Im Jugendfußball hat Hansjürgen Ragati seit über drei Jahrzehnten seine Berufung gefunden. Unzählige Nachwuchsspieler in Vereinsmannschaften und Auswahlteams sind durch die Ausbildung des 55-Jährigen gegangen. In dieser Saison trainiert der A-Lizenz-Inhaber die U-17-Junioren des TSV Großbardorf in der Bayernliga, der Spielklasse unterhalb der Junioren-Bundesliga. Auch beruflich hat Ragati, der in Hohenroth lebt, mit jungen Menschen zu tun.
Hansjürgen Ragati: Mein früherer Großbardorfer Juniorenspieler Johannes Geis, der nach mehreren Profistationen beim 1. FC Nürnberg spielt. Schon damals war sein Potenzial zu erkennen, dass er es in den bezahlten Fußball schaffen kann. Das letzte Mal getroffen haben wir uns 2016, als er – bei Schalke unter Vertrag – die Realschule in Bad Neustadt besucht hat.
Ragati: Von Kindesbeinen an war ich Fußballer, Leichtathlet und Turner. Mein Heimatverein ist der TSV Wiesentheid, wo ich bis Mitte 20 in der Kreisliga und Bezirksliga gespielt habe. Als A-Jugendlicher bin ich für eineinhalb Jahre zum FC Schweinfurt 05 gegangen und hatte dort mit der ersten Mannschaft einige Einsätze in der drittklassigen Bayernliga. Ein tolles Erlebnis war meine Berufung in die Bayernauswahl, verbunden mit einem Spiel gegen die Junioren-Nationalmannschaft der Sowjetunion. Vor dem Anpfiff die Hymne zu hören, war ein Gänsehautmoment. Die Mitspieler kamen alle aus Profivereinen. Am weitesten hat es Stefan Reuter gebracht.
Ragati: Die Trainerlaufbahn habe ich zu Beginn des Studiums eingeschlagen, als ich beim Bayerischen Fußball-Verband in die Talentsichtung gegangen bin. Juniorenteams habe ich in Wiesentheid, bei den Würzburger Kickers und beim Würzburger FV trainiert, bevor ich 2005 nach Großbardorf gekommen bin. Von 2011 bis 2014 war ich für die erste Mannschaft in der Bayernliga verantwortlich. Dreimal sind wir knapp am Aufstieg in die Regionalliga gescheitert. Danach war ich eine Saison in Waldberg. 2018 bin ich wieder beim Großbardorfer Nachwuchs eingestiegen.
Ragati: Jugendliche lassen sich einfacher formen. Mir macht es Spaß, zu sehen, wie sie sich in kurzer Zeit entwickeln. Die Ausbildung der Nachwuchsspieler hat für mich daher einen höheren Stellenwert als der Tabellenplatz. Bei den Erwachsenen ist es ein längerer Prozess, Veränderungen herbeizuführen. Ich möchte nicht ausschließen, dass ich mal wieder ein Männerteam übernehme. Aber es müsste ein Verein mit Ambitionen sein.
Ragati: Zwischen 10 und 14 Jahren ist es wichtig, in einer behüteten Umgebung aufzuwachsen. Mit guten Trainern in einer ambitionierten, höherklassigen Mannschaft ist es kein Nachteil, zunächst in der Heimat zu bleiben, um sich weiterzuentwickeln. Oft sind es die Eltern, die zu viel Druck ausüben. Wer gut genug ist, schafft es auch mit 15 zu einem großen Verein. Selbst dann sortieren manche Leistungszentren gnadenlos aus. Daher würde ich meinen Sohn nie zu Bayern München schicken.
Ragati: Bei uns herrscht eine familiäre Atmosphäre, in der sich die Spieler ohne großen Druck entfalten können. Das ist ein Unterschied zu den Leistungszentren. Wir wollen Spieler möglichst lange bei uns behalten, im Idealfall bis zur ersten Mannschaft. Spielern mit dieser Perspektive helfen wir auch bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz. In den letzten Jahren hat der Verein außerdem viel in die Infrastruktur investiert: Es gibt einen Kunstrasenplatz, einen Kraftraum und Übernachtungsmöglichkeiten für Trainingslager.
Ragati: Wir Trainer können in Fürth an Fortbildungen teilnehmen. Es besteht die Möglichkeit, Freundschaftsspiele zu vereinbaren und besondere Talente zu einem Probetraining zu schicken. Genauso finden bei uns Talenttage und Trainingslager statt, bei denen die Fürther den Nachwuchs sichten. Ein besonderes Erlebnis ist es für unsere Junioren, wenn sie mit den Profis in Fürth ins Stadion einlaufen dürfen.
Ragati: Ich wollte schon immer mit jungen Menschen arbeiten und Lehrer werden. Seit 1998 unterrichte ich Englisch und Sport an der Realschule Bad Neustadt. So hat es mich von Wiesentheid ins Grabfeld verschlagen.
Ragati: Die Schere geht weit auseinander zwischen den Supersportlern und den Schülern, die mit Bewegung nichts am Hut haben. Hangeln, klettern, balancieren – die grundlegenden Fähigkeiten verkümmern immer mehr. Das war vor 30 Jahren anders. Da musste ich keine Angst haben, wenn ein Kind eine Rolle vorwärts macht.
Ragati: Ich versuche, jedes Training vor- und nachzubereiten und viele Informationen über den Gegner zu beschaffen. Auch Dinge neben dem Fußball sind mir wichtig, etwa mit der Mannschaft in eine Therme und zum Golfen zu gehen oder Life-Kinetik ins Training zu integrieren.
Ragati: Eine Trainingsform, die Bewegung, Wahrnehmung und kognitive Herausforderungen mit spaßigen Übungen kombiniert. Ziel ist es, durch ungewohnte Aufgaben neue Verbindungen zwischen den Gehirnzellen zu schaffen, um im Alltag oder Sport leistungsfähiger zu werden. Ich bin ein Verfechter davon und habe verschiedene Ausbildungen in diesem Bereich.
Ragati: Ich passe den Interview-Ball zu Sebastian Knüttel, der in Großbardorf mein Kapitän war. Er ist als Vorbild vorangegangen und hat immer großen Einsatz gezeigt. Sebastian hat für das Team gelebt, auch außerhalb des Feldes die Jungs zusammengebracht. Er hat es mir als Trainer leicht gemacht.
Zitat Ragati: "Wir wollen Spieler möglichst lange bei uns behalten, im Idealfall bis zur ersten Mannschaft."
Wer sich als junger talentierter Fußball davon überzeugen lässt und eben nicht mit spät. ca. 15 Jahren in ein Leistungszentrum wechselt aus dem wird vielleicht ein guter Fußballer für den TSV Großbarf aber mit allergrößter Wahrscheinlichkeit auch nicht mehr. Man könnte den Eindruck bekommen als würde Talenten geraten eben nicht zu wechseln, falls doch dann bitte nach Fürth und nicht zu Bayern München etc.
Ausgesiebt wird überall, die allerwenigsten schaffen es in den bezahlten Fußball, die Chance wird aber ungleich höher sein wenn man die viele Jugendmannschaften eines gut aufgestellen Bundesligisten z.B. auch Bayern München durchlaufen hat als wenn man in Großbardorf bleibt oder erst in der U17 nach Fürth wechselt.