:2) bei der SpVgg Greuther Fürth in den Köpfen seiner Spieler nun auslösen könnte. "Die Sinne sind neu geschärft. Wir werden das schnell abschütteln."
Noch am Dienstagabend machte sich der Würzburger Chefcoach an die Videoanalyse. "Zwischen den Strafräumen haben wir vieles sehr gut gemacht, vor den Toren aber, hinten wie vorne, vieles nicht gut", stellte er im Rückblick fest. "Die Spieler sind sehr selbstkritisch und werden ihre Lehren ziehen."
Im Hinblick auf die über Wohl und Wehe entscheidenden Aufstiegsspiele gegen den Meister der Regionalliga Nord kann man aus Würzburger Sicht aus dem Fürther Regen die Erkenntnis mitnehmen, dass in einer Partie eben, trotz aller Vorbereitung, manches schieflaufen kann. Es braucht nicht einmal eine richtig schlechte Leistung, um zu verlieren. Eine schwache Chancenverwertung, ein verschossener Elfmeter, ein paar kleine Nachlässigkeiten im Abwehrverbund. Dazu ein Gegner, der nach einem Tor in der ersten Minute vor Selbstvertrauen strotzt und seinerseits nicht viele Chancen liegen lässt. Das waren schon die Zutaten zur Kickers-Niederlage.
Blöd gelaufen – könnte man sagen. Doch ganz so einfach wollte sich Wildersinn die Sache dann nicht machen: "Klar lief vieles gegen uns. Aber wir hatten es in der Hand, dies zu verhindern: Wir hätten den Elfmeter reinmachen und auch kontrollierter in die Zweikämpfe gehen können, damit es keine Gelben Karten gibt."
Die waren ein echtes Ärgernis mit Blick auf das Derby gegen den FC Schweinfurt 05 am Freitag (19 Uhr). Mit Kapitän Peter Kurzweg, Thomas Haas und Maximilian Zaiser wurden gleich drei Würzburger Akteure zum fünften Mal in dieser Saison verwarnt und sind nun gegen Schweinfurt gesperrt. Dabei führen die Kickers die Fair-Play-Tabelle genauso mit Abstand an wie das sportliche Tableau und haben bislang in dieser Saison die wenigsten Gelben Karten von allen Ligarivalen kassiert – nämlich 46. Zum Vergleich: Bei den Schweinfurtern, die in Würzburg auf keinen Gesperrten verzichten müssen, sind es 68.
Die Würzburger Kickers werden am Freitagabend also ihr Team verändern müssen. Linksverteidiger Kurzweg und Mittelfeld-Organisator Zaiser gelten bei aller Rotation im Kickers-Team als nahezu unverzichtbar, standen seit der Winterpause in allen Spielen in der Startelf.
Nun droht mit Torhüter Vincent Friedsam auch noch eine weitere Stammkraft auszufallen. Der 21-Jährige zog sich in der Schlussphase der Partie in Fürth bei einem Zusammenprall mit Mitspieler Kurzweg eine Prellung im Hüftbereich zu. Die Schmerzen strahlten sofort in Bein und Rücken aus, Friedsam musste gestützt von Mitspielern vom Feld humpeln.
Friedsam-Einsatz fraglich
Am Tag nach dem Spiel hatte sich noch keine echte Besserung eingestellt. Doch Trainer Wildersinn hat die Hoffnung noch nicht aufgeben, dass Friedsam am Freitagabend das Tor hüten kann. "Wir haben mit Johann Hipper zwar einen guten Ersatz. Aber Verletzte können wir nicht gebrauchen", so der Kickers-Coach. Immerhin stand mit Daniel Hägele ein Rückkehrer gegen Fürth wieder im Kader, und mit Yannick Scholz wird gegen Schweinfurt ein weiterer Innenverteidiger wieder einsatzfähig sein.
Das Derby könnte wenige Tage nach der ersten Saisonniederlage angesichts der veränderten Ausgangslage zu einem Stresstest für den Spitzenreiter werden. "Da müssen wir jetzt mit einer dezimierten Mannschaft eine Antwort auf das Spiel in Fürth geben", so Wildersinn. "Eine Herausforderung."