Die beiden letzten Begegnungen des FC 05 Schweinfurt in der Fußball-Regionalliga Bayern gegen Vilzing und in Fürth wurden wegen Unbespielbarkeit der Plätze abgesagt. 33 Punkte aus 20 Partien reichen den Nullfünfern jedoch aktuell zu Platz 5. Nach der Umstellung auf Amateurstatus und einem radikalen personellen Umbruch im Sommer eine riesige Überraschung. Lediglich der Klassenerhalt war als Ziel formuliert worden bei dem Klub, der nach dem Scheitern in der Relegation 2021 zuletzt zweimal deutlich das Ziel Dritte Liga verpasst hatte.
Eine neue Demut wurde formuliert – auch von Sportleiter Andreas Brendler, der den stark regionalisierten neuen Kader in wenigen Wochen zusammengestellt hat. Der 37-Jährige, der noch für Kreisligist SV-DJK Unterspiesheim selbst aufläuft, als Jugendtrainer beim FC Bayern und TSV 1860 München tätig war und als Trainer des TSV Großbardorf in der Bayernliga, äußert sich jedoch im Gespräch mit dieser Redaktion inzwischen etwas offensiver. Der Familienvater macht sich aber auch Gedanken übers Aufhören.
Andreas Brendler: Ganz ehrlich: Die letzten Monate waren völlig verrückt. An Abschalten war sehr wenig zu denken. Keiner wusste im Frühjahr, wo die Reise des FC 05 hinführt.
Brendler: Ich habe in der Bayernliga aus meiner Großbardorfer Zeit ein gutes Netzwerk. Und es war klar: Aus der Bayernliga würde man bevorzugt Spieler verpflichten. Ende Februar hat Geschäftsführer Markus Wolf angerufen und gesagt: Ab sofort ist Marc Reitmaier Trainer und du bist Sportleiter. Ich habe das nur gemacht, weil mir der Verein seit vielen Jahren extrem am Herzen liegt und ich helfen wollte. Zu dem Zeitpunkt hatten drei Spieler einen Vertrag für 2023/24. In so einer krass kurzen Zeit etwas auf die Beine zu stellen mit Spielern, die irgendwie fahrbar nach Schweinfurt wohnen, war eine irre Herausforderung. Viele haben gesagt, wir würden nicht konkurrenzfähig mit diesem Kader sein.
Brendler: Weil wir am Maximum des Machbaren herumwursteln. Der Trainer hat mit seinem Team hervorragende Arbeit geleistet. Ein Führungsspieler wie Kristian Böhnlein spielt eine überragende Saison. Viele Neuzugänge übertreffen die Erwartungen. Für uns hat sich ein Teamplayer wie Tom Feulner als wertvoller erwiesen als ein 22-Jähriger aus der Nachwuchsakademie des FC Barcelona. Fabio Bozesan hat sich als Glücksgriff erwiesen. Severo Sturm trifft zweistellig. Die Fans unterstützen uns. Sie erkennen und schätzen, dass wieder eine Mannschaft auf dem Platz steht, die für den FC 05 alles gibt. Ja, wir profitierten auch von einem Überraschungseffekt. Aber ich fürchte keinen Einbruch. Wir haben keine positiven, keine negativen Serien. Wir sind gefestigt und punkten konstant.
Brendler: Ich singe dieses Lied nicht. Wir werden unser Ziel, und das ist der Klassenerhalt, erreichen. Wir brauchen vermutlich 38, 39 Punkte, haben 33 und noch 14 Spiele. Ob wir am Ende Zwölfter mit 48 Punkten, oder Neunter mit 49 sind, ist nicht entscheidend.
Brendler: Es gibt in der Liga keine richtig schwache Mannschaft. Da muss man immer am Limit spielen, um immer zu punkten. Dass wir Dellen in der Leistung haben, ist normal. Wir sind nicht die Kickers, die vielleicht ohne Niederlage durch die Runde gehen. Schade ist es nur, dass wir beide Highlight-Spiele zu Hause verloren haben, gegen die Bayern und gegen Kickers vor 4000 und 5000 Zuschauern. Einen richtigen Unterschiedspieler, der halbwegs in unseren finanziellen Rahmen passt und auch noch aus der Region ist, bekommst du in der Regionalliga nicht so einfach. Wir hatten im Sommer Tim Latteier bei uns im Training. Ihm hat es gefallen. Aber er ist nach Bayreuth, wo unter Profibedingungen gearbeitet wird. Wir machen's halt über mannschaftliche Geschlossenheit.
Brendler: Die Frage aller Fragen. An der Schnittstelle zwischen Regionalliga und Dritter Liga kommt alles auf die wirtschaftliche Lage an. Ob und wann sich die bei uns ändert, lässt sich überhaupt nicht absehen. Aber klar: In Schweinfurt dauerhaft von Platz 14 zu reden, ist schwer. Umgekehrt können wir nicht acht Monate nach der Reamateurisierung für nächste Saison vom Aufstieg träumen. Wir wollen ambitioniert Fußball spielen.
Brendler: Wir haben uns eine gewisse Planungssicherheit für ein weiteres Jahr Regionalliga erarbeitet. Wir wollen mit möglichst vielen Spielern, die funktioniert haben, in die neue Saison gehen. Mit Kristian Böhnlein haben wir ja schon verlängert. Drei weitere Spieler, darunter mit Kevin Fery ein Führungsspieler, haben noch Vertrag. Adam Jabiri wird zum Ende der Saison selbst entscheiden, ob noch ein Jahr möglich ist. Im Januar, Februar wollen wir mit möglichst vielen Stammspielern verlängern. Und im Rahmen unserer Möglichkeiten den Markt sichten. Perspektivisch. Es gibt keinen Anlass für Experimente. Wenn einer studienbedingt in die Region zieht, schauen wir hin.
Brendler: Der aktuelle A-Jugend-Jahrgang ist stark, spielt um den Bundesliga-Aufstieg. Wir wollen und werden drei, vier Jungs hochziehen und einbauen. Unsere gute Jugendarbeit hat eine wichtige Funktion. Und die IFA bleibt interessant für uns. Aktuell haben wir aus Ebern mit Hans Anapak einen außergewöhnlichen Spieler. Okay, er will ins Profigeschäft. Wenn er den Sprung in die Dritte Liga schafft, sind wir stolz. Es kommen womöglich neue coole, junge Spieler aus der ganzen Welt. Vielleicht haben wieder zwei, drei die Chance, bei uns zu spielen. Sie wohnen und essen in der Akademie. Das sind Kosten, die sich der Verein spart. Die Kooperation kann sich für alle Beteiligten lohnen.
Brendler: Absolut. Aber ich will nicht bis Mai warten. Ich hoffe sehr, dass er bleibt und das vielleicht schon im Januar oder Februar erklärt. Das würde Spieler-Gespräche vereinfachen. Alle wollen wissen, wer Trainer ist. Im Moment kann ich nur sagen, dass ich gute Gespräche mit Marc führe.
Brendler: Es ist nicht so, dass ich das als Kick in der Freizeit brauche. Im Fußball ist Vieles nicht mehr wie früher. Da wird kaum noch langfristig geplant. Beim FC 05 wird halt hingeschaut, das ist anders als in Pipinsried oder Illertissen. Es existieren Erwartungshaltungen, weil es ein Traditionsverein ist. Ich mache eine Baustelle zu, da geht die nächste schon auf. Auf Dauer kann man Sportleiter als Nebenjob auf diesem Niveau nicht leisten. Die Belastung ist grenzwertig. Ich habe schon angefangen, darüber nachzudenken, ob ich das weiter mache.
Brendler: Ich habe lange in München gearbeitet. Es gab Möglichkeiten. Auch jetzt bin ich mit anderen Vereinen im Austausch. Nur gebe ich meinen Beruf nicht für die Regionalliga auf. Wenn ein Angebot aus der Dritten Liga käme, würde ich es mir anhören. Aber ich bin nicht abhängig vom Fußball. Meinen Sohn in der U 5 zu trainieren, würde mich auch erfüllen. Schauen wir mal, was passiert.